Spiegel-Thema Kopfschmerzen ….

… präsentiert von Thomapyrin und DocMorris

Stuttgart - 17.08.2015, 17:45 Uhr

Denkwürdig: Thomapyrin präsentiert einen Spiegel-Online-Artikel. (Screen: spiegel.de)

Denkwürdig: Thomapyrin präsentiert einen Spiegel-Online-Artikel. (Screen: spiegel.de)


Rückenschmerzen, Kopfschmerzen, Bikinifigur: Der Spiegel und Spiegel.online erklären gerne, was wirkt, haben keine Scheu, die Pharmaindustrie oder Apotheker, die in ihren Augen falsch beraten, an den Pranger zu stellen. Ein Kommentar von Doris Uhl.

Aktuell werden auf Spiegel.online verschiedene Kopfschmerzarten vorgestellt. Und wieder wird, wie schon bei Rückenschmerzen oder den Mitteln für die Bikinifigur hinterfragt, was wirklich hilft. Doch diesmal geht es nicht darum, dass Apotheker wieder einmal zu häufig ungeeignete Schmerzmittel abgeben. Ganz im Gegenteil, diesmal werden die Inhalte präsentiert von Thomapyrin und Überraschung: Kritik an dem nicht unumstrittenen Kombinationsanalgetikum sucht man diesmal vergeblich und auch Prof. Dr. Gerd Glaeske kommt nicht zu Wort. Dafür kann man auf den  Namenszug des Präparates klicken und landet gleich bei den Sparangeboten von DocMorris. Noch einen Klick weiter sind diese Schnäppchen auch schon im Warenkorb.

Prof. Dr. Gert Antes, Leiter des Cochrane-Zentrums in Freiburg und Kämpfer für unabhängige seriöse Informationen in der Medizin, ist sprachlos. In einem Rundschreiben an Journalisten stellt er die Frage, ob das das Ende des unabhängigen Journalismus ist.

Nun zwingen sinkende Abonnentenzahlen und kostenfreie Online-Angebote auch den Spiegel dazu, nach neuen Erlösmodellen zu suchen. Auf der einen Seite gilt es, die Unabhängigkeit des Journalismus zu verteidigen, auf der anderen Seite muss dieser unabhängige Journalismus auch finanziert werden. Da die Bereitschaft, online für solche Informationen zu zahlen, mehr als gering ist, ist Phantasie gefragt.

Boehringer Ingelheim, Anbieter von Thomapyrin, nutzt also das Umfeld und das Ansehen des Spiegels, prominent bei allen Aritkeln zum Thema Kopfschmerz für sein Schmerzmittel zu werben und gleich mit DocMorris im Schlepptau für den notwendigen Absatz zu sorgen. Aus Marketingsicht sicher ein genialer Schachzug. Ob es da noch nutzt, dass in einem Beitrag die Redakteurin erst einmal alle nicht medikamentösen Optionen zur Kopfschmerzbehandlung preist und vor zu vielen Kopfschmerztabletten warnt? 

Zu hinterfragen ist in jedem Fall, wie solche Beiträge erstellt wurden. Vollkommen unabhängig? Wenn ja, werden sie auch noch so wahrgenommen? Wenn Einfluss geübt wurde und das beim Spiegel, dann ist in der Tat das Ende des unabhängigen Journalismus zu befürchten. Bleibt die Frage, ob es wirklich so schlecht um den Spiegel bestellt ist, dass er auf solche Modelle zurückgreifen, ja seine Seele verkaufen muss, um zu überleben. Das wäre wohl wirklich eine Katastrophe, die man beklagen kann. Doch Hand aufs Herz: Unabhängige Informationen kann es nicht zum Nulltarif geben, auch Verlage und Journalisten wollen leben. Entweder werden sie aus Steuermitteln finanziert oder aber wir befreien die Verlage aus der Abhängigkeit Dritter und sind bereit, für guten Journalismus richtig zu bezahlen, auch online!

 


Dr. Doris Uhl (du), Apothekerin
Chefredaktion DAZ

redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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