Ärzte für das Leben e.V.

Rezeptpflicht für „Pille danach“ ethisch notwendig

Berlin - 03.02.2015, 08:46 Uhr


Während in der Politik die Freigabe „Pille danach“ nun durchweg befürwortet wird – wenngleich von einigen sicher mit Zähneknirschen –, gibt es vor allem in der Ärzteschaft noch Kritik an dem Vorhaben. Insbesondere die „Ärzte für das Leben e.V.“ haben massive Bedenken. Aus ihrer Sicht ist die Wirkweise der beiden Notfallkontrazeptiva noch nicht hinreichend klar und die Nebenwirkungsgefahr zu groß, als dass auf die ärztliche Beratung verzichtet werden könnte.

Für den Verband ist es nur ein „Vorwand“, wenn es heißt, die Bundesregierung werde durch die EU zu einer rezeptfreien Abgabe der „Pille danach“ gedrängt. Die Annahme, die Levonorgestrel-haltigen Präparate und ellaOne® (Ulipristalacetat) hätten eine weitgehend positive Wirkung als „Notfallkontrazeptiva“, sei dringend zu hinterfragen. Aus „fachärztlicher Kenntnis“ hemmten sie nicht nur den Eisprung, sondern je nach Zyklusphase der betroffenen Frau auch die Einnistung des frühen Embryos – und somit trieben sie ab. Bis vor einigen Jahren, so die „Ärzte für das Leben“, sei die PiDaNa® (LNG) daher sachgemäß als „Interzeptivum“ bezeichnet worden.

Die Ärzte verweisen zudem auf die hohe Dosierung der Medikamente. So sei etwa Ulipristalacetat bei einer Myombehandlung, also außerhalb des Eierstocks, mit 5 mg erfolgreich. In der Notfallverhütung gelte die Substanz hingegen erst mit 30 mg als effektiv. Und die PiDaNa® enthalte gegenüber der verhütenden Minipille deren 50-fache Dosis an LNG. Hormoneinnahmen in dieser Höhe verursachten Kopfschmerzen, Schwindel, Durchfälle, Erbrechen, Depressionen, Blutgerinnsel (Thrombosen mit Emboliegefahr) sowie Schäden an Herz und Leber, warnt der Verband. Bei Ulipristalacetat träten gehäuft Blutungsstörungen in der Gebärmutter, Tremor, Hautausschläge, Reizbarkeit, Appetitstörungen sowie emotionale Störungen und solche der Libido hinzu.

Überdies veränderten beide Präparate den Stoffwechsel im inneren Genitalbereich und gefährdeten somit den Verlauf einer bereits bestehenden Schwangerschaft. Die häufige Einnahme dieser Substanzen könne zudem den Transport der frühen Embryos im Eileiter verzögern und somit zu Eileiterschwangerschaften führen.

Ärztliche Beratung unumgänglich

„Bei dieser Fülle an ernsten Gefährdungen der Frau ist eine ärztliche Beratung unumgänglich“, schlussfolgert der Verband. Zudem empfiehlt er die wissenschaftliche Aufarbeitung bislang noch ungeklärter Wirkungen und die Entwicklung von einfachen Verfahren zur Bestimmung der Zyklusphase (z. B. die vor-Ort-Messung des LH-Spiegels im Serum). So könnten Schwangerschaftsabbrüche im frühesten Entwicklungsstadium und manche gefährdende Einnahme vermieden werden.

Ärzte für das Leben e.V. ist eine seit 1991 bestehende Gemeinschaft von Ärzten unterschiedlicher Fachrichtungen. Sie bezeichnet sich als nicht-konfessionell – das gemeinsame Ziel sei aber, sich für das Leben von der Befruchtung bis zum natürlichen Tod einzusetzen.


Kirsten Sucker-Sket


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