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DAZ.online-Wochenschau
Von Rattengift in Antibiotika, Ulipristal ohne Rezept und Fantaschalen
Jahrelang wurde in Deutschland über die Entlassung der „Pille danach“ aus der Verschreibungspflicht gestritten. Jetzt will die EMA Ulipristal freigeben. Und da es eine zentrale EU-Zulassung besitzt, wird diese Entscheidung für die Mitgliedsstaaten grundsätzlich bindend sein. Diskutiert wird auch über die Apothekenpflicht von Diclofenac und Ibuprofen und Fantaschalen aus Melaminharz. Mehr dazu und noch mehr in unserer Wochenschau ...
Notfallkontrazeptivum vielleicht auch in Deutschland bald ohne Rezept. Das Notfallkontrazeptivum Ulipristalacetat (ellaOne®) könnte in der Europäischen Union künftig ohne Rezept erhältlich sein. Der Ausschuss für Humanarzneimittel der EMA hat diesbezüglich eine Empfehlung ausgesprochen – die rechtsverbindliche Entscheidung muss die Europäische Kommission treffen. Sogar Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) scheint umzuschwenken. Hatte sich bisher lange gegen die Entlassung der „Pille danach“ aus der Rezeptpflicht gesträubt , so erklärte er nun, wenn die Beratung wegen einer Entscheidung aus Brüssel nicht mehr zwingend durch einen Arzt vorgenommen werden müsse, sei die apothekerliche Beratung auch der richtige Weg.
Diclofenac und Ibuprofen bleiben apothekenpflichtig. Der Sachverständigenausschuss für Verschreibungspflicht beim BfArM hat diverse Anträge auf Entlassung in die Freiverkäuflichkeit abgelehnt. Beantragt worden war unter anderem, Diclofenac-Salze zur topischen Anwendung und Ibuprofen 200 mg Tabletten oder Granulat aus der Apothekenpflicht zu entlassen. Außerdem sollten Nicotin-Ersatzpräparate für Abgabestellen außerhalb der Apotheke frei gegeben werden. In allen drei Fällen sprach sich der Ausschuss mehrheitlich dagegen aus.
Das Ende der Melamin-Fantaschalen? Die Arbeitsgemeinschaft der Pharmazieräte sorgt mit ihrer Resolution für Aufregung: Die bisher gebräuchlichen Fantaschalen aus Melaminharz sollen durch Fantaschalen aus Glas oder Metall ersetzt werden. Es wird befürchtet, das Melamin-haltige Fantaschalen Arzneistoffe ab- und desorbieren und eine Kreuzkontamination möglich sei. Und die Pharmazieräte fordern zudem „mehr Pharmazie in der täglichen Berufsausübung“. Bereits beim Betreten müsse eine Apotheke „als Ort der Arzneimittelabgabe und -beratung erkennbar sein.“
E-Zigaretten sind keine Arzneimittel. Das Bundesverwaltungsgericht hat entschieden, dass die Liquids in E-Zigaretten keine zulassungspflichtigen Arzneimittel sind. Der BAH und das BfArM sind enttäuscht, da nun die E-Zigaretten-Hersteller nicht in einem Zulassungsverfahren die Wirksamkeit und Sicherheit ihrer Produkte nachweisen müssen. Der Verband des eZigarettenhandels freute sich und rief E-Zigaretten-Händler und -Hersteller zu einer Schadenersatzklage gegen das Land Nordrhein-Westfalen auf, das vor drei Jahren vor E-Zigaretten gewarnt hatte.
Rattengift in Ciprofloxacin-haltigem Antibiotikum. Nach einer Massensterilisation sind in Indien 14 Frauen verstorben und über 100 erkrankt. Im Verdacht stehen ein mit Rattengift verunreinigtes Antibiotikum und zwei indische Arzneimittelhersteller. Die Frauen hatten das Präparat Ciprocin 500 mg erhalten, ein in Indien frei verkäufliches Ciprofloxacin-haltiges Antibiotikum. In Proben sollen Spuren des Rattengifts Zinkphosphid nachgewiesen worden sein.
IQWiG lässt neue Antidiabetika durchfallen. Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen hat sich erneut mit zwei neuen Arzneimitteln zur Behandlung des Diabetes mellitus Typ 2 befasst: Mit der Fixkombination aus Canagliflozin und Metformin (Vokanamet®) und mit Empagliflozin (Jardiance®). Das Urteil fiel für die beiden SGLT2-Inhibitoren negativ aus: Ein Zusatznutzen gegenüber der zweckmäßigen Vergleichstherapie lasse sich aus den vorgelegten Dossiers nicht ableiten.
Fortbildungspflicht für Apotheker. Baden-Württembergs junge Apotheker sprechen sich für eine Fortbildungspflicht für alle Apotheker aus. Außerdem sollten Apotheker und Apothekerinnen unter anderem Folgeverordnungen der Ärzte ausführen und impfen dürfen. Die Gruppe der U-40-Delegierten der LAK Baden-Württemberg erarbeitete dazu ein Positionspapier.
Rückfall in Vor-Penicillin-Ära verhindern. Anlässlich des Europäischen Antibiotikatages wurde vor der wachsenden Gefahr von Antibiotika-Resistenzen gewarnt: Ihre Zahl hat sich in manchen Bereichen innerhalb von wenigen Jahren fast verdoppelt. Jedes Jahr sterben in Europa 25.000 Menschen infolge einer Antibiotika-Resistenz. Gesundheitsminister Hermann Gröhe warnte vor den Konsequenzen, wenn Antibiotika nicht mehr wirken.
22.11.2014, 06:29 Uhr