Lieferengpässe und Hochpreiser

Diefenbach bittet wieder um Defektlisten

Berlin - 07.08.2015, 15:08 Uhr

Lieferengpässe bei Arzneimitteln sind ein nach wie vor ungelöstes Problem. (Foto: Sket)

Lieferengpässe bei Arzneimitteln sind ein nach wie vor ungelöstes Problem. (Foto: Sket)


Die Landesapothekerkammer Hessen will beim diesjährigen Deutschen Apothekertag in Düsseldorf einen Antrag zu Lieferengpässen bei Arzneimitteln stellen. Das Problem habe sich in den vergangenen Monaten nicht entschärft, erklärt der Kammerdelegierte Dr. Hans Rudolf Diefenbach, der bereits in seinen Zeiten als stellvertretender Vorsitzender des Hessischen Apothekerverbandes dafür sorgte, dass die Missstände an die Öffentlichkeit kommen. Um den geplanten Antrag im Herbst mit aktuellen Daten und Fakten untermauern zu können, ruft er nun erneut Kollegen und Kolleginnen bundesweit auf, ihm Listen ihrer Defekte zu schicken. Darüber hinaus bittet er diesmal auch um Bericht über Erfahrungen mit Hochpreisern.

Auch im vergangenen Jahr gab es beim Apothekertag Anträge zum Thema Lieferengpässe – nachhaltige Wirkung hatten sie aber nicht. Hessen will nun einen eigenen Anlauf starten. Der Antrag der Kammer sieht vor, dass die Hersteller stärker und gesetzlich verpflichtet werden: Sie sollen ihre Engpässe in kurzer Frist dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte mitteilen – und dieses soll ebenso flink für eine Veröffentlichung sorgen.  

Denn bislang ist Diefenbach nicht zufrieden mit den Aktivitäten, die die Politik in Sachen Lieferengpässe an den Tag legt. Abgeordnete beteuern zwar immer wieder, dass das Problem beim Pharmadialog thematisiert werde. Konkrete Maßnahmen bleiben bislang aber aus. Wobei einzuräumen ist, dass es „die eine Lösung“ zur Klärung aller Probleme sicherlich nicht gibt. Doch der Apotheker aus Offenbach will die Engpässe, mit denen viele Apotheken tagtäglich konfrontiert sind, ins Bewusstsein der Politiker brennen. Und dazu sucht er nun Unterstützung bei allen hierzu bereiten Apothekerinnen und Apothekern. Sie sollen Daten sammeln, in welchem Maße und bei welchen Präparaten weiterhin Engpässe auftreten.

Problematische Hochpreiser

Zudem möchte Diefenbach gerne wissen, wie andere Apotheken es wahrnehmen, dass einige hochpreisige Arzneimittel nur noch direkt über den Hersteller bezogen werden können. Diese Umgehung des Großhandels habe zur Folge, dass einige Apotheken in Zahlungsschwierigkeiten kommen, erklärt er. Einige mögen bereits Kunden weggeschickt haben, weil sie nicht für tausende Euro in Vorleistung gehen wollten. Das Nachsehen hat am Ende der Patient.

Als ein Beispiel aus seiner Offizin führt Diefenbach das Lungen-Arzneimittel Ofev® an, das der Hersteller Boehringer Ingelheim nur direkt vertreibe. Für die Versorgung eines Patienten habe er mit einem Betrag von über 10.000 Euro in Vorlage treten müssen, das kurzfristige Zahlungsziel sehe zwei Prozent Skonto vor. „Bei ‚klassischen‘ Vereinbarungen mit dem jeweiligen Rechenzentrum und sich häufenden Rezepten dieser Art gerät die typische Individualapotheke so schnell an den Rand des Möglichen bezüglich ihrer Wirtschaftlichkeit“, so Diefenbach. Probleme hatte er beispielsweise auch bei Remsima® (Mundipharma) oder Otezla® (Celgene).

Diefenbachs Befürchtung ist, dass die Umgehung des Großhandels Schule machen könnte. Die Konditionen für die Apotheken würden so massiv verschlechtert, die Finanzierung der Arzneimittel nicht mehr gesichert.

Appell an die Kolleginnen und Kollegen

Konkret bittet Diefenbach seine Kolleginnen und Kollegen daher nun um

  • aktuelle Defektlisten (Wochen oder quartalsbedingt) sowie
  • Angaben, welche Hochpreiser sie in 2015 direkt beim Hersteller beziehen mussten, ob dies ihre Zahlungsmodalitäten beeinflusst hat und ob sie möglicherweise sogar Patienten wegschicken mussten.

Wer Herrn Diefenbach bei der Faktensammlung unterstützen will, kann die Informationen faxen (069 - 883608) oder mailen (rosenapo.of@t-online.de).

 


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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