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Die Weltgesundheitsorganisation hat ein neues Informationsblatt zur Notfallverhütung veröffentlicht. Zum ersten Mal empfiehlt die WHO Levonorgestrel und Ulipristal – und zwar gleichermaßen. In puncto Wirksamkeit sieht sie allerdings Vorteile für Ulipristal.
In ihrer 276-Seiten umfassenden Veröffentlichung „Medical eligibility criteria for contraceptive use“, die Ende Februar in aktualisierter Fassung erschienen ist, widmet sich die WHO auch dem Thema Notfallkontrazeption.
Bislang hatte die WHO neben der Kupfer-Spirale und der Yuzpe-Methode, die Levonorgestrel (LNG)-haltige „Pille danach“ zur Notfallkontrazeption empfohlen. Die Veröffentlichung „Fact sheet on the safety of levonorgestrel-alone emergency contraceptive pills“, die die Sicherheit dieser Methode bestätigt, stammt aus dem Jahr im 2010. Jetzt hat die WHO ihre Empfehlungen um den neueren Wirkstoff Ulipristal (UPA) ergänzt und diese zusätzlich in Informationsblatt veröffentlicht.
Keine Präferenz
Die WHO gibt dabei keine Empfehlung für den einen oder den anderen Wirkstoff. Lediglich bei der Wirksamkeit sieht sie eine leichte Überlegenheit von UPA, das den vorliegenden Daten zufolge Schwangerschaften in mindestens 98 Prozent der Fälle verhindert. Das gilt der WHO zufolge insbesondere dann, wenn die UPA-haltige „Pille danach“ innerhalb von 72 Stunden nach dem Sex eingenommen wird.
Die Wirksamkeit von LNG wird auf 52 bis 94 Prozent
beziffert. LNG wird von der WHO nach wie
vor als sicher erachtet. Zu UPA findet sich unter dem Punkt „Sicherheit“ auf
dem Informationsblatt keine Aussage, ebenso wenig wie unter „Wirkmechanismus". Im Vorspann gibt es aber der Hinweis, dass keine Notfallverhütung-Methode eine bereits bestehende Schwangerschaft beenden kann. Laut WHO ist auch keinen negativer Einfluss auf einen bereits eigenisteten Embyro bekannt.
Grundsätzlich erachtet die WHO beide Wirkstoffe als geeignet zur Notfallkontrazeption und zwar für einen Zeitraum von bis zu 120 Stunden nach dem ungeschützten Verkehr. Das zulassungsgemäße Zeitfenster für LNG endet allerdings bereits nach 72 Stunden.
Keine medizinische Kontraindikation
Darüber hinaus gibt es für die WHO keine medizinische Kontraindikation für die „Pille danach“. Lediglich Schwangere sollten von einer Einnahme absehen. Nach allem, was man bisher weiß, schade eine versehentliche Einnahme trotz bestehender Schwangerschaft aber weder der Mutter noch dem ungeborenen Kind, heißt es. Nach UPA sollte eine Stillpause von acht Tagen eingelegt werden.
Zum Thema Gewicht vertritt die WHO folgende Auffassung: LNG und UPA dürfen auch von übergewichtigen Frauen ohne Einschränkung angewendet werden. Sie könnten ab einem BMI über 30 kg/m2 möglicherweise weniger wirksam sein. Frauen mit höherem BMI, die Notfallkontrazeption benötigen, sollte der Zugang aber nicht verwehrt werden, so die WHO.
Notfallverhütung als fester Bestandteil der Aufklärungsarbeit
Auch bei wiederholter Einnahme der „Pille danach“ sieht die WHO für keinen der Wirkstoffe aus medizinischer Sicht Einschränkungen. Sie weist aber darauf hin, dass Notfallkontrazeption nur zur gelegentlichen Anwendung gedacht ist. Zumal eine wiederholte Einnahme das Risiko für Nebenwirkungen erhöht. Mehrfache Nachfrage nach Notfallkontrazeptiva ist laut WHO ein Indikator, dass die jeweiligen Frauen einer weitergehenden Beratung zu geeigneten Verhütungsmöglichkeiten benötigen.
Nach Ansicht der WHO sollten grundsätzliche alle Frauen und Mädchen, die dem Risiko einer ungewollten Schwangerschaft ausgesetzt sind, Zugang zu Notfallkontrazeptiva haben, heißt es dort. Das Thema Notfallverhütung sollte nach Ansicht der WHO fester Bestandteil der Aufklärungsarbeit sein.
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