Arzneimittelausgaben in den Niederlanden

Die Holländer sparen tüchtig

Remagen - 30.09.2015, 14:30 Uhr

Auch deutsche Kassen schielen zuweilen neidvoll auf die geringen Arzneimittelausgaben in den Niederlanden. (Bild: arunchristensen/Fotolia)

Auch deutsche Kassen schielen zuweilen neidvoll auf die geringen Arzneimittelausgaben in den Niederlanden. (Bild: arunchristensen/Fotolia)


In den Niederlanden sind die Ausgaben für fast die Hälfte aller Arzneimittelgruppen in den letzten fünf Jahren zurückgegangen – insgesamt um 1,1 Milliarden Euro. Der Rückgang beruht im Wesentlichen auf gesunkenen Arzneimittelpreisen und der Verschiebung bestimmter Arzneimittel in das Krankenhausbudget. Bei der anderen Hälfte wuchsen die Ausgaben demgegenüber lediglich um knapp 300 Millionen Euro. Dies geht aus aktuellen Daten der niederländischen Stiftung für pharmazeutische Statistik (SFK) hervor.

Im Jahr 2014 haben die niederländischen öffentlichen Apotheken nach eigenen Angaben Medikamente mit einem Wert von etwas mehr als 2,8 Milliarden Euro zulasten der Krankenversicherungen abgegeben. Dies ist der zweitniedrigste Betrag seit zehn Jahren. Im Vergleich mit dem Jahr 2009 sind die Arzneimittelkosten ohne die Honorare für die von den Apotheken erbrachten Dienstleistungen laut SFK insgesamt um 808 Millionen Euro gesunken. Dies entspricht einem Ausgabenrückgang um 22 Prozent.

Mehr Verbrauch und dennoch gernigere Ausgaben

Rund die Hälfte der therapeutischen Hauptgruppen (ATC Ebene 2) des Anatomisch-therapeutisch-chemische Klassifikationssystems (ATC) hat seine Kosten in den letzten fünf Jahren verringert. Am stärksten fielen die Ausgaben für Immunsuppressiva, und zwar von 357 Millionen Euro im Jahr 2009 auf nur noch 73 Millionen im Jahr 2014. Der massive Rückgang wird hauptsächlich darauf zurückgeführt, dass TNF-Alpha-Hemmer seit 2012 nur noch über das Krankenhaus-Budget erstattet werden.

Die Plätze zwei bis vier bezüglich der größten Einsparungen nehmen die Mittel mit Wirkung auf das Renin-Angiotensin-System (RAS-Hemmer) (-152 Millionen Euro), die Antazida (-120 Millionen Euro) und Cholesterinsenker (-98 Millionen Euro) ein. Obwohl deren Verwendung stark zugenommen hat, sollen Patentausläufe, die Präferenz-Politik der Versicherer und niedrigere gesetzliche Höchstpreise für den Ausgabendämpfer gesorgt haben. In der Gruppe der Magensäurehemmer gingen die Ausgaben trotz eines Anstiegs der Verwendung um 44 Prozent innerhalb der letzten fünf Jahre um satte 74 Prozent zurück, unter anderem bedingt durch eine Begrenzung der Erstattung im Jahr 2012.  

Als fünfte Gruppe mit einem starken Kosteneinbruch werden die Sexualhormone genannt. Für diese wurden im Jahr 2014 teilweise bedingt durch die Begrenzung der Erstattung der empfängnisverhütenden Pille im Jahr 2011 und durch die Übertragung der Fruchtbarkeits-Hormone an das Krankenhaus-Budget 69 Millionen Euro weniger ausgegeben als fünf Jahren zuvor.

Plus bei Virustatika

Die Gruppen von Medikamenten mit Ausgabensteigerungen ließen die Kosten dagegen nur um insgesamt 294 Millionen wachsen. Dabei schlugen die Virustatika für den systemischen Einsatz mit einem Zuwachs von 144 Millionen Euro im Jahr 2009 auf 198 Millionen im Jahr 2014 (+30 Prozent) am heftigsten zu Buche. Die Verwendung dieser Mittel, die die Ärzte insbesondere gegen HIV/AIDS einsetzten, stieg noch stärker an (+37 Prozent). Auch bei den Antidiabetika, den Antithrombotika und den Urologika nahmen die Kosten weniger zu als der Verbrauch, wobei niedrigere gesetzliche Höchstpreise eine wichtige Rolle gespielt haben sollen. Demgegenüber wurde für Vitamine, insbesondere für Vitamin D3 mehr ausgegeben, als die gleichzeitige Zunahme der Verwendung hätte erwarten lassen können.


Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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