DAZ.online-Wochenschau

Von ungenau geteilten Tabletten, mehr Dicken und vielen AMTS-Managern

08.11.2014, 07:21 Uhr


Mit der Entwicklung von Impfstoffen gegen Ebola geht es voran, die frühe Nutzenbewertung bremst Wirkstoffe aus, die Deutschen werden immer dicker und waschen sich zu wenig die Hände und der Wirkstoffgehalt in der Bruchstücken geteilter Tabletten schwankt. Das alles und noch viel mehr können Sie in unserer Wochenschau lesen.

Roche erstattet Anzeige. Große Pharmakonzerne, deren Arzneimittel in den vergangenen Monaten gestohlen bzw. gefälscht und zurückgerufen wurden, gehen in die Offensive. So hat Roche Strafanzeige beim Bundeskriminalamt gegen Unbekannt gestellt. Angezeigt wurde ein ganzer Strauß möglicher Vergehen und Verbrechen. Von der Verletzung arzneimittelrechtlicher Vorschriften, etwa zum Inverkehrbringen gefälschter Arzneimittel, bis hin zu Delikten gegen die körperliche Unversehrtheit. 

 

Geteilte Phenprocoumon-Tabletten sind ungenau. Die Firma acis Arzneimittel ruft eine Charge ihres Marcumar-Generikums Phenprocoumon acis zurück. Grund ist eine zu hohe Streuung der Einzelwerte des Wirkstoffgehaltes, wenn die Tablette geteilt wird. Der Wirkstoffgehalt der Bruchstücke der geteilten Tablette zeigte bei gesetzeskonformem Mittelwert eine zu große Abweichung einzelner Werte auf.

 

Entzündungshemmer als Zusatzmedikation. Entzündungshemmende Wirkstoffe scheinen die Wirksamkeit einer Schizophrenie-Behandlungen verbessern, so das Ergebnis einer Metaanalyse. Die Hypothese, dass es Verbindungen bestimmter psychischer Störungen zum Immunsystem gibt, ist nicht neu. Besonders Acetylsalicylsäure, Östrogene und das Antioxidans N-Acetylcystein reduzierten die Symptomatik der Schizophrenie.

 

Studie mit Ebola-Impfstoffen. Die Schweizer Arzneimittelbehörde hat den Antrag für eine Phase-I-Studie mit dem Impfstoff cAd3-EBO-Z bewilligt. Sie schließt 120 gesunde Freiwillige ein, die als medizinisches Personal in Westafrika eingesetzt werden sollen. Mit ersten Ergebnissen wird im Dezember gerechnet. Der Ebola-Impfstoff rVSV-ZEBOV wird parallel dazu in Dosisfindungs- und Sicherheitsstudien am Uniklinikum Hamburg-Eppendorf erprobt. Werden Sicherheit und Wirksamkeit nachgewiesen, so könnte einer der beiden im ersten Quartal 2015 für die Großproduktion weiterentwickelt werden.

 

Mehr Dicke in Deutschland. Eine Befragung des Statistischen Bundesamts ergab, dass im vergangenen Jahr in Deutschland 52% der erwachsenen Bevölkerung (62% der Männer und 43% der Frauen) übergewichtig waren. 1999 waren das noch 48% (56% Männer, 40% Frauen). Gefragt wurde auch nach den Rauchgewohnheiten. Dabei zeigte sich, dass ehemalige Raucher deutlich häufiger übergewichtig sind als aktive Raucher: 

 

Eribulin nutzt etwas. Bereits zum zweiten Mal hat das IQWiG geprüft, welchen Zusatznutzen Eribulin (Halaven®) gegenüber der zweckmäßigen Vergleichstherapie bietet. Es sieht sowohl positive als auch negative Effekte. Eribulin ist für Frauen mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Brustkrebs zugelassen, bei denen die Krankheit trotz vorheriger medikamentöser Behandlung weiter fortgeschritten ist.

 

Perampanel hat keinen Zusatznutzen. Das Antiepileptikum Fycompa® (Perampanel) besteht auch im zweiten Durchgang der frühen Nutzenbewertung nicht. Der Gemeinsame Bundesausschuss sieht den Zusatznutzen gegenüber der zweckmäßigen Vergleichstherapie als nicht belegt. Perampanel ist seit 2012 zugelassen. Die erste frühe Nutzenbewertung fiel negativ aus, Eisai nahm das Antiepileptikum daraufhin vom deutschen Markt. Seitdem kann es nur  im Rahmen eines speziellen Programms importiert werden.

 

AMTS-Manager zertifiziert. Das „Apo-AMTS-Konzept“ der Apothekerkammer Westfalen-Lippe und der Uni Münster kommt gut an: Beim inzwischen vierten AMTS-Symposium erhielten 86 weitere AMTS-Manager und Vertreter von 38 AMTS-qualifizierten Apotheken ihre Zertifikate.

 

HIV-Neuinfektionen konstant. Nach aktuellen Zahlen haben sich in Deutschland 2013 rund 3200 Menschen neu mit dem HI-Virus infiziert. Die Zahl ist damit seit 2006 etwa konstant. Um die Neuinfektionsraten nachhaltig zu senken, müssten bereits Infizierte früher diagnostiziert werden.

 

Knock-out für Keime. Die Deutschen waschen sich zu wenig die Hände. Eine Repräsentativbefragung unter fast 4500 Menschen zeigte, dass es z.B. bei der empfohlenen Dauer für das Händewaschen von mindestens 20 Sekunden hapert. Vor allem Männer zwischen 16 und 20 Jahren waschen sich nur selten so lange die Hände. Diejenigen, die es eigentlich am besten wissen müssten – das medizinische Personal –, halten sich auch nur zum Teil an die empfohlene Mindestdauer. Dabei kann durch die Verwendung von Händedesinfektionsmitteln in der Apotheke dazu beigetragen werden, die durch Kundenkontakt erzeugten Infektionsketten zu durchbrechen.

 

E-Zigaretten in Gaststätten erlaubt. Das nordrhein-westfälische Nichtraucherschutzgesetz verbietet es Gastwirten nicht, in ihren Gaststätten den Gebrauch von E-Zigaretten zu erlauben. Das hat ein Oberverwaltungsgericht entschieden. Es finde kein Verbrennungsprozess statt, und bei der verdampfenden Flüssigkeit (Liquid) handle es sich nicht um ein Tabakprodukt im Rechtssinne.

 

Notfallkontrazeptiva auch bei Übergewicht. Auch Levonorgestrel bleibt unabhängig vom Körpergewicht der Frauen ein geeignetes Notfallkontrazeptivum. Diskutiert wurde, dass die „Pille danach“ bei höherem Körpergewicht schlechter wirken könnte. Unabhängig von Körpergewicht und BMI sollten alle Frauen das Notfallkontrazeptivum schnellstmöglich nach dem Geschlechtsverkehr einnehmen.

 

 


Dr. Carolina Kusnick