Frühe Nutzenbewertung

Herrmann will Preise selbst verhandeln

Berlin - 28.01.2016, 13:05 Uhr

Christopher Hermann traut sich bei Preisverhandlungen mehr zu als dem GKV-Spitzenverband. (Foto: AOK Ba-Wü)

Christopher Hermann traut sich bei Preisverhandlungen mehr zu als dem GKV-Spitzenverband. (Foto: AOK Ba-Wü)


Christopher Hermann, Vorstands-Chef der AOK Baden-Württemberg, sieht es kritisch, dass der GKV-Spitzenverband mit den Pharmaherstellern die Erstattungsbeträge für neue Arzneimittel aushandelt. Er würde sie lieber selbst verhandeln.

Steigende Arzneimittelausgaben sind derzeit bei allen Krankenkassen ein Thema: Nach fünf Jahren AMNOG sehen sie an vielerlei Stellen Nachbesserungsbedarf – und fürchten zugleich, dass die Politik nach dem Pharmadialog der Industrie zu viel Gehör schenken könnte.

GKV-Spitzenverband kein Versichertenvertreter

Nun hat sich in einem Interview mit der „Südwest-Presse“ auch der Vorstandsvorsitzende der AOK Baden-Württemberg Christopher Hermann zum Umgang mit neuen teuren Arzneimitteln geäußert. Was ihm nicht passt: Dass der GKV-Spitzenverband nach erfolgter früher Nutzenbewertung den Erstattungsbetrag mit dem Hersteller aushandelt. „Da werden Vereinbarungen getroffen, die wir uns anders vorstellen“, sagt Hermann. „Der Spitzenverband vertritt eben keine Versicherten“. Er sieht hier den Gesetzgeber gefordert: Dieser solle den einzelnen Kassen die Chance geben, hier das gleiche zu tun, was im Bereich der Generika bereits üblich ist: die Preise selber verhandeln. „Wir fordern vom Gesetzgeber aber keine Preisdiktate“, fügt Hermann an.

Innovationen nur für Patienten, die auch profitieren

Über die Preisschiene hinaus könne man bei den sehr teuren neuen Präparaten auch in der Weise eingreifen, dass die Therapie zielgerichtet bei den Patienten ankommt. Denn für einige Patientengruppen mag das neue Arzneimittel einen deutlichen Zusatznutzen haben – für andere hingegen keinen. Die Kassen zahlen dennoch in jedem Fall den gleichen Preis. Die neuen Hepatitis C-Arzneimittel kämen „einer Art Quantensprung gleich“ und würden deshalb selbstverständlich finanzieren. „Wir müssen aber sicher gehen können, dass die Patienten die Mittel bekommen, denen sie auch wirklich helfen“, so Hermann.


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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