Nach dem DAT-Beschluss

Brainstorming für evidenzbasierte OTC-Sammlung

30.03.2015, 15:25 Uhr

Die Diskussion um eine standeseigene OTC-Datensammlung läuft. (Foto: Rawpixel/Fotolia)

Die Diskussion um eine standeseigene OTC-Datensammlung läuft. (Foto: Rawpixel/Fotolia)


Berlin – Vor einem guten halben Jahr beschloss der Deutsche Apothekertag in München, evidenzbasierte Daten zu gängigen Präparaten in der Selbstmedikation zu sammeln, zu kategorisieren und zu klassifizieren, um sie für die Beratung nutzen zu können. Doch standespolitische Mühlen mahlen langsam. „Der Antrag wird noch geprüft“, heißt es dazu in der ABDA-Pressestelle. Ein Ergebnis gebe es bislang nicht. Die Antragsteller haben die Hoffnung jedenfalls noch nicht aufgegeben.

Beim Apothekertag wurde kontrovers über den Antrag zu einer standeseigenen, evidenzbasierten OTC-Datensammlung diskutiert. Günther Hanke, Präsident der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg, kritisierte seinerzeit, er sei gegen „Listenmedizin, bei der mir klugmeinende Menschen etwas vorgeben“. Detlef Weidemann – inzwischen Vorsitzender des Hessischen Apothekerverbands Hessen – stellte die Frage, wo das am Ende hinführe, wenn Apotheker aufgrund der Datenlage schwach wirksame Arzneimittel nicht mehr abgäben.

Dr. Kerstin Kemmritz, die zu den Antragstellern gehört, betonte hingegen, die Datensammlung solle nicht die individuelle Beratung einschränken, sondern vielmehr eine „vernünftige, praktische, hilfreiche und leicht verfügbare Beratungshilfe“ darstellen. „Wir kicken keine Präparate vom Markt“, verteidigte die Berliner Delegierte die Idee – Kunden, die aus bestimmten Gründen ein anderes Medikament wünschten, könne dieses auch weiterhin abgegeben werden. Unterstützung bekam sie unter anderem von ABDA-Präsident Friedemann Schmidt. Am Ende wurde der Antrag mehrheitlich beschlossen.

Antragsteller wollen am Ball bleiben

Noch heute bestünden Unsicherheiten, berichtet Kemmritz. Gleichwohl der Beschluss noch nicht „den richtigen Drive” genommen habe, erfreue sich das Thema weiterhin regen Interesses. „Der Antrag ist noch nicht begraben“, zeigt sich die Berlinerin gegenüber DAZ.online optimistisch – es heiße ja auch „Perspektivpapier 2030”. Immerhin habe es bereits ein erstes Brainstorming auch unter Beteiligung der Autorengruppe, die die „Selbstbehandlung“ überarbeitet, gegeben, das sehr konstruktiv war und in dem ein Teil der zu klärenden Fragen zum Evidenzbegriff angerissen wurden. Ein guter Anfang.

„Wir bleiben am Ball“, kündigt Kemmritz an – dabei müsse aber behutsam vorgegangen und noch viel Überzeugungsarbeit geleistet werden, um zu verhindern, dass dieses sensible Thema vorzeitig begraben werde. Es sei nicht Sinn und Zweck des Antrags, eine Positiv- oder Negativliste zu erstellen oder den Apothekern die Bewertung von Präparaten abzunehmen, betont sie erneut. Vielmehr sollten Daten zur Evidenzlage gesammelt, aufbereitet und für alle Apotheker verfügbar gemacht werden. Allerdings müsse dafür zunächst deutlich gemacht werden, was und was nicht unter Evidenz verstanden wird und wo die Chancen und Risiken liegen. „Da ist noch jede Menge Nachholbedarf.“


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