Arzneimittelselbstkosten in den Niederlanden

Fast eine Viertel Milliarde aus der eigenen Tasche

Remagen - 19.02.2016, 08:00 Uhr

Verschreibungspflichtige Medikamente gehören in den Niederlanden zum Basispaket der Krankenversicherung. Was nicht drin ist, zahlen die Verbraucher in der Regel selbst. (Foto: Ruud Morijn / Fotolia)

Verschreibungspflichtige Medikamente gehören in den Niederlanden zum Basispaket der Krankenversicherung. Was nicht drin ist, zahlen die Verbraucher in der Regel selbst. (Foto: Ruud Morijn / Fotolia)


Niederländische Patienten haben im letzten Jahr 195 Millionen Euro für rezeptpflichtige Medikamente ausgegeben, die von der Grundversicherung nicht abgedeckt sind. Hinzu kommen 41 Millionen an Zuzahlungen wegen Preisen oberhalb des Erstattungslimits.

Der Großteil der verschreibungspflichtigen Medikamente gehört in den Niederlanden zum Basispaket der Krankenversicherung. Was nicht drin ist, zahlen die Verbraucher in der Regel selbst, es sei denn, sie haben eine entsprechende Zusatzversicherung. Auch dann, wenn die Bedingungen für die Kostenübernahme nicht erfüllt sind, müssen sie in die eigene Tasche greifen. Im Jahr 2015 kamen hierdurch 195 Millionen Euro zusammen, meldet jetzt die  niederländische Stiftung für die pharmazeutische Statistik (SFK). Dieser Betrag, der auch die Honorare für die Dienstleistungen der Apotheken und die Mehrwertsteuer beinhaltet, entspricht laut SFK etwa dem Vorjahresniveau. 

41 Millionen Euro für Zuzahlungen

Neben den Ausgaben für komplett nicht erstattungsfähige Medikamente fallen Zuzahlungen für Präparate an, die mehr kosten als der von der Regierung festgelegte Erstattungspreis. Hierfür mussten die Patienten im Jahr 2015 weitere 41 Millionen Euro (inklusive Mehrwertsteuer) selbst aufbringen. Das sind 2 Millionen Euro mehr als in 2014. Nicht immer müssen sie die Zusatzausgaben allerdings selbst schultern. Neben Zusatzversicherungen gibt es für einige Medikamente Vereinbarungen, bei denen die Hersteller der Präparate für die Differenz aufkommen.  

Pille nur für junge Frauen frei

Mit einem Betrag von fast 59 Millionen Euro entfällt ein Viertel der Kosten außerhalb des Basis-Pakets auf orale und topische Kontrazeptiva ein. Für hormonelle Verhütungsmittel ist die Erstattung von wenigen Ausnahmen abgesehen eingeschränkt auf Frauen im Alter von 20 und jünger. Ein kleiner Teil machen Zuzahlungen junger Pillen-Nutzerinnen aus, die ein Präparat mit einem Preis oberhalb der Erstattungsgrenze nehmen.  

Auch Schlaf- und Beruhigungsmittel meist auf eigene Rechnung

An zweiter Stelle der niederländischen Eigenleistungen für Arzneimittel in 2015 folgt die Gruppe der Schlaf- und Beruhigungsmittel mit etwas mehr als 54 Millionen Euro. Seit 2009 werden diese Mittel nur noch in bestimmten Situationen erstattet. Medikamente für ADHS sind eigentlich Bestandteil der Basisversorgung, aber der Preis für einige Präparate überschreitet das festgesetzte Limit. Hierfür müssen die Patienten im letzten Jahr insgesamt fast 26 Millionen Euro aus eigener Tasche zahlen oder sich den Fehlbetrag von einer Zusatzversicherung zurückholen. Außerdem brachten Selbstzahler fast 24 Millionen Euro für Mittel zur Behandlung der erektilen Dysfunktion oder Dranginkontinenz und weitere rund 15 Millionen Euro für Antazida auf.


Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.