Lukrative Geschäfte

Arzneimittelmanipulationen im Tatort Münster

Berlin/Stuttgart - 22.09.2014, 16:55 Uhr


Der gestrige „Tatort Münster“ hatte es in sich: In der Krimiserie mit viel Klamauk ermittelten Kommissar Frank Thiel und Gerichtsmediziner Prof. Dr. Karl-Friedrich Boerne im Umfeld eines Krankenhauses. Neben der Profitgier im Gesundheitswesen und einem Betäubungsmittel-abhängigen Krankenhausapotheker ging es um ein hochaktuelles Thema: Arzneimittelfälschungen bzw. -manipulationen.

Der Wirkstofflieferant hatte die Produktion des Zytostatikums eingestellt. Ein Großhändler reagierte schnell, er kaufte die Ware auf und war somit der einzige Lieferant. Die Zubereitung zur Infusion wurde in der Klinikapotheke für jeden Patienten individuell hergestellt – und war natürlich teuer.

Rund um Zytarix gab es dann allerlei Ungereimtheiten: Ein Patient erhielt eine Infusion mit dem Wirkstoff und verspürte keinerlei Nebenwirkungen. Boerne erläuterte diesem daraufhin, dass aufgrund fehlender Nebenwirkungen wie Haarausfall, Übelkeit und Erbrechen kein Wirkstoff in der Infusion enthalten sein könne. Eine Ärztin wurde ebenfalls misstrauisch. Sie schickte die Infusion eines verstorbenen Patienten zur Analyse in die Apotheke des benachbarten Uniklinikums. Dort stellte man fest, dass der Wirkstoff nur in subtherapeutischer Dosis enthalten war. Diese Erkenntnis endete sowohl für den Apotheker, der die Analyse durchgeführt hatte, als auch für die misstrauische Ärztin tödlich.

Schlussendlich ergab sich, dass mit Zytarix im großen Stil Geschäfte gemacht wurden. Die Substanz wurde in der Klinikapotheke vom Apotheker gestreckt, der aufgrund seiner Betäubungsmittelabhängigkeit erpressbar war. Gemeinsam mit dem Großhändler, der alle Bestände in seiner Hand hatte, vertrieb die Klinikleiterin das „übrige“ Zytarix und sanierte so die Bilanz des Klinikums. 

Ob diese Geschichte tatsächlich genau so in der Realität vorkommen würde, weiß man nicht, theoretisch möglich wäre es aber. Sie zeigt auf jeden Fall recht deutlich, wie lukrativ das Geschäft mit gefälschten oder – wie in diesem Fall – manipulierten, hochpreisigen Arzneimitteln ist. Auch mit Securpharm wäre ein solches Szenario im Übrigen nicht zu verhindern gewesen. Der Tatort greift damit ein Thema auf, das derzeit angesichts nicht abreißender Meldungen über Diebstähle und mögliche Manipulationen aktueller denn je ist.

Hier geht es zum Münsteraner Tatort „Mord ist die beste Medizin“.


Annette Lüdecke/Julia Borsch