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Schizophrenie
Entzündungshemmer als Zusatzmedikation
Einige entzündungshemmende Medikamente, wie Acetylsalicylsäure, Östrogen und N-Acetylcystein könnten die Wirksamkeit von Schizophrenie-Behandlungen verbessern. Dies hat eine neue Metaanalyse kontrollierter klinischer Studien ergeben. Die Ergebnisse wurden bei der Konferenz des European College of Neuropsychopharmacology in Berlin vorgestellt.
Die Hypothese, dass es Verbindungen bestimmter psychiatrischer Störungen, wie etwa der Schizophrenie und der bipolaren Störung, zum Immunsystem gibt, ist nicht neu. Die Schizophrenie ist insbesondere mit dem HLA-Gen-System assoziiert, das viele Eigenschaften des Immunsystems steuert. In letzter Zeit wurden mehrere Studien durchgeführt, um herauszufinden, ob unter dieser Annahme entzündungshemmende Mittel eine sinnvolle Option in der Schizophrenie-Behandlung sein könnten. Diese Ergebnisse hat eine medizinische Forschergruppe von der Universität Utrecht nun vergleichend unter die Lupe genommen.
Prof. Dr. Iris Sommer, die Leiterin des Forscher-Teams, fasst die Erkenntnisse zusammen: „Die Daten aus 26 doppelblinden, randomisierten, kontrollierten Studien liefern deutliche Hinweise darauf, dass einige, wenn auch nicht alle entzündungshemmenden Mittel die Symptomatik der Schizophrenie reduzieren können. Besonders Acetylsalicylsäure, Östrogene (bei Frauen) und das Antioxidans N-Acetylcystein zeigen vielversprechende Ergebnisse. Für andere Mittel, wie etwa Celecoxib, Minocyclin, Davunetid und EPA/DHA-Fettsäuren gab es dagegen keinen signifikanten Effekt.“ Die Studie mache klar, dass hier ein selektiver Ansatz zu fahren sei, so Sommer. „Nun, da einige Effekte reproduziert werden konnten, müssen wir unsere Methoden verfeinern, um zu einem echten Behandlungsansatz zu kommen“. So habe man gerade eine multizentrische Studie mit Simvastatin zur Reduktion der Entzündung im Gehirn von Patienten mit Schizophrenie begonnen. Von Studien wie dieser versprechen sich die Forscher den Proof-of-concept zur Targetierung des Immunsystems bei Schizophrenie.
Trotz der Tatsache, dass die Schizophrenie etwa 24 Millionen Menschen weltweit betrifft, habe sich bei der Behandlung in über 50 Jahren nicht viel geändert, glauben die beteiligten Experten. Zwar gelänge es, Symptome wie Halluzinationen und Wahnvorstellungen abzumildern. Viele andere, wie die verminderte Leistungsfähigkeit, mangelnde Motivation und Konzentrationsschwäche, könnten jedoch bislang nicht zufriedenstellend therapiert werden. Darüber hinaus sprächen etwa 20 bis 30 Prozent der Patienten nicht auf antipsychotische Behandlungen an.
Remagen - 03.11.2014, 09:13 Uhr