Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

02.11.2014, 08:00 Uhr


Trick oder treat – Süßes, sonst gibt’s Saures! Halloween haben wir wieder mal überstanden. Jetzt steuern wir mit Volldampf auf die Weihnachtszeit und aufs Jahresende zu. Haben wir in diesem Jahr alles erreicht, was wir wollten? Mein liebes Tagebuch, wir haben ein Perspektivpapier in der Schublade, Armin am Start, noch immer eine Importquote, Generika fast nur noch aus Indien und noch lange kein Präventionsgesetz, bei dem Apotheker beteiligt sind. Und still ruht der See, in dem eine längst überfällige Erhöhung der BtM-Gebühr und der Rezepturpreise dahindümpeln.

27. Oktober 2014

Die Hesse komme! Nein, soweit ist es noch nicht. Aber die Mitglieder des Hessischen Apothekerverbands haben ihren neuen Vorstand gewählt. Jetzt müssen sie nur noch ihren Vorstandvorsitzenden wählen. Der alte Chef wird’s nicht mehr, Dr. Peter Homann hatte schon im Vorfeld angekündigt, nicht mehr anzutreten. Gute Chancen hat Dr. Hans Rudolf Diefenbach, der bisherige Vize. Bald werden wir’s wissen.

Alle Jahre wieder: Was empfehlen die Apothekers zur Stärkung der Abwehrkräfte im Herbst? Spiegel online wollte es in diesem Jahr genau wissen. Die acht Freiwilligen, die Spiegel online in Apotheken aussandte, kamen mit allerlei Mittelchen zurück, die dann Peter Sawicki, der ehemalige Leiter des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), bewertete. Mein liebes Tagebuch, nun rate mal, wie das Ergebnis ausfiel? Die verkauften Präparate wie Orthomol immun, Curazink, Esberitox compact fielen unter den gestrengen Augen des Herrn Professors gnadenlos durch. Keine evidenzbasierte Medizin. Allenfalls Zink fand ein wenig Zuspruch. Und was hätten die Ärzte geraten? Laut Spiegel online: häufig Hände waschen, Bewegung, Schlaf, ausgewogene Ernährung, wenig Alkohol und keinen Stress. Na, super. Alles richtig, alles wichtig. Aber wer macht das schon so perfekt? Könnte es nicht auch sein, dass sich der Kunde mit dem Kauf eines Mittels zur Stärkung der Abwehrkräfte etwas Gutes tut und genau dadurch sein Immunsystem jenseits aller Eminenz und Evidenz eine gewisse Stärkung erfährt?

28. Oktober 2014

Steckt da das neuseeländische Tourismusbüro dahinter? Neuseeland ist das erste Land der Welt, in dem Sildenafil gegen erektile Dysfunktion in der Apotheke ohne Rezept gekauft werden kann. Mein liebes Tagebuch, da schaun wir doch mal genau hin, wie der männliche Besucherstrom auf die andere Seite der Weltkugel zunimmt. Übrigens, um Sildenafil ohne Rezept abgeben zu dürfen, müssen die neuseeländischen Apothekerinnen und Apotheker ein Ausbildungsprogramm absolvieren, um richtig beraten zu können. Europa wird die Entwicklung beobachten – und dann kommt auch der Switch bei uns.

Die Apotheker waren ursprünglich gar nicht eingeplant, das Modellprojekt ARMIN (die Arzneimittelinitiative von Sachsen und Thüringen) auf der Handelsblatt-Jahrestagung „Health“ in Berlin vorzustellen, nur die Ärzte und die Krankenkassen sollten das tun. Der Thüringer Apothekerverband fand das aber gar nicht gut, meldete sein Interesse beim Tagungsveranstalter an – und wurde auch eingeladen. Das war gut so. Stefan Fink, der Vorsitzende des Thüringer Apothekerverbands, machte dort klar: „Dieses Projekt ist das erste Projekt der ABDA mit absoluter Priorität.“ Die Zuständigkeiten seien klar: „Wir sagen es nochmal ausdrücklich, Apotheker wollen keine Ärzte sein und die Ärzte auch keine Apotheker.“ Gut, dass es mal gesagt wurde – oder? Und wie geht’s nun weiter?

29. Oktober 2014

Da hat der Bayerische Apothekerverband einen schönen Import-Stein ins Rollen gebracht. Er hat mit einigen Krankenkassen den Arzneimittelversorgungsvertrag Bayern (AV-Bay) ein wenig aufgefrischt und dabei unter anderem zeitgemäße neue Regelungen zur Abgabe von Importen abgeschlossen. Und – kein Wunder – den Arzneimittelimporteuren gefällt der neue Versorgungsvertrag nicht so recht. In den neuen Bestimmungen heißt es beispielsweise: „Steht bei der Verordnung von Importarzneimitteln ein entsprechendes rabattbegünstigtes Arzneimittel zur Verfügung, ist dieses bevorzugt abzugeben.“ Ups, lieber Rabattvertrag als Import, mein liebes Tagebuch, das passt, oder? In der heutigen Zeit, in der Importe irgendwie anachronistisch anmuten, liegen uns mittlerweile Rabattvertragsarzneimittel irgendwie näher als Importe, die wer weiß woherkommen. Dem Verband der Arzneimittelimporteure gefällt das allerdings nicht. Er hat nun das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege mit der Bitte angeschrieben, den Vertrag auf diese Regelungen hin zu überprüfen. Da sind wir schon gespannt aufs Ergebnis.

30. Oktober 2014

70 Prozent aller Generika weltweit kommen aus Indien. „Generika-Apotheke“ der Welt wird dieses Land schon genannt. Mein liebes Tagebuch, irgendwie hat mich diese Meldung erschreckt. Nicht, dass man Indien den Export nicht gönnt. Aber: Wie abhängig sind wir eigentlich schon von diesem Land? Und wenn man in gleichem Atemzug liest, dass als großer Hemmschuh für weiteres Wachstum vor allem die offensichtlichen Probleme mit der Gewährleistung der Sicherheit und Qualität der Arzneimittel gelten, dann kann’s einem mulmig werden. Wie steht’s um die Arzneimittelsicherheit in Indien? Nehmen Lieferengpässe zu?

31. Oktober 2014

Der wievielte Anlauf zu einem Präventionsgesetz ist das eigentlich? Ein neuer Referentenentwurf eines Präventionsgesetzes liegt vor. Krankenkassen sollen verpflichtet werden, künftig sieben Euro pro Versicherten für Präventionsmaßnahmen auszugeben. Eine „nationale Präventionskonferenz“, in der die Bundesregierung, die Länder und die gesetzlichen Krankenkassen und alle anderen Sozialversicherungsträger sitzen, soll über die Verwendung der für Präventionsmaßnahmen bereitstehenden 540 Millionen Euro entscheiden. Apotheker, Ärzte und andere Heilberufe können nur beratend teilnehmen, aber nichts entscheiden – so sieht es der Referentenentwurf vor. Und die Regierung hat es eilig mit diesem Gesetz: Noch in diesem Jahr soll es verabschiedet werden. Mein liebes Tagebuch, die große Chance, dass hier auch Apotheken in Präventionsmaßnahmen eingeplant werden und dafür honoriert werden, ist derzeit kaum zu erkennen. Schade, dabei hatten wir uns doch mal ein bisschen Hoffnung gemacht, bestimmte Präventionsleistungen anzubieten und mit den Krankenkassen abzurechnen. Es müssten auf alle Fälle zertifizierte Leistungen sein, so der Gesetzentwurf. Und prädestiniert wären Apotheken allemal...

„Läden sollten 24 Stunden öffnen können mit Ausnahmen an Sonn- und Feiertagen“ –  das fordert der Chef des Einzelhandelsverbands, Josef Sanktjohanser. Er sieht im Ladenschluss eine Wettbewerbsverzerrung gegenüber dem Online-Handel. Aber, mein liebes Tagebuch, will das der Einzelhandel überhaupt? Würden sich die damit verbundenen Kosten für Personal, Strom, Logistik etc. überhaupt rechnen? Wohl kaum. Und im Apothekenbereich reicht die Nachtdienstregelung doch voll und ganz aus.


Peter Ditzel


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