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- Frauen sind anders krank
Wenn Männer krank sind, beklagen sie sich nach landläufiger Meinung deutlich mehr als Frauen. Dafür fehlen Frauen dann öfter im Job. Das liegt unter anderem an den unterschiedlichen Erkrankungen – aber auch das Kinderkriegen spielt eine Rolle.
Frauen melden sich häufiger krank als Männer. Nach einer Studie der Krankenkasse DAK-Gesundheit lag ihr Krankenstand im vergangenen Jahr um 14 Prozent höher. Demnach fehlten täglich 44 von 1000 Frauen bei der Arbeit, bei Männern waren es 39 von 1000. Dies geht aus dem neuen DAK-Gesundheitsreport hervor, der am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde. Der vielzitierte „kleine Unterschied“ sei damit viel größer als gedacht, so DAK-Vorstandschef Herbert Rebscher.
Männer haben Herzerkrankungen, Frauen Depressionen
Den Krankschreibungen liegen dabei auch unterschiedliche Erkrankungen zugrunde. So fehlten Männer in allen Altersgruppen sehr viel öfter wegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Job als Frauen (+ 65 Prozent mehr Fehltage). Bei Verletzungen hatten Männer fast doppelt so viele Fehltage (+ 48 Prozent). Gründe sind hier zum einen die höhere Risikobereitschaft sowie andere Tätigkeiten im Beruf.
Frauen fehlten hingegen öfter wegen psychischer Erkrankungen als Männer (+ 67 Prozent). Vor allem wegen Depressionen. Der größte Geschlechterunterschied beim Krankenstand zeigt sich laut DAK-Gesundheitsreport aber bei Krebserkrankungen: Hier hatte die Frauen 74 Prozent mehr Fehltage als Männer. Insgesamt ist das Risiko an Krebs zu erkranken bei Frauen und Männern zwar gleich. Krebs trifft Männer jedoch meist im höheren Alter – ab etwa 60 Jahren. Prostatakrebs ist bei ihnen am weitesten verbreitet. Bei Frauen tritt vor allem Brustkrebs auf und das meist schon im Erwerbsleben.
Bei Frauen nehmen zudem Komplikationen während der Schwangerschaft eine nicht zu unterschätzende Rolle sein. Über alle Altersgruppen hinweg erklären sich dadurch immerhin 12,3 Prozent der Unterschiede von Frauen und Männern beim Krankenstand.
Frauen gehen öfter zum Arzt
Frauen und Männer gehen zudem unterschiedlich mit ihren persönlichen Befinden um: Berufstätige Männer gingen im Durchschnitt 4,2 Mal im Jahr zum Arzt – berufstätige Frauen hingegen sieben Mal en. Selbst bei einer Betrachtung ohne Vorsorgeuntersuchungen und schwangerschaftsbedingten Behandlungen wurden Frauen häufiger behandelt.
Unterschiede bei Arzneimittelverordnungen
Der DAK-Gesundheitsreport hat überdies die Arzneimittelverordnungen von Frauen und Männern genauer unter die Lupe genommen. Auf Rang eins der häufigsten Verordnung stehen sowohl bei Männern als auch bei Frauen Antibiotika zur systematischen Anwendung. Etwa ein Viertel der Männer, jedoch ein Drittel der Frauen haben solche Medikamente verordnet bekommen. Auch auf Rang zwei gibt es noch keinen Geschlechterunterschied – hier stehen Antiphlogistika und Antirheumatika. Etwa jeder vierte Mann und etwa jede vierte Frau haben Medikamente aus dieser Gruppe verschrieben bekommen.
Mittel mit Wirkung auf das Renin-Angiotensin-System, zu denen solche zur Behandlung der Hypertonie gehören, bekommen Männer und Frauen ebenfalls häufig verordnet. Bei den Männern stehen sie im Ranking allerdings bereits auf Rang drei– bei Frauen auf Rang 6. Noch weiter auseinander gehen die Verordnungen von Schilddrüsentherapeutika. Sie wurden fast jeder sechsten Frau (17,4 Prozent) verordnet, aber nur 3,6 Prozent der Männer. Frauen nahmen zudem öfter Psychopharmaka ein: So bekam rund jede elfte Frau im vergangenen Jahr eine Verordnung für Antidepressiva, aber nur jeder zwanzigste Mann.
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