Mecklenburg-Vorpommern

Treuhand: Apotheken driften auseinander

Rostock - 09.10.2014, 10:07 Uhr


Die wirtschaftliche Entwicklung der Apotheken in Mecklenburg-Vorpommern driftet immer rascher auseinander. Aktuell wird dieser seit längerem zu beobachtende Trend verstärkt durch die landeseigene Nacht- und Notdienstregelung. Denn gut ein Drittel der Apotheken leistet dort keine vollen Dienste und erhält deswegen keine Gelder aus dem Nacht- und Notdienstfonds.

Nach aktuellen Zahlen der Treuhand Hannover, die Torsten Eimicke beim Wirtschaftsseminar des Landesapothekerverbandes Mecklenburg-Vorpommern in Rostock vorstellte, „nehmen 26 Prozent der Apotheken bereits nicht mehr an der in 2014 noch positiven Umsatz- und Ertragsentwicklung teil“. Im kommenden Jahr müsste sich gar ein Viertel der Apotheken des Landes auf sinkende Betriebsergebnisse einstellen. Für 2015 erwartet die Treuhand im Bundesdurchschnitt beim Betriebsergebnis eine schwarze Null.

Im laufenden Jahr sieht die wirtschaftliche Einwicklung hingegen für die Mehrheit der Apotheken Mecklenburg-Vorpommerns noch günstiger aus als für den Bundesdurchschnitt. So stieg der Umsatz bis Juli um 4,8 Prozent und lag damit um 0,9 Prozentpunkte über dem Bundestrend. Der Umsatzanstieg basiert im Wesentlichen auf dem Trend zu hochpreisigen Arzneimitteln wie Sovaldi®. Denn die Kunden- und Packungszahl sank im gleichen Zeitraum um circa zwei Prozent. Außerdem verteuerten die Konditionenkürzungen des Großhandels den Wareneinsatz um rund ein Prozent. In Prozent vom Nettoumsatz wird daher der Rohgewinn im Vergleich zum Vorjahr um rund 0,5 Prozent auf 23,4 Prozent sinken.

Treuhand-Vertreter Eimicke bekräftigte die bereits beim Deutschen Apothekertag vertretene Einschätzung, dass im laufenden Jahr unterm Strich das Betriebsergebnis der Apotheken dennoch um 3,8 Prozent oder durchschnittlich 4000 Euro steigen wird. Verantwortlich dafür sind alleine die Gelder aus dem NNF. Apotheken, die in Mecklenburg-Vorpommer keine vollen Nacht- und Notdienste, sondern Bereitschaftsdienste bis 21 Uhr leisten, gehen also leer aus.

Laut Treuhand-Zahlen leisteten in Mecklenburg-Vorpommern im 1. Quartal 2014 31 Prozent der Apotheken keinen vollen Nacht- und Notdienst. Diese Anzahl liegt deutlich über dem Bundesschnitt. Auf der anderen Seite leisten aber überdurchschnittlich viele Apotheken, nämlich rund zwölf Prozent, 15 bis 19 Nacht- und Notdienste pro Quartal. 

In einem Exkurs ging Eimicke am Beispiel von Sovaldi® auf die ökonomischen Folgen der Verordnung von hochpreisigen Arzneimitteln ein. Bei der Abgabe von acht Packungen an einen Patienten ergibt sich laut Treuhand ein Jahresumsatz von 134.000 Euro und ein Rohertrag für die Apotheke von 4100 Euro. Bezogen auf den Gesamtumsatz der Apotheke, der im Beispiel durch die Abgabe von Sovaldi® von 1,5 Millionen auf 1,634 Millionen Euro steigt, sinkt hingegen der prozentuale Rohertrag von 25 auf 23,2 Prozent.


Lothar Klein