Halbjahresbilanz

Vielen ist die „Pille danach“ noch unbekannt

Berlin - 16.09.2015, 16:20 Uhr

Die „Pille danach“ ist selbst jungen Leuten nicht immer ein Begriff. (Foto: HRA Pharma)

Die „Pille danach“ ist selbst jungen Leuten nicht immer ein Begriff. (Foto: HRA Pharma)


Seit einem halben Jahr ist die „Pille danach“ in Deutschland rezeptfrei in Apotheken erhältlich. Seitdem ist der Absatz deutlich gestiegen. Dennoch wissen viele Menschen in Deutschland nicht, dass es die „Pille danach“ überhaupt gibt. Das zeigt eine aktuelle Umfrage im Auftrag von HRA Pharma, Hersteller der beiden Notfallkontrazeptiva ellaOne® und PiDaNa®.

Eine Verhütungspanne kann die unterschiedlichsten Ursachen haben. Seit Mitte März steht jenen, die sich dieses „Unfalls“ schnell bewusst sind, aber eine einfache Möglichkeit zur Verfügung, eine ungewollte Schwangerschaft zu verhindern. Doch wie HRA Pharma meldet, wissen über alle Altersgruppen hinweg 47 Prozent der Menschen in Deutschland nicht, dass es die „Pille danach“ gibt. Dies habe eine Emnid-Umfrage ergeben.

Gerade bei Jüngeren im Alter von 16 und 18 Jahren sowie in den unteren Bildungsschichten gebe es große Wissenslücken: Hier wüsste über die Hälfte der Befragten nichts von der „Pille danach“. Doch nur wer weiß, dass es das Notfallkontrazeptivum gibt, kann es auch so schnell einsetzen, wie es nötig ist. Eine bessere und umfangreichere Aufklärung sei daher vonnöten, so HRA. Das Unternehmen selbst bietet auf seiner ellaOne-Webseite zwar auch einige Informationen für Patientinnen – aber das Unternehmen darf sich nicht zu weit vorwagen, schließlich ist die Werbung für Notfallkontrazeptiva – obwohl sie rezeptfrei sind – verboten.

Apotheken werden ihrer Verantwortung gerecht

In den Apotheken hat sich die Abgabe der „Pille danach“ ohne Rezept eingespielt. ABDA-Präsident Friedemann Schmidt betonte kürzlich, dass in diesem Zusammenhang „wirklich keinerlei Sicherheitsprobleme aufgetaucht“ seien. Es habe sich bestätigt, dass es sich um „sehr sichere Arzneimittel“ handele. Die Apotheker würden bei ihrer Beratung auch ihrer Verantwortung gerecht, die mit der Rezeptfreiheit auf sie übergegangen sei.

Bei HRA Pharma ist man überzeugt, dass die Aufhebung der Rezeptpflicht nicht zu einem verantwortungslosen Handeln bei der Verhütung geführt hat, wie manche Kritiker befürchteten. Zwar seien im Vergleich zum Vorjahr die Verkaufszahlen der „Pille danach“ um etwa 45 Prozent gestiegen. „Das klingt erst einmal viel“, räumt der Hersteller ein. Doch er erklärt dies damit, dass zuvor der schwierigere Zugang zur Notfallverhütung einige Mädchen und Frauen von der Nachfrage abgehalten habe. Sie hätten stattdessen das Risiko einer unerwünschten Schwangerschaft auf sich genommen.  

Frauen in anderen Ländern nähmen viel häufiger die „Pille danach“, wenn bei der Verhütung etwas schief gelaufen ist, und gehen kein Risiko ein, so HRA Pharma weiter. In Frankreich, Norwegen, Schweden, Irland und UK zum Beispiel nutzten über 10 Prozent der Frauen zwischen 14 und 49 Jahren die „Pille danach“ – in Deutschland seien es nur 3,1 Prozent. Der europaweite Durchschnitt liege bei 6,6 Prozent.


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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