Ernährung

Kleinere Portionen - weniger Appetit = weniger Übergewicht

Stuttgart - 16.12.2015, 07:30 Uhr

Tatort Supermarkt: Entscheidend ist, was hier in den Einkaufswagen kommt.

Tatort Supermarkt: Entscheidend ist, was hier in den Einkaufswagen kommt.


Diese Meldung soll nicht die Lust auf Weihnachtsbraten und Lebkuchen verderben. Doch was britische Wissenschaftler zum Einfluss von Packung- und Portionsgrößen sowie Teller- und Bechermaßen auf unser Essverhalten herausgefunden haben, ist lesenswert.

Je größer die angebotene Portion, die industrielle Abpackung oder das verwendete Geschirr, desto mehr wird davon oder daraus gegessen oder getrunken. Diesen Zusammenhang hatten Gareth J Hollands von der Universität Cambridge (UK) und seine Mitarbeiter bereits im September 2015 in einem Cochrane-Review gezeigt. Einbezogen waren darin insgesamt 72 zwischen 1978 und 2013 veröffentlichte Studien, 81 Prozent stammten aus den USA.

Die Autoren berechneten unter anderem, dass durch das Weglassen von größeren Abpackungen bei britischen Erwachsenen eine durchschnittliche tägliche Reduktion der mittleren Energieaufnahme zwischen 12 und 16 Prozent erzielt werden könnte, bei US-Amerikanern sogar zwischen 22 und 29 Prozent. Mit geeigneten Maßnahmen, so die Vorstellung der Autoren, könnten diese Erkenntnisse zur Prävention von Übergewicht und Adipositas eingesetzt werden.

Strategien zur Umsetzung sind gefragt

Theresa Marteau, die an dem Review mitgearbeitet hatte, präsentiert nun gemeinsam mit ihren Kollegen in einer aktuellen Ausgabe des British Medical Journal (The BMJ) konkrete Vorschläge. Ihre Umsetzung würde zwar zunächst ein Engagement der Hersteller erfordern, doch ebenso sei die Unterstützung durch die Politik gefragt. Und letztlich müssten sie auch von der Bevölkerung akzeptiert werden, so Marteau.

Zu den vorgeschlagenen Maßnahmen zählen:

  • eine Beschränkung von Verkaufsstrategien, die größere Portionen und Abpackungen relativ preiswerter machen,

  • die generelle Beschränkung von Werbeaktionen für Großpackungen,

  • die Reduktion von Packungsgrößen bei hochkalorischen Snacks wie Chips und Gebäck,

  • eine Verringerung des Angebots von Großpackungen, beispielsweise indem bei Getränken die größte Abpackung aus dem Sortiment entfernt wird,

  • die Platzierung von XXL-Packungen in Supermärkten und Imbisseinrichtungen auf eine Weise, die sie für die Kunden schlechter erreichbar macht als kleine Packungen,

  • eine Strategie der „kleinen Häppchen“ beim Design von Geschirr und Besteck, das heißt: schlankere Gläser, schmaleres Besteck, flachere Teller.

Quelle:

Marteau TM: Downsizing: policy options to reduce portion sizes to help tackle obesity. BMJ 2015;351:h5863 doi: 10.1136/bmj.h5863

Hollands GJ et al. Portion, package or tableware size for changing selection and consumption of food, alcohol and tobacco (Review), The Cochrane Library 2015, Issue 9.


Dr. Claudia Bruhn, Apothekerin / Autorin DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Cochrane-Review mit bislang unveröffentlichten Daten sieht wenig Nutzen

Tamiflu® und Relenza® - ein Skandal?

Eine neue Analyse bringt signifikante Ergebnisse nur bei Mangel

Mit Vitamin D gegen Atemwegsinfekte?

Cochrane Reviews

Mehr Studien einbeziehen!

Prophylaxe von Frakturen und Osteoporose

Calcium-Supplemente: empfehlen oder nicht?

Ärztliches Verordnungsverhalten

Mit Geld lässt sich wenig erreichen

ASS, Atorvastatin und Ramipril als Fixkombination: Fakten und Meinungen zur Polypille

Eine gegen (fast) alles

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.