Kristina Schröder

Frühere Familienministerin mit Herz für Pharmabranche

Berlin - 10.11.2015, 17:15 Uhr

Kirstina Schröder hat ein offenes Ohr für die Pharmaunternehmen. (Foto: Laurence Chaperon)

Kirstina Schröder hat ein offenes Ohr für die Pharmaunternehmen. (Foto: Laurence Chaperon)


Die Pharmaindustrie wird vor allem unter Kostengesichtspunkten betrachtet. Doch diese gesundheitspolitische Perspektive sollte ergänzt werden durch eine wirtschaftspolitische – und „etwas mehr Liebe“. Das erklärte die frühere Familienministerin Kristina Schröder (CDU) auf der „3. Berliner Runde“ des BAH.

Kristina Schröder, seit dieser Legislaturperiode Wirtschaftspolitikerin der Unionsfraktion im Bundestag, hat ihre Leidenschaft für die Pharmabranche entdeckt. Seit sie im Wirtschaftsausschuss des Bundestages sitze, habe sie gelernt, dass Pharma in vielerlei Hinsicht anders sei als andere Wirtschaftszweige, erklärte sie am Dienstag bei der „3. Berliner Runde“ des Bundesverbands der Arzneimittel-Hersteller (BAH). Während die Politik den meisten Branchen Gutes tue, wenn sie nicht aktiv wird, sei die Pharmaindustrie so „verrechtet“, dass das politische Regime sehr wichtig sei.

Es sei eine Leitbranche, „die es verdient, mit einer wirtschaftspolitischen Brille betrachtet zu werden“. Das heißt unter volkswirtschaftlichen Gesichtspunkten – und „mit etwas mehr Liebe“, sagte Schröder. Das wünscht sie sich nicht zuletzt für den derzeit geführten Pharmadialog. Hier sähe sie gerne, wenn sich das Bundeswirtschaftsministerium mit „mehr Inbrunst“ beteiligen würde.

Und Schröder hat auch schon Vorstellungen, wo der Pharmadialog hinführen könnte. Nämlich im Wesentlichen zurück auf die Spuren der gesetzgeberischen Absichten bei der Entstehung des Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetzes (AMNOG). Das Gesetz findet die CDU-Politikerin grundsätzlich gut. Aber es sei ein lernendes System und an einigen Stellen hält Schröder es für sinnvoll, den ursprünglichen Willen des Gesetzgebers nochmals „festzuzurren“.

Kritik am „generischen Preisanker“

So habe der Gesetzgeber etwa nicht gewollt, dass bei den Preisverhandlungen nach der frühen Nutzenbewertung eines neuen Arzneimittels auch der Preis dieses Generikums als „Anker“ verstanden werde. Es sei nichts dagegen einzuwenden, Generika als Nutzenreferenz heranzuziehen, oft gebe es gar keinen anderen Vergleich. Die anschließende Preisverhandlung zwischen Hersteller und GKV-Spitzenverband müsse hiervon aber losgelöst sein. Hier müssten auch andere Kriterien eine Rolle spielen.

Es sei ebenfalls nicht beabsichtigt gewesen, dass es neue Arzneimittel nach dem AMNOG-Verfahren schwer haben, sich in der Versorgungspraxis durchzusetzen. Kassen warnten sogar vor ihrer Verordnung – vor allem wollten sie Kassen nicht, dass diese AMNOG-Präparate in Subgruppen zum Einsatz kommen, für die der Zusatznutzen nicht nachgewiesen ist. Da müsse nachjustiert werden. Schließlich gebe es für die Präparate einen Mischpreis – und der müsse generell wirtschaftlich sein.

SPD: Deutschland ist ein guter Standort

Das  alles sind Worte, die in der Pharmabranche gerne gehört werden. Auch seitens der SPD gibt es unter den Wirtschaftspolitikern offene Ohren für ihre Anliegen.  Etwa Gabriele Katzmarek, einst aktive Gewerkschafterin bei der IG Bergbau, Chemie, Energie (BCE). Sie betonte bei der BAH-Runde, dass Arzneimittel zwar vor allem individuellen Nutzen für die Patienten hätten. Aber sie hätten auch Zusatznutzen für die Gesellschaft: Die pharmazeutische Industrie biete Arbeitsplätze, sei ein Innovationsmotor und treibe den Export an. Sich jetzt an ganz konkreten Forderungen festzubeißen, lehnt Katzmarek allerdings ab. Sie setzt auf langfristige Überlegungen, welche Rahmenbedingungen die richtigen sind. Und sie ist überzeugt: Deutschland sei noch immer ein guter Standort für die Branche.


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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