Zwischen Kirche und Wirtschaft

Pharma-Chef ist Kirchentagspräsident

27.05.2015, 16:20 Uhr

Andreas Barner ist in diesem Jahr Kirchentagspräsident. (Foto: Boehringer Ingelheim)

Andreas Barner ist in diesem Jahr Kirchentagspräsident. (Foto: Boehringer Ingelheim)


Stuttgart - Präsident des diesjährigen Evangelischen Kirchentags, der vom 3. bis 7. Juni 2015 in Stuttgart stattfindet, ist ein „Pharmaboss“: Prof. Dr. Dr. Andreas Barner, Sprecher der Unternehmensleitung der Boehringer Ingelheim GmbH. Wie sich Kirchentag und Wirtschaft miteinander vertragen, was ihm die aktive Teilnahme am Kirchentag gibt, welche Bedeutung der christliche Glaube für ihn hat, erläuterte er in Interviews auf den Onlineseiten der Evangelischen Kirche.

Motto des 35. Evangelischen Kirchentags ist „damit wir klug werden“, ein Zitat aus dem 90. Psalm, Vers 12, wobei die vollständige Bibelstelle Aufschluss über die Bedeutung dieses Zitats gibt: „Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.“ Für den Boehringer-Chef bedeutet dies, dass die Menschen darüber nachdenken sollen, dass ihre Tage gezählt sind. „Das heißt innehalten und überlegen, was wir tun und wie wir es tun. Dann hat man schon den halben Weg, um klug zu werden“, so Barner im Gespräch mit der Evangelischen Landeskirche Württemberg.

Zwischen Kirchentag und Wirtschaft sei es nie ganz spannungsfrei zugegangen, resümiert Barner, der auch Forschungs- und Entwicklungschef des zweitgrößten deutschen Pharmaherstellers ist. Für ihn sei es Aufgabe und Chance zugleich, das Thema voranzutreiben. Mehr als zwei Drittel aller Beschäftigten arbeiteten in der Privatwirtschaft und die meisten seien überzeugt, in guten Unternehmen zu arbeiten. „Da muss es positive Bezüge geben, zwischen dem, was Menschen als Glauben leben, und dem, was sie beruflich tun“, ist Barner überzeugt, „es müssen Zusammenhänge sichtbar werden. Das zu verstärken, gehört für mich zu meiner Verantwortung als Kirchentagspräsident.“ Er sehe dies auch vor dem Hintergrund, dass Pharmaunternehmen in der Regel unterstellt werde, ethische Prinzipien nicht zu achten.

Ethisch vertretbare Entscheidungen

New LinkAls Christ sei es ihm wichtig, Entscheidungen zu treffen, die ethisch vertretbar seien. Als Verantwortlicher für die Forschung sehe er seine Aufgabe als Chance, so etwas wie Kollektivmedizin zu betreiben und Lösungen für ganz viele Patienten zu ermöglichen, wobei es hier auch um ethische Werte gehe. Der Kirchentag biete die Chance, diese Werte zu reflektieren, so Barner. Als Beispiel nennt er das AIDS-Präparat Viramune® (Nevirapin), das die Übertragung der HIV-Infektion von der Mutter auf das Kind während der Geburt um die Hälfte senken könne. Boehringer habe das Präparat vielen Entwicklungsländern kostenfrei zur Verfügung gestellt – für Barner ist dies ein Beispiel guter kollektiver Medizin.

Andreas Barner studierte Medizin in Freiburg und Mathematik an der ETH Zürich. Nach seinen Promotionen in Medizin und Mathematik wechselte er zur Ciba-Geigy AG. Seit 1992 ist er für Boehringer Ingelheim tätig, seit 1999 als Mitglied der Unternehmensleitung, seit 2009 deren Sprecher. Den Titel des Professors erhielt er 2008 durch den Bundespräsidenten von Österreich verliehen.

Lesen Sie den vollständigen Artikel in der aktuellen DAZ 2015, Nr. 22, S.17.


Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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