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Berlin – Nicht nur die verschiedenen Früherkennungsmethoden für Prostatakrebs sind umstritten, auch bei der Frage, wie Prostatakrebs – die häufigste Krebsart bei Männern in Deutschland – am besten behandelt werden sollte, liegen die Meinungen in der Fachwelt weit auseinander. Dennoch droht eine der größten und teuersten Krebsstudien, die in Deutschland je in Angriff genommen wurden, nun zu scheitern bevor sie richtig begonnen hat. Wie bei der bereits eingedampften Herzinsuffizienzstudie (PHARM-CHF) der ABDA, fehlt es an Teilnehmern.
Ende Januar 2013 ging mit der PREFERE-Studie eine der größten klinischen Studien auf dem Gebiet der Onkologie an den Start. Bis zum Jahr 2030 sollten für 25 Millionen Euro die gängigen vier Behandlungsoptionen beim lokal begrenzten Prostatakrebs an rund 7.600 Patienten vergleichend untersucht werden: operatives Entfernen (Prostatektomie), Bestrahlung von außen, Bestrahlung von innen mittels implantierter Seeds (Brachytherapie) und die aufmerksame Überwachung.
Jetzt steht das Großprojekt auf der Kippe: Seit knapp einem Jahr läuft die aktive Rekrutierung, über 2000 Männer wurden bisher gescreent – aber nur gut 200 wurden in die Studie eingeschlossen, konstatiert die Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU). „Die Planung der Rekrutierungszahlen war viel zu optimistisch“, beklagt DGU-Generalsekretär Prof. Dr. Oliver Hakenberg, der auch ein Akzeptanzproblem der Studie sieht. Das Ziel, 7000 Männer in vier Jahren in die Studie einzuschließen, hält er nicht für machbar. „Wir brauchen einen deutlich längeren Atem für dieses große Projekt.“
Studie höchst umstritten
Tatsächlich sollen „in der Szene regelrecht die Fetzen“ fliegen, schreibt „Spiegel Online“. Ein Problem sei die zufällige Einteilung der Patienten in die verschiedenen Therapiegruppen. Krebspatienten falle es offenbar schwer, die Behandlungsentscheidung „mehr oder weniger dem Zufall zu überlassen“, wird Axel Schroeder, Präsident des Berufsverbandes der Deutschen Urologen (BDU) zitiert. Kritiker der Studie halten sie laut dem Nachrichtenportal für „unnötig, schlecht konzipiert und somit Geldverschwendung“. Dass eine Studie so angegriffen werde, wundert sich wiederum Studienleiter Thomas Wiegel, sei „in höchstem Maße ungewöhnlich, das hat viele Urologen verunsichert“.
Weil offenbar einige Ärzte an der Studie zweifeln, werden in der Folge auch zu wenige Betroffene über die Studie informiert. Die Geldgeber der Studie sind angesichts der geringen Teilnehmerzahlen enttäuscht, erklärt DGU-Generalsekretär Hakenberg. Er fordert daher, die Anstrengungen, das Projekt zum Laufen zu bekommen, „im Interesse aller betroffenen Männer“ stärker voranzutreiben. „Nur durch derartige Studien kann evidenzbasiert die optimale Behandlung künftiger Patienten geklärt und medizinischer Fortschritt erzielt werden.“
Informationen zur Studie sind unter anderem auf www.prefere.de zu finden.
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