Trends in der Pharmaforschung

Früh die Spreu vom Weizen trennen

Remagen - 22.09.2014, 09:06 Uhr


Der weltweite Pharmaumsatz soll in diesem Jahr einen neuen Rekord erzielen und erstmals die 1-Billion-Dollar-Marke knacken (2013: 980 Mrd. Dollar). Dies prognostiziert das Intellectual Property and Science Business von Thomson Reuters in seinem „Pharmaceutical R & D Factbook“ 2014. Und es gibt noch weitere positive Trends, wie etwa eine Erhöhung der Zahl an neuen Wirkstoffen.

In der Forschung zeichnet sich ein Trend ab, nach dem die Firmen „schnell und billig“ scheitern. Das heißt, die Pipelines werden verschlankt. Die Erfolgsquoten in frühen Entwicklungsphasen, in denen die Forschung noch „billig“ ist, gehen zurück, dafür gibt es stabilere Erfolgsraten in den späteren Phasen. Nach Berechnungen von Thomson Reuters liegt die Wahrscheinlichkeit, tatsächlich auf den Markt zu kommen, für die erste „Dosis in einer Tox-Prüfung“ bei vier Prozent, bei der ersten Verabreichung am Menschen – in der frühen klinischen Entwicklung – bei sechs Prozent und auf der Stufe des ersten Einsatzes an Patienten bei 14 Prozent. Danach steigt sie mit dem Eintritt in die pivotalen zulassungsrelevanten Studien sprunghaft auf 64 Prozent an, und nach Stellen des Zulassungsantrags werden die Chancen, dass es nicht mit der Genehmigung klappt, schon sehr gering (89% Erfolgswahrscheinlichkeit).

Jon Brett-Harris, Geschäftsführer von Thomson Reuters Life Sciences, bewertet diese Entwicklung als sehr positiv: „Pharmazeutische Forschung und Entwicklung ist ein schwieriger und teurer Prozess, und das in einer Branche mit hohen Erwartungen. Mit den jüngsten Diskussionen über die Hürden in diesem Prozess sind wir jetzt wieder zuversichtlicher hinsichtlich positiver Entwicklungen und einer erfreulichen Zukunft.“

Diese ermutigenden Aussichten widersprechen aus der Sicht von Thomson Reuters allerdings der Wahrnehmung innerhalb der Branche, nach der die Forschungs- und Entwicklungsproduktivität zurückgehen soll. Tatsächlich sank die Wachstumsrate im letzten Jahr im Vergleich zu den Vorjahren durch den Ablauf des Patentschutzes von einer Reihe von Blockbuster-Medikamenten in Märkten, die durch preiswerte Generika dominiert werden.


Dr. Helga Blasius