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Kinder- und Jugendärzte schlagen angesichts der Lieferengpässe bei vielen Impfstoffen Alarm: Einheimische Kinder und Flüchtlinge könnten nicht mit den Basisimpfstoffen versorgt werden. Das Paul-Ehrlich-Institut hält den Impfschutz hingegen für gewährleistet.
Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ e. V.) zeigt sich besorgt: Zum einen seien niedergelassene Kinder- und Jugendärzte zunehmend mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen ohne Impfdokumente konfrontiert. Sie müssten geimpft werden, hätten aber oft noch keinen Vormund.
BVKJ: Politik muss handeln
Viel schlimmer als der fehlende Vormund ist laut BVKJ-Präsident Wolfram Hartmann aber der Mangel an Impfstoffen. Bis zum Jahresende seien bestimmte Impfstoffe nicht zu bekommen, beklagt er in einer Pressemeldung. Etwa jener gegen Diphtherie, Keuchhusten, Kinderlähmung und Tetanus. Engpässe gebe es aber auch beim Kombinationsimpfstoff gegen Masern, Mumps, Röteln und Windpocken sowie beim nasalen Grippeimpfstoff für Kinder zwischen zwei und sieben Jahren.
Das Fazit des BVKJ: „Wir können die Bevölkerung, einheimische Kinder und Flüchtlinge gleichermaßen, nicht mit den Basisimpfstoffen versorgen. Der Impfstoffmangel, den die Pharmafirmen verantworten, muss jetzt dringend Chefsache des Gesundheitsministers werden!“ Die Bundesregierung müsse jetzt handeln und das Recht der Kinder auf Impfschutz durchsetzen.
PEI: Impfschutz nicht gefährdet
Beim Paul-Ehrlich-Institut (PEI), das seit dem 9. Oktober auf seiner Webseite eine Übersicht zu Impfstoff-Engpässen bietet, sieht man die Versorgung allerdings nicht gefährdet. Richtig ist, dass der Vierfach-Impfstoff Boostrix Polio erst Anfang nächsten Jahres wieder vom Hersteller lieferbar sein soll. Allerdings handele es sich hier um einen Auffrischungsimpfstoff, nicht um einen zur Grundimmunisierung, so eine PEI-Sprecherin gegenüber DAZ.online. Eine Auffrischung könnte zeitlich etwas verschoben werden. Zudem stünden andere Impfstoffe zur Verfügung, etwa Boostrix ohne Polio-Komponente. Die PEI-Übersicht hält für sämtliche Engpass-Meldungen Alternativen beziehungsweise Handlungsempfehlungen bereit. Vielleicht könne der Arzt nicht immer auf seinen „Lieblings-Impfstoff“ zurückgreifen, so die Sprecherin. Wer sich aber ein bisschen umsehe, finde Alternativen.
Was den vom BVKJ vermissten MMRV-Impfstoff betrifft, so ist dieser nicht in der PEI-Übersicht enthalten. Zunächst stand er tatsächlich in der unteren Liste, die Impfstoffe aufführt, bei denen nur einzelne Packungsgrößen von einem Engpass betroffen sind. Es sei eine Größe nicht lieferbar gewesen, räumt die PEI-Sprecherin ein. Mittlerweile ist der Impfstoff aber aus der Liste entfernt, weil der Hersteller auch diese Packungsgröße wieder liefern konnte. Der MMRV-Impfstoff sei also lieferbar, betont die Sprecherin. Überdies habe es auch hier stets Alternativen gegeben. Sie räumt allerdings ein, dass immer mal wieder einzelne Impfstoffe von der Apotheke, mit der der Arzt in Verbindung steht, nicht zu beziehen sind. Eine solche regionale Nichtverfügbarkeit heiße aber nicht, dass es den Impfstoff gar nicht gebe.
Keine tetravalenten Grippe-Impfstoffe mehr
Fluenz tetra, der nasale viervalente Grippeimpfstoff für Kinder ist laut PEI-Liste hingegen wirklich gänzlich vom Hersteller ausgeliefert – damit gibt es in dieser Saison gar keinen Vierfach-Grippeimpfstoffe mehr, auch Influsplit Tetra ist bereits abverkauft. Beide Vakzine wird es erst in der nächsten Grippesaison in neu angepasster Zusammensetzung wieder geben. Hier muss auf Dreifach-Grippeimpfstoffe – mit entsprechender Altersindikation – zurückgegriffen werden. Allerdings ist nicht auszuschließen, dass einzelne Großhändler oder Apotheken noch einzelne Dosen Fluenz tetra haben.
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