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Ärzte-Software im Visier der Kassen
Manipulation bei Aut-idem-Kreuz?
In Bremen wundern sich die Krankenkassen über die hohen Aut-idem-Raten einiger Arztpraxen. Bei rund einem Fünftel der Verordnungen wurde die Substitution ausgeschlossen, berichtet die „Ärzte Zeitung“ – einige Praxen haben nahezu 100 Prozent-Quoten. Es steht der Verdacht im Raum, dass manipulierte Software der Grund sein könnte. Die Kassen wollen einige Praxen daher überprüfen.
Hintergrund ist laut der Zeitung eine Auswertung von IMS Health über den generikafähigen Markt 2013, der zufolge Vertragsärzte in Bremen bei fast 21 Prozent aller Verordnungen die Substitution verboten haben. Damit belegt das Bundesland den Spitzenplatz in Deutschland. „Einige Ärzte scheinen standardmäßig anzukreuzen“, wird ein Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Bremen zitiert. Der Prüfstelle seien vielfach Rezepte aufgefallen, auf denen nur ein Präparat verordnet, aber alle möglichen Aut-idem-Kreuze gesetzt waren.
Bei der Prüfstelle selbst erklärt ein Beratungsapotheker, 37 Betriebsstätten in Bremen hätten im vergangenen Jahr bei 75 bis 100 Prozent aller Rezeptzeilen ein Aut-idem-Kreuz gesetzt. 33 Praxen taten dies laut der KV Bremen bei mindestens jeder zweiten Zeile – und 88 schlossen in 25 bis 49,9 Prozent aller Fälle die Substitution aus. Bei den stark betroffenen Praxen geht man daher von einem Automatismus aus: „Wir vermuten, dass verschiedentlich Praxissoftware eingesetzt wird, die automatisch ankreuzt“, erklärt ein KV-Sprecher.
Allerdings: § 12 SGB V verpflichtet Ärzte zu einer ausreichenden, zweckmäßigen und wirtschaftlichen Verordnung. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung betont daher, automatisiertes Kreuzen widerspreche den eigenen Vorgaben – und sei illegal. Die KV Bremen hat ihren Mitgliedern der Zeitung zufolge bereits nahegelegt, ihre Praxissoftware zu überprüfen und gegebenenfalls etwaige Funktionen auszuschließen. Die Bremer Kassen wiederum wollen dem Verdacht der Manipulation nachgehen. Alle Praxen, die über 50 Prozent aller Rezeptzeilen mit einem Kreuz versehen haben, sollen nun angeschrieben werden.
Berlin - 21.07.2014, 11:17 Uhr