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Lange Wartezeiten in Arztpraxen sind nach Darstellung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) nur für wenige Patienten ein echtes Problem. Fast zwei Drittel der Patienten bekommen innerhalb von drei Tagen einen Termin. Nur etwa jeder neunte warte länger als drei Wochen, erklärte der KBV-Vorstandsvorsitzende Andreas Gassen. Im Vergleich zum Vorjahr habe sich hier nicht viel geändert. Dies ist eines der Ergebnisse der aktuellen Versichertenbefragung der KBV. 6.089 Bundesbürger hat sie telefonisch von Forschungsgruppe Wahlen zu ihren Erfahrungen mit Ärzten befragen lassen.
Was die Terminvergabe betrifft, habe sich gezeigt, dass diejenigen, die sich im Gesundheitssystem zurechtfänden und „kommunikationsstark“ seien, weniger Probleme haben, an einen Termin zu kommen als etwa chronisch Kranke oder Menschen mit geringem Bildungsgrad. Die Ärzte sollten sich also bei Terminfragen besonders um diese Patienten kümmern, sagte Gassen. Er räumte auch ein, dass es aufgrund der freien Arztwahl in einigen Praxen vereinzelt zu längeren Wartezeiten komme. Grundsätzlich aber sei das System der freien Arztwahl in Europa nahezu einmalig.
Darüber hinaus genössen Ärzte und Psychotherapeuten aber weiterhin hohes Ansehen und Vertrauen. 92 Prozent der Befragten vertrauten ihrem Arzt. 93 Prozent schätzten seine fachlichen Qualitäten. „Auch bei den Vorsorge- und Impfschutzuntersuchungen spiegelt sich die hohe Zufriedenheit der Patienten wider“, erklärte KBV-Vorstandsmitglied Regina Feldmann, Vorstand der KBV. „Die Patienten wünschen sich ihren Arzt als zentralen Ansprechpartner.“ Mehr als die Hälfte der Befragten (55 %) möchte Informationen über die nächste Vorsorgeuntersuchung von ihrem Arzt erhalten. Lediglich 18 Prozent sprechen sich dafür aus, von der Krankenkasse informiert zu werden.
Keine IGeL-Abzocke
Gassen und Feldmann wiesen zudem Darstellungen zurück, Ärzte zockten ihre Patienten bei den sogenannten Individuellen Gesundheitsleistungen (IGeL) ab, die nicht von den Kassen übernommen werden. Patienten würden diese Leistungen von sich aus in Anspruch nehmen, sagte Gassen. Nur rund ein Viertel der Befragten sagte, der Arzt habe IGe-Leistungen von sich aus angeboten. Gassen räumte allerdings ein, dass die Zahl der Befragten, die sich mit dem Zusatzangebot vom Arzt überrumpelt fühlten, zuletzt wieder gestiegen sei, von neun Prozent im Jahr 2013 auf aktuell 16 Prozent.
Feldmann, die in der KBV die Hausärzte vertritt, wies darauf hin, dass die Zahl derer, die bei der Suche nach einem Hausarzt Probleme hatten, leicht gestiegen sei. „Hier macht sich der beginnende Ärztemangel bemerkbar.“ Im Osten geben nach ihren Worten 39 Prozent der Befragten an, dass sie nicht genügend Hausärzte in ihrer Umgebung hätten.
Sie wies zudem auf die Altersstruktur der niedergelassenen Ärzte hin. Bis 2021 würden 50.000 Mediziner altersbedingt aus der ambulanten Versorgung ausscheiden. Hier werde der große Bedarf der kommenden Jahre deutlich. Gröhe will mit dem Versorgungsstärkungsgesetz unter anderem über finanzielle Anreize junge Ärzte in strukturschwache Regionen locken.
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