Schmidt bei Kammer Hessen

E-Health-Gesetz „war das falsche Signal“

Eschborn - 09.03.2016, 17:20 Uhr

Friedemann Schmidt (hier auf dem DAT 2015) besuchte die Kammerversammlung in Hessen (Foto: Schelbert / DAZ).

Friedemann Schmidt (hier auf dem DAT 2015) besuchte die Kammerversammlung in Hessen (Foto: Schelbert / DAZ).


Sichtlich enttäuscht über die Nichtberücksichtigung der Apotheker im E-Health-Gesetz zeigte sich ABDA-Präsident Schmidt am Mittwoch bei der Kammerversammlung in Hessen. Schmollen sei aber keine sinnvolle Reaktion. Schmidt gab außerdem einen kurzen Ausblick auf die Aktivitäten der ABDA hinsichtlich der Bundestagswahl 2017.

„Es ist festzuhalten: Wir sind nicht angemessen berücksichtigt worden.“ Die Enttäuschung über die Missachtung der Apotheker bei der Erstellung des neuen Medikationsplans war dem ABDA-Präsidenten anzusehen, als er am Mittwochvormittag in Eschborn den Delegierten der Hessischen Landesapothekerkammer eine aktuelle Einschätzung der Lage aus Sicht der ABDA gab. Zwar sei die Frage, wer den Medikationsplan als erstes erstellt und wer ihn „nur“ ergänzt, rational betrachtet nicht entscheidend – „und wirtschaftlich sowieso nicht“ – aber es handle sich eben um ein hochemotionales Thema. Auch er selbst sei dabei mit sich „noch nicht so ganz im Reinen“, räumte Schmidt ein. Denn die Entscheidung, die Apotheker nicht einzubeziehen, sei eben auch ein Signal an den Berufsstand gewesen – „und es war das falsche Signal“, wie Schmidt betonte.

Es bringe aber nichts, sich jetzt in die „Schmollecke“ zurückzuziehen. Im Gegenteil, es gelte alles daran zu setzen, dass die Apotheker in der zweiten Stufe des Gesetzes in die Erstellung des dann elektronischen Medikationsplans eingebunden werden. Schmidt zeigte sich durchaus zuversichtlich, dass dies gelingen könne.

„Honorar kann nur abdecken, was es 2004 schon gab“

In der Frage der Honorierung neuer Dienstleistungen stellt Schmidt ein allmähliches Umdenken bei den Krankenkassen fest. Hätten GKV-Vertreter noch bis vor Kurzem auf jedem Podium betont, dass Interaktionschecks oder Medikationsanalysen bereits mit den 8,35 Euro pro Packung abgegolten seien, so seien nun immer mehr Kassen bereit, solche Angebote angemessen zu honorieren.

Für Schmidt ist das nur logisch: Das Honorar von damals 8,10 Euro sei 2004 so berechnet worden, dass es die damals üblichen Tätigkeiten rund um die Arzneimittelabgabe abdeckt. Aber, gibt Schmidt zu bedenken, „von so etwas wie Medikationsmanagement war damals noch überhaupt nicht die Rede!“ Die ABDA müsse deshalb immer wieder klarstellen, dass mit dem Fixum nur die „adhoc-Überprüfung“ des aktuell vorliegenden Rezepts, beispielsweise auf Interaktionen oder Wechselwirkungen, abgedeckt sei, keinesfalls aber prospektive oder retrospektive Betrachtungen der Gesamtmedikation.

Ausblick auf den Bundestagswahlkampf

Als wichtigste Priorität in Hinblick auf den anstehenden Bundestagswahlkampf benannte Schmidt den Erhalt der Struktur im deutschen Apothekenmarkt. Dazu komme die Forderung nach Planungssicherheit, was auch einen Mechanismus für Honoraranpassungen beinhalte, sowie die Stärkung der Rolle der Apotheker. Da man davon ausgehe, dass in der Gesundheitspolitik die gesetzgeberischen Aktivitäten im Herbst 2016 abgeschlossen seien, versuche man nun, diese Forderung in den Wahlprogrammen der Parteien unterzubringen. Denn aus diesen ergäben sich später die Vereinbarungen im Koalitionsvertrag.

Bei der Frage des Strukturerhalts seien die deutschen Apotheker in den vergangenen Jahren sehr erfolgreich gewesen, konstatierte Schmidt. Das sei auch gut so, denn da es in der Arzneimittelversorgung um die Gesundheit von Menschen gehe, seien „disruptive Veränderungen“ unbedingt zu vermeiden. In diesem Zusammenhang äußerte sich Schmidt auch optimistisch, dass der Europäische Gerichtshof (EuGH) die Preisbindung für ausländische Versandapotheken aufrechterhalte. An diesem Grundsatz hänge sehr viel für die deutschen Apotheken, so Schmidt. Eine Aufgabe der Preisgleichheit wäre für ihn jedoch ein Bruch mit den bisherigen Entscheidungen des EuGH.


Dr. Benjamin Wessinger (wes), Apotheker / Herausgeber / Geschäftsführer
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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3 Kommentare

Forderungsausfall

von Reinhard Rodiger am 10.03.2016 um 11:01 Uhr

Wer zur richtigen Zeit nichts fordert braucht sich nicht zu wundern, wenn das nicht oder nur schwer nachzuholen ist.
Es ist die vorgelebte Unklarheit über das Verhältnis von Leistung zu Ertrag., die das Ignorieren leicht macht. Das gilt besonders, da es sich um Patienten/Verbraucherschutz handelt. Dieser Aufwand wird nirgends erfasst und damit verständlich gemacht.

Wer den politisch erzeugten Glaubwürdigkeitsverlust durch Elitetätigkeiten zu ersetzen sucht, darf sich nicht wundern, wenn der Alltag nicht gesehen wird. Da geht es um Vertrauen und Kontakt. Das wird nicht vermittelt.

Wer dann von Strukturerhalt spricht, meint wohl etwas anderes als Transparentmachen der Alltagsleistung. Das ist aber die Voraussetzung für jedes politische Verstehen.

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Die Erkenntnis,

von gabriela aures am 09.03.2016 um 20:51 Uhr

daß nur im Honorar drinnen sein kann, was 2004 schob drinnen war, hätte spätestens seit Einführung und der SANG-UND KLANGLOSEN. Umsetzung der Rabattverträge dämmern müssen. Und bereits da vehement zu neuen "Upgrade-Verhandlungen" führen müssen - wobei es damals sicher irgendeinen Deal gab von Politik und Kassen gegen(über) den Apotheken. Z.B. daß sonst der Abschlag auf 2,30 € steigen müsste oder ein Sparpaket "AMNOG I und II" kommen könnte oder sonstwas völlig Unrealistisches.
Schön, daß endlich jetzt von höchster Stelle wiederholt wird, was "von unten" seit Jahren vorgebetet wurde und wird.
Bißchen arg später Erkenntnisgewinn !

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ernten, was gesät wurde

von Christiane Patzelt am 09.03.2016 um 19:27 Uhr

Werter Herr F.Schmidt,
dies ist ein Ergebnis Ihrer Politik. Wenn Sie sich über dieses Ergebnis beschweren, dann fällt es leider auf Sie und Ihre Begleiter in der ABDA zurück. Ich an der Basis leiste tagtäglich mein Soll, um Patienten schadlos durch die Therapien zu begleiten, die KollegInnen bilden sich zur Zeit wie verrückt weiter (die Seminare und FoBis sind voll wie lange nicht), das nützt aber nichts, wenn Sie nicht verstehen, wie der Hase in der Politik läuft. Und wenn Sie das nicht verstehen, ist das verzeihlich - unverzeihlich wird es nur, wenn Sie sich nicht mal langsam professionelle Hilfe holen! Himmeldonnerwetter..undzwirn....

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