Indien

„Generika-Apotheke“ der Welt

Remagen - 30.10.2014, 08:43 Uhr


Die indische Pharmaindustrie hat im letzten Jahr einen großen Aufschwung erlebt und wächst auch 2014 stetig weiter. Dies berichtet „Germany Trade & Invest“ in einer aktuellen Marktanalyse. Ein Großteil der Gewinne wird durch Generika erzielt. Niedrige Herstellungskosten und lasche Patentregelungen befördern die rasante Entwicklung.

Das pharmazeutische Produktionsvolumen Indiens gehört zu den höchsten weltweit. In Asien wird es nach Menge nur von der Volksrepublik China und Japan getoppt. Umsatzmäßig ist das Land allerdings mit 20 Milliarden US-Dollar und weniger als zwei Prozent des Weltmarktes bis dato eher noch ein kleines Licht. Bis 2020 prognostiziert die Beratungsfirma McKinsey jedoch einen Anstieg des Marktvolumens auf ungefähr 55 Milliarden US-Dollar.

Mit großem Abstand die Nase vorn haben die indischen Generikaproduzenten. 70 Prozent aller Nachahmerprodukte weltweit kommen aus Indien. Der Umsatz des Sektors, der für das Jahr 2013 mit 18 Milliarden US-Dollar beziffert wird, soll nach Einschätzung von Marktforschern bis 2018 auf 28 Milliarden US-Dollar anwachsen und den Unternehmen eine „prächtige Entwicklung“ bescheren. Vom Auslaufen der Patente diverser Blockbuster in den nächsten Jahren dürften die Hersteller zusätzlich profitieren, denn sie sind aufgrund ihrer Generika-Erfahrung und Expertise und den vergleichsweise günstigen Produktionskosten vorteilhafter als andere Länder aufgestellt, meint GTAI unter Berufung auf IMS Health.

Als großer Hemmschuh für den internationalen Aufschwung der indischen Anbieter werden allerdings die offensichtlichen Probleme mit der Gewährleistung der Sicherheit und Qualität der Arzneimittel angeführt. Bereits mehrfach musste die US-amerikanische FDA deswegen einschreiten und hat Lieferungen in die USA wegen mangelnder Qualitätsstandards verboten.

Die Regierung hat nun reagiert und den „Schlampern“ den Kampf angesagt. Nach einer Ankündigung vom Mai 2014 sollen umgerechnet 510 Millionen US-Dollar in die Optimierung der Prozesse investiert werden. Außerdem will die Central Drugs Standard-Control Organization (CDSCO) ihr Überwachungs-Personal verdoppeln, und die Zahl der Beamten in den staatlichen Regulierungsabteilungen soll von 800 auf 3000 aufgestockt werden.

Indien exportierte nach Angaben von GTAI im Jahr 2013 Arzneimittel im Wert von ungefähr 13 Milliarden US-Dollar. Die Ausfuhren sollen sich bis 2018 auf 26,3 Milliarden US-Dollar in etwa verdoppeln, glauben Marktforscher von „Price Waterhouse Coopers“. Im letzten Jahr ging rund ein Viertel der Exporte in die USA. Die wichtigsten Exportländer in Europa sind Großbritannien, Deutschland und die Niederlande.

Die Pharmaindustrie des südasiatischen Landes ist sehr fragmentiert. Die umsatzstärksten Unternehmen (1. Halbjahr 2014, in Milliarden indischen Rupien, wobei ein US-Dollar 61,1 indische Rupien sind) sind Ranbaxy Lab in Gurgaon (76,9), Cipla in Mumbai (69,8) und Dr Reddy's Labs in Hyderabad (66,9).


Dr. Helga Blasius