Antibabypillen der neuen Generation

Baas: Pille ist kein Life-Style-Produkt

Berlin - 09.10.2015, 18:50 Uhr

Bei der Pille sollte der Verhütungszweck im Vordergrund stehen. (Foto: rainbow33/Fotolia)

Bei der Pille sollte der Verhütungszweck im Vordergrund stehen. (Foto: rainbow33/Fotolia)


Die Techniker Krankenkasse (TK) fordert eine bessere Aufklärung zur Antibaby-Pille. Aus ihrer Sicht kann es nur an mangelnder Information liegen, dass die Pillen der 3. und 4. Generation sich im Markt durchsetzen.

In ihrem jüngsten Innovationsreport hatte die TK auch eine Antibaby-Pille unter die Lupe genommen: Zoely® (Nomegestrolacetat + Estradiol). Das Präparat schnitt mit dem Prädikat „kein Zusatznutzen“ ab. Es verhütet genauso gut wie altbewährte Levonorgestrel-Präparate. Dennoch ist es wie seine jüngeren Vorgänger im Pillenmarkt eingeschlagen. Fast die Hälfte der 19-Jährigen nimmt eine Pille der 3. oder 4. Generation. Für TK-Chef Jens Baas Grund genug, den Erfolg der neuen Pillen genauer zu erforschen.

Beauty-Produkt oder Verhütungsmittel?

Was Baas gegen den Strich geht: Die Hersteller versprechen neben der Verhütung auch noch Vorteile rund um die Schönheit: die Haut werde reiner, das Haar schöner und die Brüste größer. Für den TK-Chef sieht es so aus, als stehe hier eine Life-Style-Verordnung im Vordergrund – „das macht uns Sorgen“. Er betonte: „Wir sind keinesfalls gegen die Pille – aber sie ist keine Beauty-Creme, die man schlucken kann“. Baas unterstrich, dass es der TK bei ihrer Kritik nicht ums Geld gehe – schließlich wird die Pille nur Mädchen und jungen Frauen bis 19 Jahren erstattet. Es gehe um die Gesundheit. Junge Frauen, die die Pille verschrieben bekommen, sollen ermuntert werden, sich zu informieren und die Beratung ihres Arztes einzufordern. Frauenärzte sollen sich wiederum bewusst werden, dass der Verweis auf den Beipackzettel keine Beratung ersetzt.

Erhöhtes Thrombose-Risiko

Der jetzt vorgestellte Pillenreport, den ein Team um Professor Gerd Glaeske von der Uni Bremen und Professor Petra Thürmann, Direktorin des Philipp-Klee-Instituts für klinische Pharmakologie, für die TK verfasst hat, versteht sich als Statusbericht zu oralen Kontrazeptiva. Glaeske erläuterte: Präparate der 3. und 4. Generation haben ein größeres Risiko für die Bildung von Thrombosen als die Pillen der 2. Generation – vor allem für junge Frauen, die rauchen und Übergewicht haben. Seit 2014 muss darauf auch in der Fachinformation dieser Präparate hingewiesen werden. Das Thrombose Risiko ist bei Pillen mit den Gestagenen Desogestrel, Gestoden und Drosperinon nahezu doppelt so hoch wie bei Pillen mit Levonorgestrel (LNG): Die Anzahl der zusätzlich pro 10.000 Frauen und Jahr aufgetretenen tiefen Beinvenenthrombosen lag bei LNG-haltigen Mitteln bei sechs, bei Gestoden-haltigen bei elf, bei Drospirenon-haltigen bei 13 und bei Desogestrel-haltigen sogar bei 14.  


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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