Rezepturherstellung

Froese: Vergütung oft unter Mindestlohn

Berlin - 31.07.2014, 12:45 Uhr


Der gesetzliche Mindestlohn ist ein vieldiskutiertes Thema. Beschäftigte sollen ab dem 1. Januar 2015 grundsätzlich nicht weniger als 8,50 Euro in der Stunde bekommen. Hinsichtlich des Lohns für das pharmazeutische Personal dürfte das kein Problem sein. Wohl aber, wenn man den Mindestlohn auf die Rezepturherstellung bezieht, meint Dr. Peter Froese, Vorsitzender des Apothekerverbandes Schleswig-Holstein.

Der Arbeitsaufwand für eine qualitätsgerechte Herstellung von Rezepturen und die Dokumentation sei in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen, erklärte der Verbandschef, aber „die Vergütung verharrt auf dem Stand von 2004“. Seit dem Jahr 2012 ist unter anderem vorgeschrieben, dass Apotheker bei jeder Rezeptur die Plausibilität der Verordnung überprüfen und dokumentieren müssen.

Der Großteil der Rezepturen für gesetzlich Versicherte in Schleswig-Holstein entfiel im Jahr 2013 auf allgemeine Rezepturen wie Salben oder Kapseln. Für die Anfertigung einer allgemeinen Rezeptur seien minimal zwanzig Minuten, oft aber eine halbe bis zu einer Stunde erforderlich. „Mit einem gesetzlichen Arbeitspreis von 2,50 bis 7,00 Euro pro Anfertigung wird für unser hochqualifiziertes Apothekenpersonal oft nicht einmal der gesetzliche Mindestlohn erreicht“, kritisiert Froese.

Daneben gibt es auch Spezialrezepturen – zum Beispiel für die Betäubungsmittelersatz- oder Krebstherapie. Während für onkologische Spezialrezepturen die Arbeitspreise in den letzten Jahren mehrfach angepasst worden seien, deckt die Vergütung bei der Drogenersatztherapie dem Verband zufolge teilweise nicht einmal den Einkaufspreis der Apotheke für die eingesetzten Substanzen. „Hier besteht dringender Nachbesserungsbedarf“, fordert Froese in Richtung Politik und Krankenkassen.

Im Jahr 2013 haben die schleswig-holsteinischen Apotheken mehr als 380.000 Rezepturarzneimittel (davon 264.362 allgemeine) für GKV-Versicherte hergestellt. Das ermittelte das Deutsche Arzneiprüfungsinstitut e.V. (DAPI). „Das sind weit mehr als 1000 Rezepturen täglich“, unterstreicht Froese. Insgesamt dürfte die Zahl noch deutlich höher liegen, da das DAPI Rezepturen für Privatversicherte oder auf direkte Nachfrage nicht erfasst.


Annette Lüdecke


Das könnte Sie auch interessieren

Froese kritisiert Vergütung der Rezepturherstellung

„Nicht einmal der gesetzliche Mindestlohn wird erreicht“

DAPI-Zahlen 2013 zur Rezepturherstellung in Apotheken

Über zwölf Millionen Rezepturen

Herstellung in Apotheken

Mehr als 12 Millionen Rezepturen

Bundestag verabschiedet Arzneimittelversorgungsstärkungsgesetz

Weg frei für höheres Rezeptur-Honorar

Kiefer: Anpassung der Honorierung überfällig

13 Millionen Rezepturen