WHO zum Flüchtlingsproblem

Helfen, auch zum eigenen Schutz

Remagen - 07.09.2015, 09:10 Uhr

Flüchtlinge: Die Regionaldirektorin für Europa der WHO, Zsuzsanna Jakab, sagt Unterstützung zu. (Foto: WHO/Franz Henriksen)

Flüchtlinge: Die Regionaldirektorin für Europa der WHO, Zsuzsanna Jakab, sagt Unterstützung zu. (Foto: WHO/Franz Henriksen)


Der immense Zustrom von Flüchtlingen und Migranten in die Länder der Europäischen Region ist auch eine Herausforderung für die Gesundheitsversorgung. Nun hat sich die Regionaldirektorin für Europa der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Dr. Zsuzsanna Jakab mit einem Statement zu Wort gemeldet und Unterstützung zugesichert.

Bis dato hätten im Jahr 2015 rund 350.000 Flüchtlinge und Migranten europäische Länder erreicht, gibt Jakab an. Hinzu kämen fast zwei Millionen Menschen, die in der Türkei Schutz suchten. Eine angemessene Qualität ihrer Betreuung sei nicht nur für die Betroffenen selbst von großer Bedeutung, sondern auch für die sie aufnehmenden Gemeinden.

Exotische Erreger sind nicht das Problem

Jakab warnt allerdings vor einer allgemeinen Wahrnehmung, dass es einen Zusammenhang zwischen Migration und der Einschleppung von Infektionskrankheiten geben könnte. Flüchtlinge und Migranten seien vor allem für die Infektionskrankheiten anfällig, die in Europa üblich sind, unabhängig von Migration. Das Risiko, dass exotische Erreger, wie das Ebola-Virus oder das Middle East Respiratory Syndrome coronavirus (MERS-CoV) nach Europa importiert werden, hält die WHO für extrem niedrig. Außerdem habe die Erfahrung gezeigt, dass solche Infektionen eher normale Reisende, Touristen oder Gesundheitspersonal betreffen als Flüchtlinge oder Migranten.

„Europa ist gut gerüstet, um auf solche Ereignisse zu reagieren“, gibt sich Jakab überzeugt. „Wachsamkeit ist zwar angebracht, aber nicht er Haupt-Fokus. Die Länder sollten sich vielmehr darauf konzentrieren, dass jeder Mensch, der nach Europa kommt, eine gastfreundliche Umgebung vorfindet und wenn nötig vollen Zugriff auf eine qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung hat, ohne Diskriminierung aufgrund von Geschlecht, Alter, Religion, Nationalität oder Rasse. Dies ist auch der beste Weg, um sicherzustellen, dass die jeweilige Wohnbevölkerung nicht unnötig importierten Infektionserregern ausgesetzt wird.“

Unterschiedliche Bedürfnisse

Jakab weist zudem darauf hin, dass Flüchtlinge und Migranten keine homogene Gruppe seien und die Gesundheitssysteme auf ihre unterschiedlichen Bedürfnisse reagieren müssten. Dies gelte besonders für Menschen, die Gewalt ausgesetzt gewesen sind, einschließlich sexueller Gewalt - aber auch für die Mutter-Kind-Gesundheit, Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, psychische Gesundheit, Notfallversorgung und den Schutz gegen Krankheiten, die durch Impfung vermeidbar sind.

Gesundheitsfragen im Hinblick auf Bevölkerungsbewegungen stünden schon seit vielen Jahren auf der Agenda der WHO, vor allem in der Europäischen Region. Nun müsse sichergestellt werden, dass die Gesundheitssysteme ausreichend auf den Zustrom vorbereitet sind und dass gleichzeitig die Gesundheit der Wohnbevölkerung geschützt wird. Dies erfordere die Zusammenarbeit zwischen den Herkunfts-, Transit- und Zielländern.

Das WHO-Regionalbüro für Europa sagt den betroffenen Ländern technische und Vor-Ort-Hilfe zu. Auch mit Politikberatung, Notfallplanung und der Ausbildung von Gesundheitspersonal will die WHO den Ländern unter die Arme greifen und darüber hinaus Notfall-Kits liefern, die jeweils für die Bedürfnisse einer Bevölkerung von 10.000 über einen Zeitraum von drei Monaten ausreichen sollen.


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