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Ärztliches Verordnungsverhalten
Mit Geld lässt sich wenig erreichen
Finanzielle Anreize für Verordner sind offenbar nicht das optimale Mittel, um die Arzneimittelausgaben zu senken oder die Verwendung von Arzneimitteln zu verringern. Jedenfalls wird eine solche Behauptung derzeit nicht von der wissenschaftlichen Datenlage gestützt. Zu diesem Ergebnis kommt ein aktualisierter Cochrane Review zu diesem Thema.
Gesundheitspolitiker und Krankenversicherungsträger versuchen mit verschiedenen Strategien, Ärzte bei Arzneimittelverordnungen im Zaum zu halten. Eine beliebte Maßnahme sind Budgets, entweder zur Deckelung der Ausgaben oder als Ziel-Budgets. Ein weiterer Ansatz ist eine „pay for performance“-Politik, bei der die Ärzte für ihr Verschreibungsverhalten entweder finanziell belohnt oder bestraft werden. Andere fahren die Taktik, die Erstattung für Arzneimittelverordnungen zu reduzieren, um diese für die Ärzte weniger attraktiv zu machen.
Einbezogene Studien
Entsprechende randomisierte oder nicht-randomisierte Studien, unterbrochene Zeitreihenanalysen (ITS), Studien mit Messwiederholungen und kontrollierte Vorher-Nachher-(CBA) Studien zu den Auswirkungen solcher Maßnahmen wurden in den Review einbezogen. Bei einer unterbrochenen Zeitreihenanalyse wird in einer Reihe von Messzeitpunkten nach einer bestimmten Anzahl von Messungen eine Behandlung/Maßnahme einsetzt, deren Wirkung dann durch den Unterschied zwischen Pre- und Posttests ermittelt wird. Beim Design der Messwiederholung (repeated measures) wird an derselben Stichprobe wiederholt die gleiche abhängige Variable gemessen. Die Studien mussten als Zielparameter eines der folgenden Ergebnisse ausweisen: Arzneimittelverwendung, Nutzung der Gesundheitsversorgung, Auswirkung auf die Gesundheit oder Kosten.
18 Bewertungen (sechs neue Studien seit der Erstausgabe des Reviews aus dem Jahr 2007) der Arzneimittelpolitik aus sechs Ländern mit hohem Einkommen erfüllten die Aufnahme-Kriterien. Vierzehn beurteilten die Budget-Politik, davon neun in Großbritannien, jeweils zwei in Deutschland und Irland sowie jeweils eine in Schweden und Taiwan. Drei bewerteten Richtlinien zum „pay for performance“, davon zwei in UK und eine in den Niederlanden. Eine Studie aus Taiwan befasste sich mit der Wirkung von Erstattungskürzungen.
Magere Datenlage
Nach der Analyse der Cochrane-Autoren scheinen Arzneimittel-Budgets zu einem geringen Rückgang des Medikamentenkonsums zu führen. Zu ihren Auswirkungen auf die Arzneimittelausgaben oder die Nutzung des Gesundheitswesens wollten sie aber angesichts der mageren Datenlage keine Aussagen treffen. Ebenso insuffizient sind die Belege bezüglich der Auswirkungen einer „Pay for performance“-Politik auf den Arzneimittelkonsum und die Gesundheit. Auch hier wurde die Sicherheit der der Beweise als sehr gering eingestuft. Dasselbe gilt für Erstattungskürzungen. Über Verwaltungskosten der gesetzlichen Maßnahmen oder sonstiger Richtlinien wurden in keiner der Studien berichtet.
Das Fazit des Reviews: Obwohl finanzielle Anreize als wichtiges Element von Strategien zur Änderung der Verordnungsverhaltens von Ärzten gelten, bleibt ungewiss, ob sie tatsächlich etwas bringen.
Quelle: Rashidian A, Omidvari AH, Vali Y, Sturm H, Oxman AD. Pharmaceutical policies: effects of financial incentives for prescribers. Cochrane Database Syst Rev. 2015 Aug 4;8:CD006731. [Epub ahead of print] Review.
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