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DAZ-Interview
BfArM-Chef: „Patientenschutz ist das höchste Gut“
Prof. Dr. Karl Broich, Präsident des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), befürwortet weitere Maßnahmen, um Arzneimittel-Lieferengpässen besser entgegentreten zu können. Insbesondere sollte die beim BfArM geführte Engpass-Liste erweitert und verpflichtend werden. Zudem setzt Broich auf eine verlässliche Zusammenarbeit mit Apotheken – auch von ihnen wünscht er sich Hinweise auf Lieferengpässe.
„Die bei uns geführte freiwillige Liste zu Lieferengpässen sollte aus unserer Sicht eine verpflichtende sein“, erklärte Broich im Interview mit der Deutschen Apotheker Zeitung (DAZ). Zudem sollten alle nicht lieferbaren Arzneimittel gemeldet werden – und nicht nur solche gegen besonders schwerwiegende Erkrankungen. „Hier bräuchte man mehr Transparenz, ähnlich wie bei der Liste, die die amerikanische FDA führt.“
Begrüßen würde es Broich auch, wenn es gelänge, Großhändler, Apotheker und Krankenhausapotheker zu mobilisieren, zentrale Defektlisten zu veröffentlichen. Das „wäre für uns von großem Vorteil“, so der neue BfArM-Chef. „Die Diskussion über eine freiwillige Meldeliste der Hersteller könnte dadurch sehr entschärft werden.“
Broich verweist im DAZ-Interview drauf, dass Lieferengpässe häufig durch Qualitätsmängel zustandekommen. Insbesondere bei einer Produktion in Schwellenländern, wo die Kontrollmöglichkeiten seiner Behörde begrenzt sind. „Es ist uns ein Anliegen, in solchen Ländern mehr Inspektionen durchzuführen – sowohl hinsichtlich der Qualitätsstandards als auch der klinischen Prüfungen“, so der BfArM-Präsident. Er erinnert an die Engpässe, die es vor einiger Zeit bei Heparin gab. „Diese waren entstanden, weil in China Verunreinigungen stattfanden. Das war auch für Deutschland sehr kritisch und zeigte, dass man nicht zu sehr auf die Produktion in Ländern wie China oder Indien setzen sollte. Die Produktionskosten können da nicht das Hauptargument sein.“
Weiterhin erklärte Broich im Gespräch mit der DAZ, im Zusammenhang mit Arzneimittelfälschungen sollte „neu über den Parallelhandel nachgedacht“ werden. „Wir müssen uns fragen, ob wir die mittlerweile bestehenden Lieferketten ausreichend kontrollieren können. Hier sind zuweilen vier, fünf Zwischenhändler beteiligt. Das nachzuvollziehen wird sehr schwierig – zumal, wenn dann noch kriminelle Energie dazu kommt.“ Broich hat dazu eine klare Meinung: „Ich denke, hier muss der Patientenschutz das höchste Gut sein.“
Lesen Sie das vollständige Interview mit BfArM-Präsident Professor Dr. Karl Broich in der aktuellen DAZ 2014, Nr. 35, S. 18.
Berlin - 27.08.2014, 16:30 Uhr