- DAZ.online
- News
- Spektrum
- Grippewelle trifft vor ...
Influenza
Grippewelle trifft vor allem 15- bis 59-Jährige
Wie üblich zu dieser Jahreszeit, nehmen die Influenzafälle in Deutschland zu. Vor allem im Osten und in der Mitte Deutschland werden die Erreger vermehrt nachgewiesen. Menschen mittleren Alters scheint es dieses Jahr besonders häufig und heftig zu erwischen.
In Kalenderwoche 7 wurden bislang 3.081 labordiagnostisch bestätigte Influenzafälle an das Robert-Koch-Institut gemeldet (Datenstand 23.02.2016). Im Vergleich zur Woche davor bedeutet das einen deutlichen Anstieg. In der Kalenderwoche 6 waren es 2.459. Im Osten und in der Mitte Deutschlands ist die Influenzaaktivität stark erhöht, im Norden deutlich. Lediglich im Süden ist die Aktivität momentan etwas niedriger, nämlich moderat. Laut RKI hält diesjährige Grippewelle in Deutschland seit der zweiten Kalenderwoche an.
Der beobachtete Anstieg ist für diese Jahreszeit nicht ungewöhnlich, erklären Wissenschaftler vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig. Sie erwarten nach dem bisherigen Verlauf den Höhepunkt in etwa zwei bis drei Wochen. Wie schlimm die Grippewelle in diesem Jahr wird und ob der Höhepunkt wirklich wie erwartet auftritt, ließe sich hingegen noch nicht sagen.
H1N1 dominiert bisher
Dominant ist in diesem Jahr der Virusstamm A(H1N1)pdm09. Etwa 70 Prozent der bisherigen Erkrankungen sind bisher auf diesen Virusstamm zurückzuführen, schreiben die Wissenschaftler in einer Meldung. Im letzten Jahr waren es nur etwa 15 Prozent. Damals dominierte der H3N2-Stamm. Allerdings wird laut RKI seit der fünften Kalenderwoche ein kontinuierlich steigender Anteil an Influenza-B-Stämmen nachgewiesen.
Die derzeit dominierende Variante des H1N1-Stammes ist noch sehr jung und trat erstmals 2009 auf. Da die Variante zunächst bei Schweinen zirkulierte, erhielt sie damals den Beinamen „Schweinegrippe“. Inzwischen sei diese Bezeichnung aber nicht mehr sinnvoll, denn der Virusstamm wird mittlerweile hauptsächlich von Mensch zu Mensch übertagen, erklären die Helmholtz-Experten. Die Übertragung von Schwein zu Mensch spiele epidemiologisch inzwischen keine Rolle mehr.
Nicht nur die Alten und Jungen
Im Vergleich zu den vergangenen Grippewellen machen die Experten des Helmholtz-Zentrums einen entscheidenden Unterschied aus: In diesem Jahr ist eine Bevölkerungsgruppe besonders schlimm betroffen, die normalerweise kaum unter der Grippe zu leiden hat – Menschen mittleren Alters, also zwischen 15 und 59 Jahren. Sie erkranken diese Saison häufiger und schwerer als bei Grippewellen, die von anderen Virusstämmen als H1N1 dominiert werden.
Auch 2009 habe es beim erstmaligen Auftreten von H1N1 laut den Grippe-Forschern vergleichsweise häufig schwere Erkrankungen in der mittleren Altersgruppe gegeben. In anderen Jahren seien vor allem Kinder und ältere Menschen, also Menschen mit einem noch nicht ausgereiften oder bereits geschwächten Immunsystem, betroffen.
Zurückhaltung bei Vorhersagen zur Zukunft
Ob der aktuelle Grippeimpfstoff ausreichend wirksam ist, dazu wollen die Helmholtz-Experten keine Prognose abgeben. Das ließe sich kaum voraussagen. Im Winter 2014/2015 habe der Impfstoff eher eine schlechte Wirkung.gezeigt. Der Grund sei vor allem gewesen, dass sich das Virus während der Saison verändert habe.
Laut dem Nationalen Referenzzentrum ist die A (H1N1)-Komponente in den diesjährigen trivalenten Impfstoffen
bislang gegen den dominierenden Erreger wirksam. Auch der mit 8% am seltensten auftretende Erreger A (H3N2) soll gut mit den A (H3N2)-Antigenen der aktuellen Impfstoffe reagieren.
Die üblichen trivalenten Impfstoffe enthalten zwei Influenza-A-Stämme und einen B-Stamm. In diesem Jahr sind das die Stämme
- A/California/7/2009 (H1N1)pdm09 (sog. „Schweinegrippe“);
- A/Switzerland/9715293/2013 (H3N2);
- B/Phuket/3073/2013 (Yamagata-Linie).
Die tetravalenten Grippe-Impfstoffe (Fluenz® Tetra und Influsplit® Tetra) enthalten als vierte Komponente den B-Stamm Brisbane/60/2008 (Victoria-Linie).
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.