Apothekergenossenschaft Noweda

Wieder mehr als der Markt gewachsen

Berlin - 23.11.2015, 09:25 Uhr

Wilfried Hollmann: Noweda steht besser da als der Rest der Branche. (Foto: Noweda)

Wilfried Hollmann: Noweda steht besser da als der Rest der Branche. (Foto: Noweda)


Die Noweda legte zur Generalversammlung am Samstag in Essen gewohnt gute Geschäftszahlen vor. Wieder wuchs sie deutlich stärker als der Großhandelsmarkt und überzeugt zudem durch niedrige Kosten.

Die Umsätze der Noweda-Gruppe stiegen im Geschäftsjahr 2014/15 um 408 Millionen Euro oder 8,4 Prozent auf 5,262 Milliarden Euro. In Deutschland wuchs der Umsatz um 7,79 Prozent, während der Großhandelsmarkt nur 4,47 Prozent zulegte. Auch der absolute Rohertrag stieg, jedoch nur unterproportional zum Umsatz, und beträgt nun „nur noch“ 4,54 Prozent vom Umsatz. Bei der Generalversammlung führte der Vorstandsvorsitzende Willfried Hollmann dies auf den steigenden Anteil der Hochpreiser zurück. Hochpreiser mit gedeckeltem Aufschlag brächten dem Großhandel durchschnittlich nur ein Prozent Spanne. „Mit dem Hochpreis-Umsatz lässt sich keine Rendite erzielen“, beklagte Holmann, doch dieses Sortiment werde sogar noch zunehmen. Außerdem habe die Noweda mit Stolz einen schlechten Warenumschlag, der auf der großen Sortimentsbreite im Interesse der Mitglieder beruhe.

Erfolgsfaktoren

Diesen Belastungen setzt die Noweda andere Stärken entgegen. „Unsere Kostenlage ist ausgezeichnet“, erklärte Hollmann. Der Anstieg der Personalkosten beruhe auf dem gesenkten Rechnungszinsfuß für die Pensionsrückstellungen. Diese vorgeschriebene Neubewertung dürfe nicht einmal steuerlich geltend gemacht werden, was Hollmann scharf kritisierte. Doch die Gesamtkosten stiegen nur unterproportional. Die Gesamtkostenquote beträgt 4,21 Prozent. Das Finanzergebnis wurde um 2,2 Millionen Euro verbessert. Zusammen mit den deutlich gestiegenen Steuern resultiert ein Bilanzgewinn von 30,3 Millionen Euro (Vorjahr: 29,6 Millionen Euro). Daraufhin beschloss die Generalversammlung wieder die seit vielen Jahren unveränderte Dividende. Die Bruttodividende beträgt 11 Prozent auf die Grundanteile und 13,2 Prozent auf die freiwilligen Anteile.

Hollmann erklärte zu den Ergebnissen: „Ihr Unternehmen steht wirtschaftlich gut da, besser als der Rest der Branche.“ Dies führte er auf das Bekenntnis der Mitglieder zum eigenen Unternehmen zurück. Die genossenschaftliche Idee, die Solidarität unter den Mitgliedern und das Engagement für die inhabergeführte Apotheke zogen sich als Kerngedanken durch seine Rede. Dabei forderte er die Noweda-Mitglieder auf, neue Kunden und Mitglieder zu werben.

Investitionen und Ausblick

Weiter erklärte Hollmann: „Die Bilanz zeichnet sich durch die Prädikate gut, solide und zukunftssicher aus.“ Die Bilanzsumme stieg um 10,4 Prozent auf 1,018 Milliarden Euro und überschritt damit erstmals die Milliardengrenze. Dabei hätten sich die Bilanzrelationen nicht grundlegend geändert und die Noweda sei unverändert solide finanziert, betonte Hollmann. Das Eigenkapital stieg um 11,5 Millionen Euro auf 353,6 Millionen Euro. Zu den Investitionen von 25,7 Millionen Euro gehören insbesondere der Ausbau der Niederlassung in Romont für die schweizerische Tochtergesellschaft und der Neubau in Böblingen. Bereits in wenigen Monaten soll diese Niederlassung an der Autobahn 81 in Betrieb gehen. Schon jetzt ist der Ausblick für das neue Geschäftsjahr ab Juli sehr positiv. Die Umsätze in den ersten vier Monaten seien um mehr als 6 Prozent und damit mehr als erwartet gestiegen, erklärte Hollmann.

Kritisches zur Politik

Dennoch beklagte Hollmann Probleme im gesundheitspolitischen Umfeld, insbesondere die unzureichende Honorierung der Apotheken. Einen wesentlichen Erfolgsfaktor für Apotheken sieht er in der Digitalisierung. Zugleich ermunterte er die Apotheker, sich durch Dienstleistungen und Beratungen von der Noweda helfen zu lassen.

Der Aufsichtsratsvorsitzende Klaus G. Brauer konstatierte beunruhigende Szenarien in der Politik. Die zeitweilig vermittelte Botschaft der ABDA, das höhere Fixhonorar „momentan“ ad acta zu legen und dann auch noch die Frage, ob ein packungsbezogenes Honorierungssystem zukunftsfähig sei, hätten dem Wirtschaftsminister eine Steilvorlage geliefert. Bis das geplante Gutachten vorliege, gelte wohl für alle Honorarverbesserungen: „Still ruht der See.“ Außerdem kritisierte Brauer die Privilegierung des Arzneimittelversandes. Mit der Forderung, den Versand verschreibungspflichtiger Arzneimittel zu verbieten, solle man nicht kleinlaut beidrehen, so Brauer. Zum emotionalen Höhepunkt der Generalversammlung wurde die Verabschiedung Brauers aus seinem Amt.


Dr. Thomas Müller-Bohn (tmb), Apotheker und Dipl.-Kaufmann
redaktion@daz.online


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