Rezeptfreie „Pille danach“

KKH mahnt Beratungsstandards an

Berlin - 09.01.2015, 13:01 Uhr


Während sich Vertreter des Ministeriums, der Apothekerschaft und Juristen noch nicht einig sind, wann die „Pille danach“ nun wirklich rezeptfrei abgegeben werden darf, gibt es doch Einvernehmen, dass die Abgabe mit einer guten Beratung erfolgen muss. In letztere Diskussion mischt sich nun auch die KKH ein. „Politik, Ärzte und Apotheker sind gleichermaßen gefordert, grundlegende Beratungsstandards festzulegen“, meint der Vorstandsvorsitzende der Kasse, Ingo Kailuweit.

Nach einem Beschluss der EU-Kommission steht jetzt fest: Zukünftig werden Frauen ellaOne® (Ulipristalacetat) in deutschen Apotheken rezeptfrei erhalten. Und nach dem nunmehr gefassten Willen des Bundesgesundheitsministers gilt das für beide verfügbaren Notfallkontrazeptiva – also auch die PiDaNa® (Levonorgestrel). Allerdings ist noch nicht ganz klar, wann es soweit ist.

Dem Gesundheitsministerium macht es vor allem zu schaffen, dass ellaOne® wohl früher rezeptfrei zu haben sein wird als die PiDaNa®. Denn für Letztere, die nur national, nicht aber zentral zugelassen ist, muss auf jeden Fall die AMVV geändert werden. Ob das auch für Ulipristalacetat gilt, darüber scheiden sich noch die Geister. Minister Hermann Gröhe hat aber auch deutlich gemacht, dass ihm an einer guten Beratung liegt. Das BMG werde daher nun Frauenärzte, Apotheken und das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte einladen, um gemeinsam Kriterien für eine „qualitativ hochwertige Beratung“ in Apotheken zu entwickeln.

KKH-Chef Kailuweit begrüßt die Zusicherung Gröhes, die gesetzlichen Regelungen in Deutschland schnellstmöglich anzupassen. „Für Frauen ist es eine große Erleichterung, die „Pille danach“ bald auch ohne den bisher nötigen Arztbesuch erhalten zu können“, sagte er. Hürden würden abgebaut, ein zeitnaher Zugang zu dem Medikament gewährleistet und eine zuverlässige Wirkung sichergestellt.  

Kailuweit sieht sich aber auch veranlasst, zu betonen, dass die medizinische Aufklärung durch die Rezeptfreiheit keinesfalls vernachlässigt werden dürfe. „Auch in Apotheken müssen Frauen beraten und ausführlich über mögliche Nebenwirkungen der Pille aufgeklärt werden“, betont der Kassenchef. In der Bevölkerung dürfe nicht die Auffassung entstehen, die „Pille danach“ könne so bedenkenlos eingenommen werden wie eine Kopfschmerztablette. „Politik, Ärzte und Apotheker sind gleichermaßen gefordert, grundlegende Beratungsstandards festzulegen“, sagt der Vorstandsvorsitzende.  


Kirsten Sucker-Sket


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