Patienten ohne Krankenversicherung

Ärzte und Apotheker helfen gemeinsam

Stuttgart - 14.09.2015, 16:15 Uhr

In der Mainzer Ambulanz ohne Grenzen werden auch Flüchtlinge behandelt. (Foto: Andreas Reeg/Medizinische Ambulanz ohne Grenzen)

In der Mainzer Ambulanz ohne Grenzen werden auch Flüchtlinge behandelt. (Foto: Andreas Reeg/Medizinische Ambulanz ohne Grenzen)


Der Verein Armut und Gesundheit in Deutschland e.V. aus Mainz setzt sich seit Jahren für die medizinische Versorgung von Menschen ohne Krankenversicherung ein und engagiert sich in zunehmendem Umfang auch für Flüchtlinge. Die Apotheker ohne Grenzen unterstützen die Arbeit des Vereins – ein Beispiel für die gelungene Zusammenarbeit von Ärzten und Apothekern.

„Wir wollen keine Armutsmedizin etablieren“, sagt Prof. Dr. med. Dipl. Soz.-Päd. Gerhard Trabert vom Verein Armut und Gesundheit in Deutschland. „Unser Ziel ist es, die Menschen zurück in das bestehende Gesundheitssystem zu integrieren. Aber das hat momentan zu viele Versorgungslücken.“ Seit Professor Trabert 1997 als erster Arzt eine Ermächtigung zur Behandlung obdachloser Menschen erhalten hat, ist er mit seinem Arztmobil, einer rollenden Ambulanz, in Mainz und Bingen unterwegs. Er sucht wohnungslose Menschen auf der Straße auf und behandelt sie.

Seit zwei Jahren existiert zudem die „Ambulanz ohne Grenzen“, die auf die Tatsache reagiert, dass der Personenkreis ohne Krankenversicherung immer größer wird. In der Ambulanz arbeiten über 20 Ärzte, darunter Kinderärzte, Zahnärzte, Chirurgen sowie Psychotherapeuten auf ehrenamtlicher Basis. Sie finanziert sich – wie alle Projekte des Vereins – ausschließlich über Spenden. „Wir behandeln zum Beispiel Obdachlose und Menschen, die keine Aufenthaltspapiere habe, darüber hinaus Haftentlassene, die in den ersten Wochen noch nicht krankenversichert sind oder ehemals privat Krankenversicherte, die glauben ihren Versicherungsanspruch verloren zu haben, da sie die hohen Beiträge nicht mehr zahlen konnten – und natürlich Flüchtlinge“, berichtet Trabert. In dieser Woche wollen er und sein Team zum ersten Mal direkt in einer Flüchtlingsunterkunft medizinische Hilfe leisten.

Ärzte und Apotheker helfen Hand in Hand

Mit Unterstützung der Landesärztekammer Rheinland-Pfalz hat der Verein Anamnesebögen in 14 Sprachen entwickelt. Zudem ist geplant, bis Ende des Jahres eine nationale Übersicht mit Profilen von medizinischen Anlaufstellen für nicht krankenversicherte Patienten aufzubauen. So können Betroffene oder auch Unterstützer, die sich engagieren oder spenden möchten, einfacher einen Ansprechpartner in ihrer Region finden.

Die Apotheker ohne Grenzen unterstützen den Verein. Seit mehreren Jahren beraten die Apotheker bei der Kontrolle der Arzneimittelbestände. Da Antibiotika nicht in ausreichenden Mengen zur Verfügung standen, setzten sich Ärzte und Apotheker zusammen, um ein Konzept für eine sachgerechte Antibiotika-Versorgung zu entwickeln. Auf diese Weise entstand eine Liste mit Standard-Antibiotika für verschiedene Indikationen. Die Antibiotika werden von der Ambulanz als Praxisbedarf eingekauft, die Apotheker ohne Grenzen begleichen die Kosten in Form einer Spende. Diese erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Apothekern soll weiter fortgesetzt werden: Listen für Analgetika sowie dermale Anwendungen sind in Planung.

Mehr Informationen über die Arbeit des Vereins finden Sie auf www.armut-gesundheit.de/.


Dr. Bettina Krieg (bk), Apothekerin, Redakteurin MMP
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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