Nach Pharma-Boykott

USA: Erschießungskommando statt Giftspritze

24.03.2015, 13:45 Uhr

US-Staaten kehren zurück zum Erschießungskommando. (Foto: lassedesignen/Fotolia)

US-Staaten kehren zurück zum Erschießungskommando. (Foto: lassedesignen/Fotolia)


Salt Lake City/Berlin – Eigentlich sollte Ronnie Gardners Tod am 18. Juni 2010 im Gefängnis in Draper (Utah) die letzte Hinrichtung durch ein Erschießungskommando in der Geschichte der USA sein. Da den US-Behörden die Substanzen für ihre Giftspritzen wegen eines Boykotts europäischer Pharmafirmen aber ausgehen, ändert sich dies nun: Utah hat ein Gesetz beschlossen, dass die Wiedereinführung von Hinrichtungen durch Erschießen vorsieht, falls es bei Substanzen für die Giftspritze Engpässe geben sollte.

In den 32 US-Staaten mit Todesstrafe wird hauptsächlich eine Giftspritze eingesetzt. Doch die EU beschränkt die Ausfuhr von Substanzen für diese Giftcocktails. Auch viele Hersteller haben Bedenken. Dies betrifft vor allem das Betäubungsmittel Thiopental-Natrium. Als Ersatz verwenden die Behörden mancher Bundesstaaten Pentobarbital. Doch der dänische Hersteller weigert sich, es für Hinrichtungen in die USA zu liefern. Beim Ersatzmittel Propofol gab es ebenfalls Widerstand vom deutschen Hersteller Fresenius.

Den Strafvollzugsbehörden in Utah fehlen inzwischen diese Mittel, in Texas wurde kürzlich die vorletzte Dosis verwendet. Um weitere Hinrichtungen zu vollstrecken, improvisierten sie mit anderen Giftcocktails – mit schlimmen Folgen. In mehreren Fällen starben Todeskandidaten qualvoll. Bei einem Mann in Arizona dauerte der Todeskampf fast zwei Stunden. Angesichts dieser Hinrichtungen berät der Oberste Gerichtshof der USA darüber, ob die Injektion ein verfassungsmäßiges Verbot von grausamer und ungewöhnlicher Bestrafung verletzt.

Methoden aus früheren Zeiten

Als Folge der Giftspritzen-Diskussion gibt es Bestrebungen, Hinrichtungsmethoden aus früheren Zeiten wiederzubeleben. In Alabama stimmte das Unterhaus kürzlich für die Wiedereinführung des elektrischen Stuhls. In Louisiana und Oklahoma ist die Gaskammer als Alternative im Gespräch. Außer Utah diskutieren auch Wyoming und Arkansas den Einsatz von Erschießungskommandos. Oklahoma erlaubt diese bereits, aber nur wenn das Gericht den Einsatz der Giftspritze untersagt.

In Utah unterstützen 70 Prozent der Bevölkerung die Todesstrafe. Das neue Gesetz, das am Montag in Kraft trat, sieht Erschießung vor, wenn bis 30 Tage vor dem Hinrichtungstermin keine Giftspritze verfügbar ist. Die Abgeordneten hatten kaum Bedenken, nur der Fraktionsführer der Demokraten nannte es barbarisch. Der republikanische Abgeordnete Paul Ray, der den Vorschlag eingebracht hatte, meinte hingegen, dies sei einer der humansten Wege, jemanden hinzurichten.


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