FÜHRUNGSWECHSEL BEI MERCK

"Jedes Jahr ein neues Arzneimittel"

Berlin - 30.11.2015, 14:45 Uhr

Anti-PD-L1-Antikörper: Das Krebsarzneimittel Avelumab soll eine Aktivierung der T-Zellen und eine spezifischen Immunabwehr bewirken können. (Foto: Merck)

Anti-PD-L1-Antikörper: Das Krebsarzneimittel Avelumab soll eine Aktivierung der T-Zellen und eine spezifischen Immunabwehr bewirken können. (Foto: Merck)


Mit einer Offensive will der designierte Merck-Chef Stefan Oschmann das Pharmageschäft des Konzerns beleben. Noch-Chef Karl-Ludwig Kley möchte nach seinem Ausscheiden in 2016 laut WirtschaftsWoche keine Kontrollfunktion im Konzern belegen - der Nachfolger solle freie Hand haben.

Karl-Ludwig Kley, noch Chef des Pharmakonzerns Merck aus Darmstadt, wird nach seinem Ausscheiden im April 2016 keine Kontrollfunktion im Unternehmen übernehmen. Das berichtet die WirtschaftsWoche (WiWo) in ihrer aktuellen Ausgabe. „Ich werde nicht in den Gesellschafterrat gehen. Auch nicht nach einer Abkühlperiode von zwei Jahren“, sagte Kley dem Magazin. Sein Nachfolger solle freie Hand haben. Der Gesellschafterrat ist das entscheidende Kontrollgremium des börsennotierten Unternehmens, an der die Gründerfamilie etwa 70 Prozent der Anteile hält.

Seinem Nachfolger Stefan Oschmann (58 Jahre) hinterlässt Kley allerdings einige Baustellen, auch wenn der Manager selbst sehr erfolgreich war: Unter Kley stieg der Merck-Umsatz seit 2007 von sieben Milliarden auf in diesem Jahr wohl mehr als zwölf Milliarden Euro, der Gewinn von 1,8 auf rund 3,6 Milliarden. Kein anderer Vorsitzender der Geschäftsleitung hat das fast 350 Jahre alte Unternehmen so sehr verändert wie der frühere Bayer- und Lufthansa-Manager, schreibt die WiWo.

Fortschritt im Pharmabereich dringend benötigt

Dennoch müssen vor allem im Pharmageschäft rasch neue Erfolge her. Merck hat seit einem Vierteljahrhundert kein selbst entwickeltes Medikament auf den Markt gebracht. Der jüngste Erwerb des US-Laborausrüsters Sigma-Aldrich für 17 Milliarden Dollar gilt vielen Aktionären als überteuert.

Kleys designierter Nachfolger Oschmann kündigte folgerichtig gegenüber der WirtschaftsWoche eine Offensive bei neuen Medikamenten an: „Von 2017 an will Merck jedes Jahr ein neues Arzneimittel auf den Markt bringen.“ Ein erster Kandidat dafür ist das Krebspräparat Avelumab.

Avelumab (auch bekannt als MSB0010718C) ist ein in der Entwicklung befindlicher, rein humaner, monoklonaler IgG1-Antikörper, der an den programmierten Zelltod-Liganden 1 (PD-L1) bindet. Durch Hemmung der Interaktionen von PD-L1 soll Avelumab eine Aktivierung der T-Zellen und der spezifischen Immunabwehr bewirken können. Mit seinem nativen Fc-Fragment soll Avelumab außerdem das angeborene Immunsystem beteiligen und eine Antikörper-abhängige zelluläre Zytotoxizität (ADCC) auslösen können.


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