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Grippeimpfstoff-Versorgung in Rheinland-Pfalz
bioCSL verweigert sich Ausschreibung
Der Impfstoffhersteller bioCSL hat sich nicht an der aktuellen Ausschreibung von Grippeimpfstoffen für den Sprechstundenbedarf in Rheinland-Pfalz beteiligt. „Versorgungssicherheit der Patienten muss vor Kostensenkung gehen“, begründet Stefan Neudörfer, Geschäftsführer der bioCSL GmbH, diese Entscheidung. Indessen bemüht sich der Landesapothekerverband (LAV) Rheinland-Pfalz, für die Apotheken eine „auskömmliche Vergütung“ für die Belieferung der Arztpraxen auszuhandeln.
Mitte Dezember hatte die AOK Rheinland-Pfalz/Saarland für die Saison 2015/2016 die Versorgung von Versicherten der Krankenkassen in Rheinland-Pfalz mit von Vertragsärzten im Sprechstundenbedarf verordneten saisonalen Grippeimpfstoffen ausgeschrieben. Der Impfstoff sollte für Versicherte ab dem vollendeten 7. Lebensjahr zum Einsatz kommen können – eine Altersobergrenze war nicht vorgesehen. Bis Ende Januar konnte für zwei Lose geboten werden: Einmal wurde ein Rabattpartner für Grippeimpfstoff in einer Fertigspritze ohne Kanüle gesucht. Im zweiten Los war der Impfstoff mit Kanüle ausgeschrieben.
Abkehr von bisheriger Praxis
Bei den Apotheken kam die Ausschreibung nicht gut an – schließlich zählte Rheinland-Pfalz bis dato zu den wenigen verbleibenden Bundesländern, in denen Kassen und Apothekerverband eine Preisvereinbarung getroffen hatten. Bislang gab es für Apotheken 8,35 Euro für jede Grippeimpfstoffdosis. Bei den jüngsten Verhandlungen ging der LAV Rheinland-Pfalz mit seinem Angebot noch unter diesen Preis – für die AOK aber offensichtlich nicht weit genug. Sie entschied sich, auszuschreiben.
Zuschläge noch ungewiss
Wie das Ausschreibungsverfahren ausgegangen ist, ist noch nicht bekannt. Klar ist: bioCSL hat nicht mitgemacht. Hier hält man durch die Ausschreibung die Versorgungssicherheit und ärztliche Therapiefreiheit für nicht mehr gewährleistet. „Der Patient und seine Versorgung mit Impfstoffen stehen im Fokus unseres Denkens und Handelns, und das ist mit der neuen Richtung in Rheinland-Pfalz nicht vereinbar“, sagt Geschäftsführer Neudörfer. „Wir möchten daher ein klares Zeichen an die dortigen Krankenkassen senden, indem wir uns an dieser Ausschreibung nicht beteiligen.“ Eine generelle Absage an Ausschreibungen ist dies allerdings nicht. bioCSL werde auch künftig individuell abwägen, ob die Teilnahme an einer Ausschreibung mit den Unternehmenswerten vereinbar ist.
bioCSL verweist auf die bekannten Argumente, warum Impfstoffe für Ausschreibungen nicht geeignet sind. Unter anderem, weil es sich um biologische Produkte mit sensiblen und langwierigen Herstellungsprozessen handelt. Fällt ein Rabattvertragspartner aus, kann nicht einfach ein anderer Hersteller einspringen. Denn auf gut Glück und Vorrat wird nicht produziert. Vielen Apotheken dürfte der Novartis-Engpass in der Saison 2012/13 gut erinnerlich sein.
LAV: Apotheken müssen vergütet werden
Derweil befindet sich der LAV Rheinland-Pfalz in Gesprächen mit der AOK. Der 1. Vorsitzende des Verbandes, Theo Hasse, stellte gegenüber DAZ.online klar, dass die Versorgung mit Grippeimpfstoffen bislang bestens lief – Grund, auf die Ausschreibung umzusteigen, sieht er nicht. Alle seien zufrieden gewesen, auch das Landesgesundheitsministerium. Die Kassen hingegen wohl nicht, hier geht der Trend bekanntlich bundesweit zur Ausschreibung. Nun will Hasse wenigstens erreichen, dass die Konditionen für die Apotheken stimmen – so die AOK tatsächlich Zuschläge erteilen kann. „Den letzten Kilometer machen wir nicht umsonst“, so der LAV-Vorsitzende. Die Vergütung für die Apotheken, die die Impfstoffe künftig auf die Arztpraxen verteilen sollen, müsse auskömmlich sein.
Berlin - 09.02.2015, 17:31 Uhr