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Die niederländischen Apotheker beraten ihre Kunden in der Offizin viel besser über mögliche Wechselwirkungen von Medikamenten als noch in den Vorjahren. Und auch im Vergleich zu den Drogisten stehen sie erheblich kompetenter da. Dies zeigt eine neue Erhebung des Verbraucherverbandes „Consumentenbond“.
Zwei Testkäuferinnen im Alter von 24 und 27 Jahren besuchten im Frühjahr jeweils vierzig Apotheken und Drogerien. Dort kauften sie „für ihre Mutter" oder „ihren Nachbarn" das Fußpilzmittel Miconazol Creme.
In 34 Apotheken wurden sie nach der Verwendung anderer Medikamente gefragt. In 31 bekamen sie den Rat, Miconazol nicht in Kombination mit Blutverdünnern anzuwenden. In der Hälfte der Apotheken wurde eine Alternative angeboten. Lediglich in sechs Apotheken wurde nicht eruiert, ob andere Arzneimittel angewendet wurden.
Dürftige Beratung in Drogerien
In den Drogerien waren die Informationen zu möglichen Wechselwirkungen von Miconazol erheblich dürftiger. In 23 Geschäften stellten die Mitarbeiter den Kundinnen nicht eine einzige Frage. Und das, obwohl die meisten davon ein Zertifikat als „Anerkannte Spezialisten für die Selbstmedikation“ besitzen. Dieses soll bescheinigen, dass das Personal ständig überprüft, ob eine Kundenberatung benötigt wird, dass eine professionelle und zeitnahe Beratung angeboten und, wenn notwendig, an den Arzt oder die Apotheke verwiesen wird. Auch der Standard-Check an der Kasse über die Frage „Haben Sie irgendwelche Informationen über dieses Produkt?“ fand oft nicht statt. Einige Verkäufer behaupteten sogar, es gebe bei der Verwendung von Miconazol mit anderen Medikamenten keine Probleme.
Testkäuferin Caroline Pustjens berichtet: „Nach einer Weile hatte ich raus, dass man mir in den Drogerien nicht so leicht weiterhelfen konnte, wenn ich darum gebeten habe. In den Apotheken wusste man die Antwort oft sofort.“ Merielle Soeters, die die Salbe angeblich für ihre Mutter besorgen sollte, machte ähnliche Erfahrungen. „Die Mitarbeiter in den Drogerien haben viel weniger gefragt als die Apotheker. Die Apotheker haben sich nach den Beschwerden erkundigt und ob meine Mutter bei ihrem Hausarzt gewesen ist.“
Apothekerverband erfreut über verbesserte Beratung
Der niederländische Apothekerverband KNMP sieht die Ergebnisse im Hinblick auf frühere Testkaufserien als eine deutliche Verbesserung an, auch wenn ein Teil der Apothekenteams beratungsmäßig immer noch nicht gut genug aufgestellt ist. Im Jahr 2012 hatten Testkäufer in niederländischen Apotheken und Drogerien Naproxen gekauft. Damals kam nur in gut fünfzig Prozent der Apotheken die Frage nach anderen Arzneimitteln. Im letzten Jahr waren in Beratungsgesprächen zu einem Amoxicillinpräparat ebenfalls in der Hälfte der Apotheken zu wenig Informationen zu Wechselwirkungen, Nebenwirkungen, Dosierungsschema und Ähnlichem gegeben worden.
Der Leiter der Aktion Carl Jacob vom Consumentenbond nennt die Ergebnisse im „Pharmaceutisch Weekblad“ enttäuschend. „Die Drogerien sind wirklich sehr schlecht.“ stellt Jacob fest. „Der Check an der Kasse ist das Mindeste, was man erwarten können sollte. Und bei den Apotheken wünschen wir uns natürlich hundert Prozent.“
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