Notfallkontrazeptiva

Nachfrage auf dem Land boomt

02.06.2015, 11:00 Uhr

In Brandenburg und Thüringen wurden Notfallkontrazeptiva nach dem OTC-Switch doppelt so häufig gekauft wie zuvor. (Foto: HRA)

In Brandenburg und Thüringen wurden Notfallkontrazeptiva nach dem OTC-Switch doppelt so häufig gekauft wie zuvor. (Foto: HRA)


Berlin – Zwar werden Notfallkontrazeptiva nach wie vor vor allem in Städten gekauft. Allerdings ist der Nachholbedarf auf dem Land besonders hoch. Dort registrierten die Marktforscher von Insight Health und IMS Health zweistellige Zuwachsraten bis hin zu einer Verdoppelung der Käufe nach der Freigabe aus der Rezeptpflicht.

Laut Insight Health lagen die Präparate zur Notfallverhütung im Verlauf des letzten Jahres auf einem relativ konstanten Level zwischen monatlichen Absätzen von 37.000 und 44.000 abgegebenen Packungen. In den Wochen nach der Entlassung aus der Rezeptpflicht war jedoch ein deutlicher Absatzanstieg zu verzeichnen. Mit über 50.000 abgegebenen Packungen war der Absatz der Pille danach bereits im März 2015 überdurchschnittlich hoch. Im April stiegen die Absätze um weitere zehn Prozent auf über 55.000 abgegebene Packungen.

Im Vergleich zu den umsatzstärksten Monaten in 2014 entspricht dies einer Zunahme von 25 Prozent. Die Entlassung aus der Rezeptpflicht Mitte März zeigt sich deutlich im Wechsel von der Ausgabe auf Rezept hin zur Selbstmedikation. Während der Anteil der Selbstmedikation im März noch bei 46 Prozent lag, stieg er im April auf einen Anteil von 78 Prozent.

Im Vergleich der Bundesländer weisen die Stadtstaaten Hamburg, Berlin und Bremen die höchste Abgabe pro Einwohner auf. Im April war die Abgabemenge der „Pille danach“ pro Einwohner in Berlin fünfmal so hoch wie im umliegenden Brandenburg. Während die Pro-Kopf-Ausgaben der neuen Bundesländer deutlich unter dem deutschen Durchschnitt liegen, sind dort die höchsten Anstiege zu beobachten. Beispielsweise weist Brandenburg im Bundesvergleich die geringste Ausgabe der „Pille danach“ pro Einwohner auf. Mit einem Zuwachs von 85 Prozent ist dort laut Insight Health jedoch einer der stärksten Absatzanstiege in Deutschland zu beobachten. Nur in Thüringen ist der Absatz stärker angestiegen: Hier hat sich die Ausgabe der „Pille danach“ seit dem OTC-Switch mehr als verdoppelt.

Deutliche Unterschiede in den Regionen

Laut IMS Health geht erwartungsgemäß ein großer Teil der abgegebenen Packungen in den bevölkerungsreichsten Ländern über die HV-Tische. 57 Prozent des gesamten Absatzes im März und April 2015 entfielen auf die Gebiete der Kassenärztlichen Vereinigungen in Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein und Westfalen-Lippe. Der Blick auf die einzelnen Regionen zeigt allerdings, dass die Zuwächse überall zweistellig ausfallen, wobei sie unterschiedlich stark ausgeprägt sind: Im Stadtstaat Hamburg erhöhten sich die Abgaben um 50 Prozent, in Berlin „nur“ um 16 Prozent. Auch in Baden-Württemberg (+31%) und Nordrhein (+34%) fällt der Anstieg recht hoch aus, ebenfalls in Niedersachsen (+36%) und Sachsen (+38%). 

Fast alle ausgegebenen Packungen an Notfallkontrazeptiva in Deutschland entfallen laut Insight Health auf die beiden Marken ellaOne® und PiDaNa® des Herstellers HRA Pharma. Während sich der monatliche Absatz der Marke ellaOne® in den vergangenen sechs Monaten mehr als verdoppelte, sind bei PiDaNa® Rückgänge von über einem Drittel monatlich abgesetzter Packungen zu verzeichnen. Diese Umsatzentwicklungen seien auch dem Umstand geschuldet, dass der Wirkstoff Levonorgestrel erst im Anschluss an den Wirkstoff Ulipristal rezeptfrei geworden sei.

Anm. der Redaktion: Diese Meldung wurde hinsichtlich der Angaben von IMS Health korrigiert, da uns zunächst fehlerhafte Daten zu den regionalen Steigerungsraten übermittelt wurden.



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