DAK-Psychoreport

Mehr Fehltage wegen psychischer Leiden

Berlin - 27.10.2015, 14:15 Uhr

Depressionen werden immer häufiger erkannt - und Betroffene öfter krankgeschrieben. (Foto:Heiko Küverling/Fotolia)

Depressionen werden immer häufiger erkannt - und Betroffene öfter krankgeschrieben. (Foto:Heiko Küverling/Fotolia)


Psychische Erkrankungen sorgen für immer mehr Arbeitsausfälle in Deutschland: Von 1997 bis 2014 nahm die Zahl der Fehltage um 209 Prozent zu – ein solcher Aufwärtstrend ist bei keiner anderen Erkrankung zu beobachten.

1,9 Millionen Menschen waren im vergangenen Jahr wegen einer psychischen Erkrankung krankgeschrieben. Seit 1997 hat sich die Anzahl der Fehltage aufgrund von Diagnosen wie Depressionen, Anpassungs- oder neurotischen Störungen verdreifacht. 2014 waren psychische Erkrankungen bereits die zweithäufigste Ursache für Krankschreibungen – hinter Muskel-Skelett-Erkrankungen. Im Jahr 2010 lagen sie noch auf dem vierten Platz, Atemwegserkrankungen und Verletzungen rangierten seinerzeit noch davor.

Das sind zentrale Ergebnisse des neuen Psychoreports 2015 der DAK-Gesundheit. Für diesen hat das Berlin IGES Institut die anonymisierten Daten von rund 2,6 Millionen erwerbstätigen Versicherten ausgewertet. Die Ergebnisse wurden teilweise auf die Gesamtbevölkerung hochgerechnet.

Burn-out auf Rückzug

Für die meisten Ausfalltage sorgten 2014 Depressionen und Anpassungsstörungen: 112 Fehltage je 100 Versicherte gingen auf das Konto von Depressionen, bei den Anpassungsstörungen waren es 42. Die Zusatzdiagnose Burnout hingegen verlor der Analyse zufolge deutlich an Bedeutung: Im vergangenen Jahr entfielen nur 5,2 Ausfalltage darauf. Im Vergleich zu 2011 hat sich die Anzahl fast halbiert. Experten und Ärzte gehen zu dem Begriff offenbar eher auf Distanz.  „Burnout ist mittlerweile eher zur Beschreibung eines Risikozustands geworden“, erklärt Dr. Hans-Peter Unger, Chefarzt am Zentrum für seelische Gesundheit der Asklepios Klinik Hamburg-Harburg. „Von chronischem Stress verursachte psychische Krankheiten werden heute als Anpassungsstörungen oder Depressionen erkannt.“

Grund für die zunehmenden Fehltage sind laut DAK nicht so sehr die Entwicklungen in der modernen Arbeitswelt, die ständige Erreichbarkeit und der zunehmende Stress. Ein ebenso gewichtiger Grund sei die Sensibilisierung bei Hausärzten und Patienten. Sie trage dazu bei, dass psychische Probleme öfter angesprochen und häufiger als früher als krankheitswertig betrachtet werden.

Frauen besonders betroffen

Auffällig ist weiterhin, dass Frauen fast doppelt so oft mit psychischen Problemen krankgeschrieben sind wie Männer (Betroffenenquote 2014: 6,5 zu 3,6 Prozent). Der DAK-Psychoreport zeigt aber auch deutliche Steigerungsraten bei Anpassungsstörungen unter Männern: Hier erhöhte sich die Anzahl der Ausfalltage bei den 15- bis 19-Jährigen innerhalb von neun Jahren um fast 250 Prozent. „Bei Männern äußern sich psychische Erkrankungen anders als bei Frauen, deshalb werden sie oft nicht richtig erkannt“, sagt Unger. „Dazu kommt eine höhere Stigmatisierung – Männer gelten noch immer als das starke Geschlecht.“

Unterschiede gibt es auch im Hinblick auf den Wohnort der Betroffenen: Während im Saarland im vergangenen Jahr 306 Fehltage je 100 Versicherte mit den entsprechenden Diagnosen begründet wurden, waren es in Bayern lediglich 193. Die Großstädte Berlin und Hamburg belegen mit 292 und 289 Fehltagen je 100 Versicherte die Plätze zwei und drei der Psycho-Statistik.


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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