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onkologische Arzneimittel
Große Preisunterschiede im Ländervergleich
Die Preise für innovative Krebsarzneimittel variieren zwischen Industrieländern beträchtlich. In einer Studie wurde Deutschland neben der Schweiz, Dänemark und Schweden als eines der eher hochpreisigen Länder identifiziert.
Die hohen Ausgaben für Krebstherapien und die hohen Preise für innovative Arzneimittel in diesem Bereich erregen zunehmend Aufmerksamkeit. Das „WHO Collaborating Center for Pharmaceutical Pricing and Reimbursement Policies“, das zur Gesundheit Österreich GmbH gehört, hat jetzt untersucht, wie sich die Preise für solche Arzneimittel in Industrieländern unterscheiden. Die Ergebnisse wurden kürzlich im renommierten „The Lancet Oncology“ veröffentlicht.
Konzept der Studie
In der Studie wurden die offiziell ausgewiesenen Herstellerabgabepreise von 31 Arzneimitteln in 16 europäischen Ländern sowie Australien und Neuseeland im Juni 2013 verglichen. Staaten des ehemaligen Ostblocks gingen dort nicht ein. Betrachtet wurde jeweils der Preis für eine gängige Applikationseinheit (Ampulle oder Tablette) von Tyrosinkinaseinhibitoren, monoklonalen Antikörpern, Zytostatika und diversen anderen Arzneimitteln, die in der Onkologie und teilweise bei weiteren Indikationen eingesetzt werden.
Allerdings lagen nicht aus allen Ländern Daten für alle Arzneimittel vor. Die niedrigsten Preise für eine Einheit lagen nie unter 10 Euro, für sechs Arzneimittel zwischen 250 und 1.000 Euro und für sieben Arzneimittel über 1.000 Euro.
388 Prozent drüber in Neuseeland
Der höchste Preis für ein Produkt lag zwischen 28 und 388 Prozent über dem niedrigsten Preis für dieses Arzneimittel. Für zehn Arzneimittel betrug diese Differenz bis zu 50 Prozent, für 16 Produkte zwischen 50 und 100 Prozent und für drei Produkte zwischen 100 und 200 Prozent. Die größte Differenz von 388 Prozent wurde für Gemcitabin mit dem höchsten Preis in Neuseeland und dem niedrigsten Preis in Australien festgestellt.
An zweiter Stelle stand Interferon alfa 2b mit 223 Prozent, gefolgt von Gefitinib und Zoledronsäure. Für Gemcitabin und Zoledronsäure war das Patent jedoch bereits abgelaufen und es wurden nur die Preise der Originalanbieter betrachtet. Naturgemäß schwankten diese Preise zwischen Ländern mit und ohne generische Konkurrenz erheblich.
Im Vergleich zum Mittelfeld der Preise gab es in Griechenland und Großbritannien mehrere Preisausreißer nach unten und in Deutschland, der Schweiz und Schweden Ausreißer nach oben.
In der Gesamtbetrachtung ermittelten die Autoren, dass Griechenland, Spanien, Portugal und Großbritannien das untere Ende der Preisskala bilden, während die Schweiz, Deutschland, Dänemark und Schweden am obere Ende stehen.
Für 22 von 31 Arzneimitteln lagen die ermittelten Preise in Deutschland im oberen Viertel der Spannweite, in acht Fällen hatte Deutschland den höchsten Preis.
Rabatte fehlen
Die Autoren der Studie benennen als wesentliche Schwäche ihres Vergleichs, dass sie nur Listenpreise heranziehen konnten. Abschläge durch gesetzliche Vorschriften oder aufgrund von Verträgen zwischen Herstellern und Kostenträgern gingen nicht ein, zumal einige Abschläge geheim sind. Dies kritisieren die Autoren als Hindernis für die in einigen Ländern angewendeten Preisreferenzierungssysteme, die sich nur auf Listenpreise beziehen können. Daher fordern die Autoren mehr Transparenz.
Interpretation der Studie
Doch dies dürfte nicht die einzige Schwäche sein. Viele betrachtete Arzneimittel werden üblicherweise nicht als Fertigarzneimittel, sondern als individuell dosierte Zubereitungen angewendet. Doch zur Preisbildung für diese Spezialrezepturen können Auf- oder Abschläge zu den Fertigarzneimittelpreisen gehören, die von der Pharmaindustrie antizipiert werden.
Außerdem wird die Preisbildung in den meisten Ländern durch staatliche Vorschriften beeinflusst. Solche Regularien beschränken die Möglichkeiten der Preisbildung in einigen Ländern, während anderswo Rabattverhandlungen mit den Herstellern obligatorisch sind und die Listenpreise dort wenig aussagen. Soweit die Listenpreise überhaupt relevant sind, dürften sie also in erster Linie zeigen, welche preislichen Spielräume die Länder bieten. Die Ergebnisse sagen daher wohl mehr über die nationalen Gesundheitssysteme als über das Verhalten der Hersteller aus. Denn alle Hersteller dürften ihre Preisstrategien an den Regularien, den Ergebnissen der jeweiligen Nutzenbewertungen und den Preisen der Vergleichsprodukte ausrichten. Das Ergebnis ist eine Preisdifferenzierung, wie sie auch in weniger regulierten Märkten stattfindet.
Die Vorstellung, die Preise müssten in allen Ländern gleich sein, ist ökonomisch naiv. Allerdings muss aus Herstellerperspektive auch der Markt mit dem niedrigsten Preis einen positiven Deckungsbeitrag liefern. Das wichtigste Ergebnis ist daher wohl, dass in verschiedenen Ländern zwar Trends zu eher hohen oder eher niedrigen Preisen bestehen, aber bei einzelnen Wirkstoffen Abweichungen möglich sind.
2 Kommentare
Viele Defizite
von Dr. Thomas Müller-Bohn am 22.12.2015 um 9:59 Uhr
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Rabatte intransparent?
von Johannes Berlitz am 21.12.2015 um 20:30 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
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