Landesapothekerkammer Brandenburg

Dobbert: Zeit für eine neue Strategie

Berlin - 09.07.2015, 15:00 Uhr

Jens Dobbert: Apotheker müssen wieder als Heilberufler wahrgenommen werden! (Foto: LAK Brandenburg)

Jens Dobbert: Apotheker müssen wieder als Heilberufler wahrgenommen werden! (Foto: LAK Brandenburg)


Jens Dobbert, Präsident der Landesapothekerkammer Brandenburg, hat keine Hoffnung, dass die Politik in dieser Legislaturperiode das Thema Apothekenhonorar noch angehen wird. Es scheine, als arbeite Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe stringent den Koalitionsvertrag ab – und da stehe „nichts von Honoraranpassung für die Apotheker drin“. Die gesundheitspolitischen Projekte, die der Minister derzeit noch in der Pipeline hat, sieht Dobbert ebenfalls mit gemischten Gefühlen.

Bei der gestrigen Kammerversammlung ging der Präsident in seinem einleitenden Bericht auf die verschiedenen laufenden Gesetzesvorhaben ein. Das GKV-Versorgungsstärkungsgesetz (GKV-VSG), das der Bundesrat diesen Freitag abschließend beraten wird, habe immerhin einige Forderungen der Apotheker aufgenommen. So wird der Kassenabschlag ab 2016 auf 1,77 Euro pro Rx-Packung festgesetzt. Auch beim Entlassmanagement sei es den Apothekern gelungen, ihre Forderungen im Gesetzestext wiederzufinden: Andere am Markt befindliche Unternehmen, die sicher gern die Organisation des Entlassmanagements unter Umgehung der Apotheken übernommen hätten, werden nun ausgeschlossen. Dass die Problematik der Retaxierung aufgegriffen wurde, könne man ebenfalls als Erfolg werten.

Gescheitert seien die Apotheker jedoch mit ihrer Forderung, eine jährliche Anpassung des Honorars gesetzlich zu verankern. Ebenso blieben die Rufe nach einer höheren Rezeptur- und BtM-Vergütung und den vollen 120 Millionen Euro, die für den Nacht- und Notdienstfonds zugesagt waren, außen vor. Grund sei wohl gewesen, dass das GKV-VSG zustimmungsfrei bleiben sollte. Dies wäre nicht gelungen wäre, hätte man auch Änderungen an der Arzneimittelpreisverordnung vorgenommen.

Der Ankündigung von ABDA-Präsident Friedemann Schmidt letzte Woche auf der Mitgliederversammlung, diese Forderungen würden nicht gestrichen, sondern bei den im Herbst anstehenden Gesetzesänderungen wieder eingebracht, würde Dobbert zwar gerne Glauben schenken. „Jedoch fürchte ich, dass unsere Forderungen in dieser Legislaturperiode keinen Erfolg mehr haben werden.“ Dennoch: „Wir sollten nicht nachlassen, in allen Gesprächen mit der Politik unsere berechtigten Forderungen mit Nachdruck anzusprechen.“ Auch die ABDA-Spitze müsse nun endlich Erfolge erreichen. „Schöne Reden des ABDA-Präsidenten helfen uns derzeit nicht weiter“, so Dobbert.

E-Health-Gesetz: Hoffnung auf die Länder

Wenig erfreulich ist für den Brandenburger Präsidenten auch der bislang vorliegende E-Health-Gesetzentwurf. „Unser eigenes Vorhaben, Medikationsmanagement flächendeckend als honorierte Leistung der Apotheker anzubieten – in der Apothekenbetriebsordnung und im Perspektivpapier verankert – scheitert bereits an der Fixierung der Apotheker bei der Erstellung eines Medikationsplanes im Gesetz.“ Nicht zuletzt im Hinblick auf die Arzneimittelinitative in Sachsen und Thüringen – ARMIN – sei der Gesetzentwurf ärgerlich. „Woher diese Ignoranz unseres Berufstandes kommt, darüber können wir nur spekulieren“, so Dobbert. Wenn ARMIN zu einem Erfolgsmodell werden solle, müsse die Zusammenarbeit mit dem Arzt auf Augenhöhe angestrebt werden. Doch die Ärzte hätten offenbar Schwierigkeiten mit den Apothekern. Sicher, so Dobbert, hätten sie sich durch das Perspektivpapier Apotheke 2030 „auf den Schlips getreten gefühlt“. Dabei will er klargestellt wissen: „Wir sind und wir wollen keine kleinen Ärzte werden.“

Gemeinsamer Ansatz sollte immer sein, dass der Patient bei der Zusammenarbeit von Arzt und Apotheker im Mittelpunkt steht. Zudem müsse der Politik klar gemacht werden, dass ein Medikationsmanagement nur mit den Apothekern funktioniere – „und natürlich auch nur dann, wenn die Apothekerschaft für gleiche Arbeit auch entsprechend entlohnt wird“. Nun hofft Dobbert auf die Länder, die über den Bundestag die Apotheker stärker einbeziehen wollen und zudem empfehlen, die regionalen Modellversuche wie ARMIN, die über das Stadium des Papier-Medikationsplans schon hinaus sind, unberührt zu lassen. Ein Initiative, die auch das Brandenburger Gesundheitsministerium begrüßt.

Absage an Impfungen in der Apotheke

Ein weiteres Ärgernis ist für Dobbert, dass die Apotheker im Entwurf zum Präventionsgesetz außen vor bleiben. Hier habe das Bundesgesundheitsministerium „die Chance verpasst, den enormen Nutzen der bundesdeutschen Apothekerschaft für die Prävention der deutschen Bevölkerung mit einfließen zu lassen“. Eine klare Absage erteilte er in diesem Zusammenhang der jüngst erhobenen Forderungen der Pharmaziestudierenden, Apotheker selbst Impfungen vornehmen zu lassen. Den Impfstatus zu überprüfen – das ginge für Dobbert in Ordnung – darüber hinaus ist seine Devise: Schuster, bleib bei deinem Leisten!

Dobbert beklagte überdies, dass Apotheker insgesamt zu wenig als Heilberufler und stattdessen oft als Schubladenzieher gesehen werden. „Vielleicht müssen wir unsere Strategie ändern, um mehr Gehör zu erlangen. Womöglich waren wir in den letzten Jahren einfach zu still“, so seine Vermutung. Die Neuausrichtung müsse allerdings besonders auf der Bundesebene erfolgen. „Wir müssen endlich aufhören, uns mit uns selbst zu beschäftigen. Alle Kräfte sind nötig, wir müssen sie bündeln und gemeinsam für ein Ziel kämpfen.“ Und dieses Ziel sei, die heilberufliche Tätigkeit der Apotheker in Deutschland zu erhalten. „Wenn uns das nicht allen bewusst wird, wird uns auch nicht ein Papier namens Apotheke 2030 retten.“

Nach ABDA-Haus-Beschluss: Zeit für wichtige Dinge

Hoffnung gibt ihm, dass die ABDA-Mitgliederversammlung nun immerhin den Bau eines neuen Hauses beschlossen hat. Diese Entscheidung sei lange überfällig gewesen – ungeachtet vorausgegangener Fehlentscheidungen. Nun habe die ABDA wieder Zeit für die wichtigen Dinge: Dazu zählt er neben Aktivitäten zu den anstehenden Gesetzesänderungen beispielsweise den Aufbau der geplanten IT-Abteilung. „Wenn wir dieses nicht hinbekommen, habe ich die Befürchtung, dass wir zukünftig bei vielen Projekten das Nachsehen haben werden. Unsere Gegner stehen schon in den Startlöchern und deren Motoren laufen auf Hochtouren – wohingegen wir uns immer wieder neu erfinden wollen.“ Friedemann Schmidt empfiehlt der Brandenburger Kammerpräsident, „die politische Ausrichtung des Berufsstandes wieder selber in die Hand zu nehmen und dies nicht mehr dem Hauptamt zu überlassen“. Eloquente Reden zu halten reicht aus Dobberts Sicht allerdings auch nicht. 


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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