Ehrung in Berlin

Ausgezeichnete Alternativen zum Tierversuch

Berlin - 21.10.2015, 11:30 Uhr

Frank Neuschäfer-Rube, Andrea Pathe Neuschäfer- Rube, Gerhard Püschel und Senator Thomas Heilmann bei der Preisverleihung (v.l.). (Foto: vfa/D.Laessig)

Frank Neuschäfer-Rube, Andrea Pathe Neuschäfer- Rube, Gerhard Püschel und Senator Thomas Heilmann bei der Preisverleihung (v.l.). (Foto: vfa/D.Laessig)


In einigen Forschungsgebieten lässt sich nicht auf Tierversuche verzichten. Ziel muss aber sein, sie möglichst zu ersetzen oder jedenfalls zu reduzieren und das Leid der zu Tiere verringern. In Berlin wurden nun zwei Preise verliehen, die diese Ziele fördern.

Bereits zum dritten Mal wurde am 20. Oktober der Forschungspreis des Landes Berlin zur Förderung der Erforschung von Ersatz- und Ergänzungsmethoden für Tierversuche verliehen. Dieser würdigt Forschungsarbeiten, die dazu beitragen, die Zahl der Tierversuche und die Belastung für Versuchstiere perspektivisch zu reduzieren.

Tierversuchsfreie Bestimmung der Aktivität von Botulinum Toxin

Der mit 15.000 Euro dotierte Preis ging an Professor Gerhard Püschel vom Institut für Ernährungswissenschaft, Biochemie der Ernährung der Universität Potsdam. Er hat zusammen mit Andrea Pathe Neuschäfer-Rube und Frank Neuschäfer-Rube einen tierversuchsfreien Test für verschiedene Botulinum-Toxine entwickelt. Bislang ist für die Chargenkontrolle von Botulinum-Toxin-Präparaten in Europa noch ein LD50-Test mit Mäusen vorgesehen. Mehrere tierfreie Tests wurden schon entwickelt – sie können allerdings nur die Aktivität desjenigen Botulinum-Toxins kontrollieren, gegen das sie entwickelt wurden. Mit dem neuen Test können hingegen unterschiedliche Botulinum-Toxine kontrolliert werden. Das Team um Professor Püschel hat für seinen Test den Proof of Principle erbracht und publiziert. Nun geht es darum, ihn zur Serienreife weiterzuentwickeln anschließend zu validieren.

„Das prämierte Projekt macht anschaulich, worauf es bei der Entwicklung alternativer Testmethoden für Medikamente ankommt“, erklärte Siegfried Throm vom Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa) bei der Preisverleihung: „Sie müssen dem Patienten mindestens so viel Sicherheit bieten wie die Tierversuche, die sie ersetzen“.  Der Preisträger habe diese Herausforderung für einen Wirkstoff angenommen, bei dem die Zuverlässigkeit der Produktionskontrolle über Leben und Tod entscheiden könne. „Ich hoffe, dass dieser Preis anderen Wissenschaftlern Ansporn ist, weitere Alternativmethoden zu entwickeln; denn sie werden hoch geschätzt und gebraucht“, so Throm.

Förderung tierversuchsfreier Ausbildung

Ein weiterer Preis wurde in diesem Jahr zum ersten Mal ausgelobt: Der Landespreis zur Förderung tierversuchsfreier universitärer oder beruflicher Ausbildung. Er ging an Professor Christa Thöne-Reineke vom Institut für Tierschutz, Tierverhalten und Versuchstierkunde des Fachbereichs Veterinärmedizin der Freien Universität Berlin. Ausgezeichnet wurde das Konzept einer Ringvorlesung zum Thema „Alternativen zu Tierversuchen in Forschung, Ausbildung und Lehre“. Das Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro soll verwendet werden, um die Veranstaltung zu etablieren.

„Wissen gehört bekanntermaßen zu den Gütern auf der Welt, die sich vermehren, wenn man sie teilt. Wissen und Erkenntnisse über Alternativen zu Tierversuchen in Forschung, Ausbildung und Lehre systematisch zu teilen, wird mit Sicherheit mittelfristig die Zahl der Tierversuche senken. Das Konzept der FU ist deshalb aus unserer Sicht absolut preiswürdig“, betonte Justiz - und Verbraucherschutzsenator Thomas Heilmann bei der Preisverleihung.

Die Landespreise werden gemeinsam von der Senatsverwaltung für Justiz und Verbraucherschutz und dem Landesamt für Gesundheit und Soziales ausgelobt. Den Forschungspreis unterstützt zusätzlich der vfa.


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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