Rauschgiftlage 2014

Immer mehr Legal Highs-Drogentote

21.04.2015, 12:25 Uhr

Vom BKA sichergestelltes Crystal. (Foto: BKA)

Vom BKA sichergestelltes Crystal. (Foto: BKA)


Berlin – Im vergangenen Jahr ist sowohl die Zahl polizeilich erfasster Fälle von Rauschgiftkriminalität um fast zehn Prozent (auf 276.734 Fälle) als auch die Zahl der Drogentoten um drei Prozent (auf 1.032) angestiegen. Während die Anzahl der Todesfälle im Zusammenhang mit dem Konsum von Heroin, Kokain und Crack seit Jahren zurückgeht, gibt es immer mehr Todesfälle nach dem Konsum von Amphetaminen und Metamphetaminen – bei Neuen Psychoaktiven Substanzen (NPS), sogenannten Legal Highs, um das Fünffache.

„Der zuletzt leichte Anstieg der Drogentodeszahlen trübt den Blick auf die langfristig positive Entwicklung“, konstatiert Marlene Mortler, Drogenbeauftragte der Bundesregierung (CSU). Denn die Anzahl der Drogentoten habe sich seit dem Jahr 2000 halbiert. Dennoch sei jeder Todesfall einer zu viel, betont sie. Daher habe sie auch verschiedene Initiativen auf den Weg gebracht, wie etwa die Bereitstellung finanzieller Mittel für die Prävention im Bereich „Crystal Meth“. Zudem arbeite man gerade an neuen gesetzlichen Regelungen, um den Handel mit NPS besser zu unterbinden. Auch die Bedingungen der Substitutionsbehandlung für Ärzte sollen verbessert werden.

Mit dem Anstieg um fast zehn Prozent hat die Zahl der polizeilich erfassten Fälle von Rauschgiftkriminalität im Jahr 2014 wieder das Niveau des Jahres 2005 erreicht. Die Anzahl der erstauffälligen Konsumenten harter Drogen nahm dabei um rund fünf Prozent (20.120), die der Tatverdächtigen um knapp zehn Prozent (228.110) zu. Das Bundeskriminalamt (BKA) verweist auf die erreichten besonderen Ermittlungserfolge: die Sicherstellung von 330 Kilogramm Heroin mit einem geschätzten Straßenhandelspreis von mehr als 50 Millionen Euro sowie die Beschlagnahme von 2,9 Tonnen Chlorephedrin, geeignet zur Herstellung von rund 2,3 Tonnen Crystal mit einem geschätzten Straßenverkaufswert von 184 Millionen Euro.

Synthetische Drogen auf dem Vormarsch

„Die großen Sicherstellungsmengen dieser beiden Substanzen sind einmalig in Deutschland“, sagt BKA-Präsident Holger Münch. „Die Sicherstellungen verdeutlichen die wichtige Rolle Deutschlands als Transitland und als Absatzmarkt für Rauschgift. Der Drogenhandel gehört nach wie vor zum Kerngeschäft Organisierter Kriminalität.“ Trotz des weiterhin hohen Zufuhrdrucks von Heroin und Kokain aus dem Ausland ist ihm zufolge eine sukzessive Veränderung des Rauchgiftmarktes festzustellen: Heroin spielt heute in Europa eine geringere Rolle als noch vor zehn Jahren, wohingegen Stimulanzien, synthetische Drogen, Cannabis und Arzneimittel immer mehr an Bedeutung gewinnen.

Legal Highs etablierten sich mehr und mehr in der Rauschgiftszene. In Deutschland sind mittlerweile über 1.500 verschiedene Produkte mit rund 160 unterschiedlichen NPS festgestellt worden. Allein im vergangenen Jahr wurden 58 neue Wirkstoffe erstmals auf dem deutschen Markt festgestellt. Problematisch ist, dass der Handel mit neuen Stoffen nicht unmittelbar unter Strafe gestellt ist, dies erfolgt erst durch die zeitaufwendige Aufnahme jedes einzelnen Stoffes in die Anlagen zum Betäubungsmittelgesetz. „Ich spreche mich klar für eine andere Verfahrensweise aus. Es müssen ganze Stoffgruppen unter Strafe gestellt werden“, betont Münch.

Weitere Informationen zur Rauschgiftlage sind auf der Internetseite des BKA und auf der Internetseite der Drogenbeauftragten abrufbar.


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