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BRENNSTOFF, KOSMETIKUM, HEILMITTEL
Menschen nutzen Bienen schon seit 9000 Jahren
Der Mensch nutzt Honigbienen schon weit länger als bisher bekannt. Forscher schließen dies aus der Analyse Tausender Tonscherben. Die meisten Funde machten sie auf der Balkanhalbinsel. Der älteste deutsche Beleg stammt aus Niederhummel nördlich von München.
Die Honigbiene (Apis mellifera) nimmt in der Kultur des Menschen einen einzigartigen Platz ein - und das schon viel länger als bislang vermutet. Das berichtet Mélanie Roffet-Salque von der englischen University of Bristol: In einem Großprojekt untersuchte ihr Team rund 6400 Tongefäße aus Vorderasien, Nordafrika und Europa auf eindeutige Rückstände von Bienenwachs – etwa bestimmte Alkane. Die ältesten Belege fanden sie an Scherben aus Anatolien, die aus dem 7. Jahrtausend vor Christus stammen.
Rückstände von Bienenwachs entdeckten die Forscher in Çatalhöyük und im weiter östlich gelegenen Çayönü Tepesi. Dies sei der älteste eindeutige Beleg für die Nutzung von Honigbienen bei Bauern der Jungsteinzeit, betonen sie im Fachmagazin "Nature".
In Österreich und Deutschland reicht die Nutzung somit etwa 7500 Jahre zurück – also anderthalb Jahrtausende weiter als bisher vermutet. Nördlich des 57. Breitengrades – das entspricht Norddänemark – fanden die Wissenschaftler dagegen keine Hinweise mehr auf Bienenwachs.
Bienen-Nutzung reicht viel weiter zurück
Die Honigbiene sei wegen ihrer wirtschaftlichen Bedeutung als Bestäuber von Blütenpflanzen und ihrer komplexen sozialen Organisation das meisterforschte Insekt. Dennoch lagen die Anfänge der Nutzung von Bienen durch den Menschen bisher im Dunkeln. Nach dem Ende der letzten Eiszeit vor etwa 12.000 Jahren dehnten die Bienen ihren Lebensraum nach Norden aus. In den folgenden Jahrtausenden profitierten die Menschen vor allem vom Honig, nutzten aber auch das Bienenwachs – etwa als Heilmittel, Kosmetikum, Brennstoff oder zum Abdichten von Gefäßen.
In Mitteleuropa wiesen die Wissenschaftler reines Bienenwachs an Scherben aus Brunn am Gebirge in Niederösterreich nach, die etwa 7500 Jahre alt sind. Der älteste deutsche Beleg stammt demnach mit einem Alter von etwa 7300 Jahren aus Niederhummel nördlich von München. Damit reiche die Bienen-Nutzung in Mitteleuropa etwa 1500 Jahre weiter zurück als bisher bekannt, schreiben die Autoren.
Ökologische Grenze der Verbreitung
Die meisten Funde machten sie auf der Balkanhalbinsel – in Griechenland, Rumänien und Serbien. In 5,5 Prozent der gut 1900 analysierten Scherben aus dieser Region wurden die Wissenschaftler fündig. Im Norden des Kontinents hatten sie dagegen keinen Erfolg: “Die nördliche Grenze der Bienen-Nutzung in Europa war anscheinend Dänemark”, schreiben die Wissenschaftler. Jenseits des 57 Grads nördlicher Breiten – das entspricht etwa der Lage von Aalborg – entdeckten sie keine Hinweise mehr auf Bienenwachs.
Dies deute auf eine ökologische Grenze der damaligen Verbreitung von Honigbienen hin, folgern sie. Auch in Irland und Schottland wurden sie nicht fündig – in England dagegen schon. Dies widerlege eindeutig die Meinung, dass die Tiere erst später auf die britischen Inseln gelangt seien.
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