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Kooperationsgipfel
„Wir haben das Jahrzehnt der Apotheken“
Schweizer TopPharm-Apotheker fühlen sich wie im siebten Alpenhimmel: Mit zahlreichen innovativen Dienstleistungen freuen sie sich über steigende Umsätze.
Der Apothekenmarkt in der Schweiz ist geprägt von Apothekenketten, Apothekenkooperationen und Einzelapotheken. Ketten kämpfen derzeit mit Personalproblemen, „keiner will in Ketten arbeiten“, wusste Dr. René Jenni, Präsident der Kooperation TopPharm, auf dem Kooperationsgipfel des Bundesverbands der Kooperationsapotheken (BVDAK) zu berichten. „In Ketten arbeiten vor allem ausländische Apotheker.“ Aufgrund ihrer Kettenstrukturen könnten diese Apotheken nur wenig bewegen.
„Wir Kooperationsapotheker können dagegen viel mehr umsetzen“, schwärmt Jenni. Und der Erfolg scheint ihm Recht zu geben. So darf seine TopPharm-Kooperation beispielsweise zahlreiche Dienstleistungen anbieten, die von den Krankenkassen honoriert werden. An erster Stelle stehen Gesundheits-Checks, auch über den Verkauf von Wearables wie Fitness-Tracker und -Armbänder, deren Daten gesammelt und in der Apotheke ausgewertet werden, auch in Zusammenarbeit mit Ärzten.
Vorzeigeprojekt "netCare"
Ein Vorzeigeprojekt der Schweizer TopPharm-Gruppe ist netCare, ein Projekt, bei dem der Patient ohne Voranmeldung eine medizinische Beratung und Hilfe bei Krankheiten oder kleineren Verletzungen in Apotheken erhält. NetCare verbindet die Erstberatung in Apotheken mit der Möglichkeit einer Telekonsultation mit einem Arzt (Medgate). Dazu wird im Beratungsraum der Apotheke eine Videoverbindung zu den Ärzten von Medgate hergestellt, eine Praxisgemeinschaft von Ärzten, die per Video beraten.Die ersten Ergebnisse sind überzeugend: Drei Viertel der Fälle konnten abschließend in der Apotheke behandelt werden.
Ein weiteres erfolgreiches Projekt, das die Kooperation TopPharm mit einer Krankenkasse abgeschlossen hat, ist Favorit Medpharm. Hier wenden sich die Versicherten bei jedem auftretenden Gesundheitsproblem zuerst an eine TopPharm-Apotheke in ihrer Region. Dort erhalten die Patienten ohne Voranmeldung eine medizinische Erstberatung. Der Apotheker übernimmt dabei die Koordination der Behandlung. Der Vorteil für den Versicherten: Er profitiert bei diesem Versicherungsmodell von einem Prämienrabatt bis zu 19 Prozent.
Polymedikation-Check für 50 Franken
Für Dienstleistungen können Apotheken in der Schweiz Honorare abrechnen. So kostet ein Polymedikation-Check beispielsweise 50 Franken, ein Herzkreislauf-Check 70 Franken. Auch die Verordnung bestimmter Rx-Arzneimittel ist möglich. Kommt zum Beispiel eine Patientin mit Blasenentzündung in die Apotheke, kann sie eine apothekerlicht Konsultation im Beratungsraum wählen. Stellt der Apotheker, der im Beratungsgespräch nach bestimmten Algorithmen vorgeht, fest, dass eine Blasenentzündung vorliegt, darf er ein Antibiotikum verordnen und abgeben. Die Patientin bezahlt das Antibiotikum und die Beratung – „und obwohl die Patientinnen etwas dafür bezahlen müssen, wird dieser Dienst gerne in Anspruch genommen, so Jenni, „weil es für die Patientin rasch geht und bequem ist“. TopPharm-Apotheken profilieren sich, so Jenni, nicht nur als Arzneimittellieferant, sonder auch als Gesundheitscoach.
Trotz Widerstand der Ärzte
Wie haben Schweizer Apotheken dies erreicht, trotz Widerstände der Ärzte? „Die Ärzte haben uns den Arzneimittelverkauf weggenommen, jetzt nehmen wir ihnen die Diagnose weg“, stellte Jenni resümierend fest. Außerdem habe man die Macht der Patienten genutzt, die diese Apothekendienste forderten und gerne annehmen - „weil es bequem ist“. Dr. Stefan Hartmann, Vorsitzender des BVDAK, stellte dazu fest: „Die Schweiz ist uns Lichtjahre voraus.“
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