Rezeptfreie Notfallkontrazeptiva

„Pille danach“: SPD-Frauen begrüßen Umschwung

26.11.2014, 09:40 Uhr


Die SPD-Gesundheitspolitikerin Martina Stamm-Fibich hat den Kurswechsel von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) bei der rezeptfreien „Pille danach“ begrüßt. Ein rezeptfreier Verkauf des Medikaments sei überfällig „und ein wichtiger Teil des Selbstbestimmungsrechts moderner Frauen“, erklärte Stamm-Fibich. Ein gewisses Bedauern über die möglicherweise anstehende Freigabe äußerte hingegen Jens Spahn (CDU). Aber auch er ist offenbar zum Einlenken bereit.

Gröhe hatte bisher darauf bestanden, dass die „Pille danach“ nur auf Rezept und nach einer Beratung durch einen Arzt erhältlich sein soll. Nachdem der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) letzten Freitag empfohlen hat, ellaOne® (Ulipristalacetat) aus der Rezeptpflicht zu entlassen, lenkte der Minister ein: Wenn die Beratung „zukünftig nicht mehr zwingend durch einen Arzt vorgenommen werden muss, ist eine intensive Beratung auch in Apotheken der richtige Weg.“ Er wolle dann Frauenärzte, Apotheken und das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte einladen, gemeinsam Kriterien für eine gute Beratung zu entwickeln, so Gröhe.

Auch die SPD-Politikerin Mechthild Rawert freut sich, dass Gröhe umschwenkt: „Damit passt er sich der Haltung derjenigen an, die schon immer der Meinung waren: Frauen können selbst entscheiden! Frauen können die ‚Pille danach‘ auch ohne ärztliche Verschreibung sicher und effektiv anwenden“. Sie und ihre Fraktionskollegin Stamm-Fibich forderten Gröhe allerdings auf, nicht nur Pillen mit dem Wirkstoff Ulipristal freizugeben, sondern auch die PiDaNa mit dem Wirkstoff Levonorgestrel, die preiswerter und besser erforscht sei.

Der CDU-Gesundheitspolitiker und bekennender Gegner der Rezeptfreiheit für die „Pille danach“, Jens Spahn, erklärte hingegen: „Es ist schade, dass unsere Argumente in Brüssel anscheinend nicht gehört werden“. Aber auch er scheint bereit, sich der europäischen Linie zu beugen, wenn die EU-Kommission die Empfehlung des CHMP umsetzt: „Wir wollen in jedem Fall ein hohes Niveau der Beratung bei der Pille danach sicherstellen. Daher könnte es in der Apotheke eine strukturierte Beratung mit Beratungsbogen wie in der Schweiz als Verpflichtung geben“. Zudem will Spahn, dass Minderjährige auch weiterhin nur mit Rezept an das Notfallkontrazeptivum gelangen. „Ansonsten ist die Pille danach wie andere rezeptfreie Medikamente dann nicht mehr von den Kassen bezahlt.“


Kirsten Sucker-Sket