Toxische Beitragserhöhung

Droht DAK Gesundheit das Aus?  

Stuttgart - 17.12.2015, 09:00 Uhr

Die drittgrößte Kasse in der Bredouille: Erst 2010 führte eine Beitragserhöhung zu einem deutlichen Mitgliederschwund. (Foto: DAK)

Die drittgrößte Kasse in der Bredouille: Erst 2010 führte eine Beitragserhöhung zu einem deutlichen Mitgliederschwund. (Foto: DAK)


Apotheker haben schon länger das Gefühl, dass die DAK Gesundheit geradezu um sich schlägt. Nun mehren sich Berichte, dass die drittgrößte Krankenkasse vor dem Aus steht. Ist das die Erklärung für das absurde Retax-Gebaren? 

Die Stuttgarter Zeitung spekuliert in ihrer Online-Ausgabe am Mittwoch von einer drohenden Pleite der DAK Gesundheit. Nachdem das Handelsblatt Ende vergangener Woche meldete, dass das Bundesversicherungsamt auf einer Erhöhung des Zusatzbeitrages der DAK um mindestens 0,5 Prozentpunkte auf dann 16 Prozent besteht, erinnert die Stuttgarter Zeitung nun an den Mitgliederschwund, den die Kasse erleben musste, als sie 2010 einen Zusatzbeitrag von 8 Euro pro Monat eingeführt hatte.

Nun mache in Berlin das Szenario die Runde, dass die DAK „nicht überlebensfähig“ sei. Zwar seien Krankenkassen-Pleiten prinzipiell denkbar, die DAK könnte mit ihren fast fünf Millionen Mitgliedern aber „to big to fail“ sein – „die Bundesregierung würde alles versuchen“ den Versicherer zu retten, vermutet die Zeitung.

Dass die wirtschaftliche Situation der drittgrößten gesetzlichen Krankenkasse in Deutschland nicht rosig ist, ist schon länger bekannt. So gelingt es der DAK Gesundheit nicht, die Zahl ihrer Mitglieder dauerhaft über der 5-Millionen-Schwelle zu halten. Nach Medienberichten hat sie aktuell 4,9 Millionen Mitglieder – genauso viele wie 2004. Das Handelsblatt hat die DAK – zusammen mit KKH und Barmer GEK – als „Verliererkasse“ bezeichnet, weil sie aus dem morbiditätsorientierten Strukturausgleich (Morbi-RSA) weniger Geld bekommen, als ihre Versicherten kosten.

Kenner der Apothekenbranche führen auch das teilweise absurde Retaxationsverhalten der DAK auf den gestiegenen wirtschaftlichen Druck zurück. Jüngster Fall: Eine Apotheke, die regelmäßig Nasenspray für ein Kind verdünnt, soll den Sprühkopf wiederverwenden. „Aus hygienischen Gründen ist der Aufsatz natürlich vor dem weiteren Gebrauch zu reinigen und ggf. zu desinfizieren“, schreibt die DAK an die Apotheke. 

Der Präsident der Hamburger Apothekerkammer, Kai-Peter Siemsen, berichtete kürzlich von einem Gerichtsurteil, das eine 7000-Euro-Retaxation der DAK wegen eines kleinen Formfehlers als „rechtsmissbräuchlich“ einschätzte. Das DAP sprach im Zusammenhang mit Absetzungen von Rezepten, bei denen „pharmazeutische Bedenken“ angeblich nicht ausreichend begründet wurden, von einer „existenzbedrohenden Retaxwelle“ der DAK.

Bei einer Erhebung von Prof. Andreas Kaapke und Uwe Hüsgen, mit welchen Krankenkassen die Zusammenarbeit von den Apothekern als besonders konfliktbeladen eingestuft wurde,  bekam die DAK ein vernichtendes Zeugnis von den Apothekern ausgestellt (s. DAZ 2015, Nr. 44). Insgesamt 205 Apotheker hatten die Zusammenarbeit mit dieser Kasse als konfliktbeladen bezeichnet, so viele wie bei keiner anderen Krankenkasse. Ganze 24 Apotheker fanden, dass zur DAK ein gutes Verhältnis bestehe.

Viele Apotheker beschweren sich lautstark über dieses Verhalten der Kasse, „schickanös“, „Zechprellerei“ oder „Wegelagerer“ sind noch die harmloseren Begriffe, die fallen. Aber vielleicht handelt es sich bei dem „Umsichschlagen“ um das verzweifelte Strampeln eines Ertrinkenden?

 


Dr. Benjamin Wessinger (wes), Apotheker / Herausgeber / Geschäftsführer
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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14 Kommentare

DAK - Leistung ohne wenn und aber!

von C.Weber am 09.05.2016 um 11:55 Uhr

Ich kann nicht im Ansatz erahnen welche Schicksale hinter den Problemen vom allgemeinen Krankenkassengebaren abhängen. Meine (Hinter)Fragen hierzu:
- Passiert dies nur mit der DAK? Alle anderen sind unschuldige Lämmer?
- Wie viele Positive "Ereignisse" gab es im Verhältnis zu den Negativen? Die mißt in der Regel keiner. Machen auch nicht so gute Schlagzeilen.

In unserem Einzelfall:
Meine Frau und ich sind froh gerade erst Mitglied dieser Krankenkasse worden zu sein, so sie als eine(?) der letzten für unsere Region noch beim Kinderwunsch (z.B. 3 Versuche bei der künstlichen Befruchtung) die Kosten zu 100%(!!!) übernimmt. Ohne Wartezeit! Übrigens der Grund für unseren Wechsel.

Also wir sind dankbar für die Unterstützung.
Und was für eine kostspielige Hilfeleistung das ist, direkt nach Eintritt. Natürlich will die auch bezahlt werden. Das könnten wir uns so nicht mal eben leisten und hoffen uns noch einige Jahre für die bis dato anstandslos erfolgte Leistung revanchieren zu können.

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Vom sterbenden Schwan zum hässlichen Entlein

von Dr. Christoph Klotz am 07.01.2016 um 0:25 Uhr

Einerseits kann man sich ja freuen, wenn die Unkenrufe nun das Bauchgefühl bestätigen und man sich nicht vorwerfen muss, man hätte den Konkurs der DAK herbei geredet.
Rebschers überaus großer Marktsensibilität sei Dank, dass die DAK, einst eine Erstzkasse mit vorzeigbarer Historie, nun als hässliches Entlein wahrscheinlich den Markt verlassen muss.
Rezept der DAK werden am besten nur noch gegen Vorkasse beliefert.

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man kann doch wechseln wenn die Beiträge zu hoch werden

von Konrad Mörser am 29.12.2015 um 19:16 Uhr

Wer noch bei dieser Kasse versichert ist, ist selbst schuld...

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AW: DAK

von HGE am 17.01.2016 um 19:39 Uhr

ICH bin gerne bei der Kasse. Mein Sohn ist Diabetiker und ist immer opitmal versorgt worden. Kürzlich ist seine Pumpe zu Bruch gegangen. Per Express kam innerhalb von 16 Stunden eine neue bei uns an. Für mich: D ie A llerbeste K asse

Teuerste Krankenkassen/ Pleite?

von Steens Burkhard am 18.12.2015 um 16:05 Uhr

Nun bin ich 50 Jahre dabei, immer Höchstbeitra, kaum Leistungen ?? Jetzt dies?

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AW: DAK

von Peter Wießner am 21.03.2016 um 15:35 Uhr

Die DAK war sich nicht zu schade, den Sonderbeitrag von 8,00 Euro auch von kleinsten Renten zu erheben. Nach über 50 Jahren habe ich nun (endlich) gekündigt. Ich wollte nicht immer Spitzenreiter Beitragszahler sein.

DAK

von Heiko Barz am 17.12.2015 um 12:45 Uhr

Wo sind denn die Anteile der DAK bei den KKassenreserven von 15,5 Mrd €. Werden diese Anteile nicht in die Finanzierungslücken eingebracht?
Sollte es sein, dass wir schon wieder für dumm verkauft werden?
Wieviele Apotheken durch die Wild-West Methoden der KKassen über den Deister gehen interessiert doch trotz schwülstiger Sprüche vom Apotag kaum jemand.
Ich wiederhole gern nochmals die Phrase von F. Schmidt,die Behauptung aufstellend, wir ( Apotheker ) sollten nicht zu sehr mit den Politikern, die dem Apotag mit purer Absicht fernblieben, ins Gericht gehen, da wir jene gesundheitspolitische Verantwortlichen vielleicht zum Vorteil unser beruflichen Belange noch einmal brauchten.
Und was kam bei diesem Kuschelkurs heraus?
Alles, aber alles was auf unserer Agenda stand wurde von unseren " Freunden " aus der Politik in den Orkus gegossen.
Ich hege auch berechtigte Zweifel, ob die möglichen Erleichterungen des überbordenden Retaxionswahnsins in irgendeinerweise positiv durch ' einen ' Schiedsmann eingebracht werden kann!!
In vielen Fällen sollten wir beim Lesen von Apothekenschliessungen auch einmal an die möglichen Insolvenzen einiger der betroffenen Kollegen denken, deren Schicksal aber niemanden vor allem aus der Politik interessiert. Das ist dann eben ein Regulativ der Freien Marktwirtschaft
Gehören wir Apotheker eigentlich noch dem Bereich dieser Marktwirtschaft an? Die ABDA hat diesen Gesichtspunkt jedenfalls längst aus ihrem Blickfeld verloren.

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DAK

von Alexandsr Zeitler am 16.12.2015 um 23:43 Uhr

Die brauchen wir doch nicht wirklich, und auch nicht ihre Hilfsorganisationen in Ossi-Land. Ciao

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AW: ???

von Fred am 17.12.2015 um 13:53 Uhr

Welches Hilfsorganisation soll das sein?

AW: ???

von Fred am 17.12.2015 um 13:53 Uhr

Welches Hilfsorganisation soll das sein?

AW: @

von Clemens Grau am 17.12.2015 um 14:14 Uhr

Blöde Kommentare von Zeitler und Siebert braucht die Welt auch nicht ! Für die Behandlung chronisch dummer Menschen gibt´s leider auch noch keine Medizin... ... ... @ Siebert: DAK = Körperschaft des öffentlichen Rechts = kein Verein !

Konkursmasse

von Stavenhagen-Neumann am 16.12.2015 um 23:27 Uhr

Leider werden dann die Gelder für die zu Unrecht kassierten Retaxationen in die Konkursmasse fallen. D. h. der Apotheker sieht davon keinen Cent -weil unter ferner liefen in der Liste der Gläubiger-, und sei er noch so im Recht. Selbst mit einem gewonnenen Prozess nicht, da die Gerichte viel zu lange für eine Entscheidung brauchen.

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Dak

von Stefan Siebert am 16.12.2015 um 21:16 Uhr

Endlich mal eine positive Nachricht von der DAK!
Bloß weg mit dem Verein!

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Merry X-Mas

von Tom More am 16.12.2015 um 18:26 Uhr

... na das wäre mal ein Weihnachtsgeschenk ;-) Falls diese Kasse tatsächlich absäuft, werfe ich ihr noch so viele Austrittserklärungen wie möglich hinterher. Nur zur Sicherheit...

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