Hepatitis-C-Therapie

Rabatt auf Sovaldi

Berlin - 21.01.2015, 17:28 Uhr


In diesem Jahr werden interferonfreie Hepatitis-C-Therapien nach dem Sovaldi®-„Preisschock“ 2014 günstiger. Noch ist für Gileads Sovaldi® das erste Jahr auf dem deutschen Markt nicht ganz vorbei – erst zum 15. Februar endet die Zeit der freien Preisbildung. Doch dann wird Gilead sich mit weniger Geld begnügen müssen. Teilweise tut der Hersteller dies schon jetzt: Der AOKen Niedersachsen und Rheinland-Hamburg gewährt er bereits Rabatt. Zudem könnte der Wettbewerb den Preis drücken.

Sovaldi® (Sofosbuvir) hat im vergangenen Jahr den Anfang gemacht: Es galt und gilt als echte Innovation in der Therapie der chronischen Hepatitis-C. Dafür nahm sich der Hersteller heraus, einen ungewöhnlich hohen Preis für sein Arzneimittel festzusetzen – das sorgte nicht nur in Deutschland (knapp 20.000 Euro für 28 Tabletten), sondern weltweit für Aufsehen. Doch mittlerweile rücken weitere Präparate nach. Im Mai 2014 folgte Olysio® (Simeprevir) von Janssen, im September Daklinza (Daclatasvir) von Bristol-Myers Squibb, die beide in Kombination mit Sovaldi® zum Einsatz kommen – unter anderem bei dem in Deutschland verbreitetsten Genotyp 1. Mitte Dezember 2014 brachte Gilead dann sein ureigenes Kombipräparat gegen die Virustypen 1, 3 und 4 auf den Markt: Harvoni® (Sofosbuvir+Ledipasvir).

Und seit dem 15. Januar 2015 sind Viekirax® (Paritaprevir+Ombitasvir) und Exviera® (Dasabuvir), ein Therapieregime von Abbvie, EU-weit zugelassen. Zusammen kommen sie ebenfalls beim Genotyp 1 zum Einsatz. Damit ist Gilead nun auch mit seinem Kombinationspräparat Harvoni®, das derzeit 22260,88 Euro im Verkauf kosten (28 Stück) nicht mehr allein auf dem Markt. Und dem Vernehmen nach wird das Abbvie-Regime günstiger sein. In der Lauertaxe sind die Präparate allerdings noch gelistet. Sie sind bereits seit gestern verfügbar – doch aus meldetechnischen Gründen wird der Preis erst zum 15. Februar in der Lauertaxe abgebildet sein. Weitere Konkurrenz ist in Sicht: Es finden sich noch einige Hepatitis-C-Therapien in der Pipeline, manche Wirkstoffe sind in Phase III. Ob es dieses Jahr weitere Zulassungen geben wird, ist allerdings nicht gewiss.

Kassen wollen „Regelungslücke“ schließen

In einem knappen Monat ist ohnehin Schluss mit dem freien Preis für Sovaldi®. Feststehen wird er zum 15. Februar vermutlich noch nicht, da die Verhandlungen zwischen GKV-Spitzenverband und Gilead über den Erstattungsbetrag gescheitert sind und die Schiedsstelle angerufen ist. Letztere hat bis Mitte April Zeit, einen Preis festzusetzen, der dann rückwirkend ab dem 15. Februar 2015 gelten wird. Doch für zwei AOKs ist das Arzneimittel schon jetzt günstiger: Die AOK Niedersachsen hat seit Dezember einen Rabattvertrag mit Gilead. Auch wenn man Sovaldi® dort ausdrücklich als Innovation anerkennt, die auch etwas teurer sein darf: Bezahlbar muss es bleiben, so ein Sprecher. Es gehe darum, eine „Regelungslücke“ zu füllen – für die Zeit der freien Preisbildung. Hier ließen sich immense Ausgaben nur mit Rabattverträgen begrenzen.

Die AOK Niedersachsen hat laut ihrem Sprecher 2014 insgesamt rund 28 Millionen Euro für neue Hepatitis-C-Mittel (Sovaldi® und die mit ihm zu kombinierenden Präparate) ausgegeben. Auch wenn die Kasse keine näheren Angaben zum Vertragsinhalt machen möchte, so versichert ihr Sprecher doch, dass der Vertrag auch dann nicht von Nachteil sein wird, wenn im April ein wirklich günstiger Erstattungsbetrag feststehen wird. Auch die AOK Rheinland/Hamburg hat einen Rabattvertrag mit Gilead über Sovaldi® abgeschlossen, über dessen Inhalte sie jedoch ebenfalls nichts sagen möchte. Andere AOKs setzen offenbar nicht auf eigene Verträge. Selbst bei der sonst so vertragseifrigen AOK Baden-Württemberg heißt es, sie habe weder einen Vertrag zu Sofosbuvir geschlossen noch plane sie den Abschluss eines Vertrages.

Der AOK Bundesverband kann das Vorgehen der einzelnen AOKs nachvollziehen: „Gegen die Höchstpreisstrategie von Gilead gibt es derzeit keine gesetzliche Handhabe. Daher ist es verständlich, dass Kassen sich nun gedrängt sehen, mit Blick auf ihre Beitragszahler Einzelverträge abzuschließen. Die Regelungslücke im AMNOG und der politische Handlungsbedarf werden damit aber nur umso deutlicher sichtbar.“ Ebenfalls „im Gespräch mit Gilead“ über einen Rabatt auf Sovaldi befindet sich übrigens die Techniker Krankenkasse. Hier wird man sehen, ob sich für die letzten Wochen der freien Preisbildung noch eine individuelle Lösung findet.


Kirsten Sucker-Sket